Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 22
»Dina, Fred und Lo und Leski«, sagte Lennart, »und sie haben immer wieder gesagt, daß er der rechtmäßige Erbe ist und ich verschwinden muß.«
»Er phantasiert, er ist nicht bei Sinnen, wer ist das überhaupt? Ich habe diesen Mann nie gesehen.«
»Sein Gesicht wurde zerstört, er hat ein neues bekommen«, sagte Anouk, »aber sein Körper weist noch alle Wunden auf, die ihm zugefügt wurden. Er war Konrad Allwoerden. Er hat sich lange Zeit nicht mehr daran erinnern können.«
»Jetzt heiße ich Lennart van Eicken, und das wird so bleiben. Ich verzichte auf den Namen, der mit Schmutz besudelt wurde.«
»Ich bin auch ein Allwoerden, ich wurde immer benachteiligt«, echauffierte sich Fred.
»Das ist nicht meine Schuld, aber ich sollte dafür sterben.«
»Das ist doch alles Irrsinn! Wer soll das denn glauben?« schrie Fred unbeherrscht.
»Ich zum Beispiel«, ertönte Inspektor Hellers Stimme. »Der Spuk ist vorbei, wir haben Maleski und er packt aus. Er hört gar nicht mehr auf zu reden, um seine Haut zu retten. Jetzt sind Sie an der Reihe, Herr Römer. Sie sind verhaftet wegen mehrfachen Betruges und Mordversuchs an Konrad Allwoerden.«
»Ich sage nichts ohne meinen Anwalt«, sagte Fred.
*
»Ist dieser Spuk wirklich vorbei, Anouk?« fragte Lennart, als sie zu Anouks Haus fuhren. »War es vielleicht solch ein böser Traum, wenn ich aufwache?«
»Du bist wach, und jetzt kann dein neues Leben richtig beginnen. Du mußt überlegen, was aus deiner Firma werden soll.«
»Das soll Dirk tun. Habe ich wirklich so ausgesehen wie Fred?«
Soviel Fragen brannten ihm auf der Zunge, und es würde noch eine ganze Zeit dauern, bis er alles auf die Reihe bringen konnte, aber Anouk war ja bei ihm und würde ihm helfen.
»Du mußt Malena fragen, was euch unterscheidet, aber ich weiß, daß du einen ganz anderen Charakter hast als er. Wußtest du von ihm?«
Sein Gesicht verschloß sich. »Nicht so genau. Meine Eltern sprachen über ihre Probleme nur hinter verschlossenen Türen, aber sie hatten viele Probleme. Fragen durfte ich nicht stellen, so bekam ich auch keine Antworten. Ich glaube jetzt, daß Fred immer irgendwie existent war, wenn auch im negativen Sinne. Diese Affäre stand immer zwischen meinen Eltern. Es war keine Liebe da, sie blieben wohl nur zusammen wegen des Prestiges. Vielleicht wird Fred mehr darüber sagen. Wie sehr muß er mich gehaßt haben, daß all dies geschehen konnte!«
Es sollte alles bekannt werden. Maleski und Fred schoben sich gegenseitig die Schuld zu. Fred sagte, daß Maleski die Firma übernehmen wollte, um einen Deckmantel für seine dubiosen Geschäfte zu haben. Kattler sagte aus, wie der Schmuggel funktionierte. Er kannte Fred schon lange und hatte ihn auf die Übernahme vorbereitet. Da Freds Ähnlichkeit mit Konrad wirklich groß gewesen war, hatten in seinem Gesicht nur ein paar Korrekturen vorgenommen werden müssen. Das meiste aber war von Maleski und Nadine geplant worden, die zu gegebener Zeit Fred auch ausschalten wollten, wie Kattler aussagte. Abgründe hatten sich da aufgetan, und wäre Anouk nicht gewesen, hätte Lennart die Verzweiflung gepackt. Er hatte sich verändert, nicht nur sein Gesicht, das stellte Malina fest, die ihn jetzt öfter sah und beobachten konnte.
Er wollte die Firma umbenennen in Ambach und Co. und offiziell gar nicht mehr in Erscheinung treten. Er meinte, daß sie bei Dirk und Malena in guten Händen sei. Er wollte mit Anouk nach Südafrika fliegen, um Thilo Röttgen zu besuchen und alles selbst erzählen. Vor allem wollte er ihm die Frau vorstellen, durch die sein Leben wieder lebenswert geworden war. Aber er war auch dankbar für die Freunde, die ihm beigestanden hatten, die auch zu einem Teil seines neuen Lebens geworden waren. Natürlich wollte er auch mit Dirk und Malena zusammenarbeiten, um der Firma ihren guten Ruf zurückzugeben.
*
Bevor sie ihre Reise antraten, gaben sie sich ohne jedes Aufsehen auf dem Standesamt ihr Jawort. Dirk und Fee Norden waren die Trauzeugen. Die kirchliche Trauung wollten sie nachholen, wenn sie von Südafrika zurück waren und der Prozeß vorbei war. Alle, die wußten, wie tief die Wunden waren, die Lennart geschlagen worden waren, verstanden ihre Entscheidung.
Letztlich blieb nur die Liebe, die alle Wunden heilen konnte, sie vertrieb die Schatten, sie gab ihnen die Kraft für eine noch unbekannte Zukunft. Die Liebe, die Lennart und Anouk verband, hatte sich in schweren Tagen bewährt, sie würde allen Gefahren trotzen.
Fee und Daniel Norden wußten, was Liebe alles vermochte. Sie gaben Lennart und Anouk mit ihren Wünschen für den Beginn ihres gemeinsamen Lebens diese Worte auf den Weg:
»Es gibt in Wahrheit kein letztes Verständnis ohne Liebe. Sie wird immer stärker sein als Haß und gibt die Kraft, alle Widerstände zu besiegen.«
»Das werden wir uns auch einprägen, Dirk«, sagte Malena nachdenklich.
»Ich habe dir doch schon öfter gesagt, daß ich dich liebe«, erwiderte er.
»Mit den drei Worten ist es nicht getan. Haben wir nicht aneinander gezweifelt, hatten wir uns nicht schon aufgegeben?«
»Wir haben uns wiedergefunden und alle Zweifel besiegt«, erklärte Dirk, »und schließlich haben wir auch viel Zeit, uns und andern zu beweisen, daß uns die wahre Liebe verbindet. Wenn du willst, können wir gleich heiraten.«
So war es, und so liebte sie ihn. »Wir heiraten erst, wenn Anouk und Lennart zurück sind«, erklärte sie.
»Hoffentlich bleiben sie nicht zu lange weg.«
Sie kamen schon nach drei Wochen zurück, länger hatte es Lennart nicht ausgehalten an dem Ort, an dem er ein anderer wurde durch ärztliche Kunst. Thilo Röttgen war stolz auf das Ergebnis und voller Freude, daß Lennart Anouk gefunden hatte. Für ihn war das Verstehen wichtiger als die Liebe, für die er, wie er zugab, nie richtig Zeit und auch nicht die richtige Partnerin gefunden hatte. Die Menschen waren verschieden, und jeder konnte auf seine Weise sein Leben meistern. Aber Lennart van Eicken, der seinen Namen vererbte, hätte sich unendlich gefreut, daß er mit soviel Stolz getragen und geschätzt wurde und er würde weitervererbt werden. Die Freude darauf konnten Anouk und Lennart schon auf der Heimreise genießen, und das Glück leuchtete aus ihren Augen, als sie es Malena und Dirk am Tage ihrer Hochzeit verkündeten, daß sie sich auf ein Kind freuen durften. Ein neues Jahr und ein neues Jahrtausend hatte begonnen. Was es ihnen bringen würde, wußten sie nicht, aber ihre Liebe sollte durch nichts zu erschüttern sein.
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