Ich schenke dir mein Herz. Barbara Cartland

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Ich schenke dir mein Herz - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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auch einem Orden beitreten, ich werde dich nicht daran hindern.”

      „Nein, nein. Das könnte ich nicht tun”, entgegnete Melita. „Aber Martinique... das ist das andere Ende der Welt.”

      Sie sah den Ausdruck ihrer Stiefmutter und verstand, daß gerade dieser Umstand ihr sehr gelegen kam.

      „Ich habe noch nie jemanden unterrichtet. Ich weiß nichts darüber”, sagte Melita.

      „Das Kind ist noch sehr jung”, erwiderte Lady Cranleigh. „Dein Vater hat genügend Kosten und Mühen in deine Erziehung gesteckt, und außerdem liest du sehr viel, so daß du eigentlich fähig sein solltest, einer kleinen Kreolin von deinem Wissen etwas abzugeben.”

      „Aber wenn mich der Graf und die Gräfin nicht mögen, was mache ich dann?”

      „Ich würde dir empfehlen, dafür zu sorgen, daß sie dich mögen”, sagte Lady Cranleigh. „Sonst mußt du nach England zurückschwimmen.”

      Sie stand auf und sah Melita feindselig an.

      „Ich habe den Brief des Comte bereits beantwortet und ihm mitgeteilt, daß du mit dem Schiff kommen wirst, das in zwei Wochen von Southampton abfährt. Ich werde die Passage bis nach Martinique bezahlen, und ich werde dir etwas Geld geben. Das ist weit mehr als das, was dein Vater an Werten hinterlassen hat, du kannst dich glücklich schätzen, daß du es bekommst.”

      „Und wenn ich das Geld ausgegeben habe?” fragte Melita.

      Ein Strahl der Wintersonne hatte sich durch das Fenster gestohlen und ließ ihr helles Haar erstrahlen. Sie sah sehr hübsch und zerbrechlich aus.

      „Von mir aus kannst du verhungern, es würde mich nicht interessieren”, war die Antwort Lady Cranleighs. Dann ging sie hinaus und warf die Tür hinter sich zu.

      Die nächsten Tage erschienen Melita wie ein Alptraum, aus dem sie nicht erwachen konnte. Sie begann mit dem Packen und achtete darauf, daß sie nicht nur ihre eigenen Besitztümer mitnahm, sondern vor allem auch viele Gegenstände, die ihrer Mutter gehört hatten.

      Immer wieder dachte sie daran, daß sie England für immer verlassen sollte. Angstvoll malte sie sich aus, daß sie, weil sie keine gute Gouvernante war, entlassen wurde. Vor ihren Augen sah sie ihr letztes Geld dahin schmelzen, bevor sie eine neue Stellung bekam.

      Ich werde wahrscheinlich verhungern, dachte sie außer sich vor Angst. Dann aber erschien ihr im Geiste der letzte Ausweg, sie konnte sich ins Meer stürzen. Das würde nicht schwer sein, wenn es sie doch wieder mit ihren Eltern vereinte. Dann endlich wäre sie nicht mehr so allein, wie sie es jetzt war. Allein in einer feindlichen Welt, wo sie sich zu niemandem flüchten konnte.

      Kurz dachte sie auch einmal daran, doch Kontakt zu ihren Verwandten in Northumberland aufzunehmen. Aber dann führte sie sich vor Augen, daß sie für diese Leute ohne Geld nur eine Belastung darstellen konnte. Und so verwarf sie den Gedanken wieder.

      Es gab für sie tatsächlich keine andere Wahl, als die Befehle ihrer Stiefmutter auszuführen. Und das hieß, ihre Koffer zu packen und nach Southampton zu fahren.

      Da sie sich zu unsicher fühlte, jemandem etwas beizubringen, packte sie auch eine Anzahl von Büchern ihres Vaters ein. So hatte sie das Gefühl, den Kontakt zu ihm auch in der neuen Welt nicht zu verlieren.

      Gleichzeitig vermittelten ihr die Bücher aber auch wieder ein Gefühl der Trauer. Denn sie mußte daran denken, wie sie ihre Lieblingsbücher gemeinsam mit ihrem Vater gelesen hatte. Die Tränen standen ihr in den Augen, als sie einen Gedichtband in Händen hielt, und es war ihr, als hörte sie die tiefe Stimme ihres Vaters daraus rezitieren.

      Bis zum Schluß hoffte sie, daß noch irgendein Wunder sie vor der Überfahrt bewahren würde. Aber als ihr Schiff dann aus dem Hafen von Southampton segelte, waren ihre Augen blind vor Tränen, so daß sie keinen letzten Blick auf ihr Heimatland werfen konnte.

      Sie hätte auch nicht viel sehen können, denn es war ein grauer, regnerischer Tag. Der Himmel hing voll schwerer Wolken, und die See war so schwarz wie Stahl. Ganz im Gegensatz zu der lebhaften Brandung, die sich am Strand von Martinique brach, wo das Meer und der Himmel die Farben von Melitas Augen hatten.

      Als das Schiff nun auf den langen Hafendamm zuhielt, sah sie die unzähligen kleinen Boote, die sich im Hafenbecken tummelten. Manche waren an Bojen vertäut, andere segelten vor dem Wind, und eine große Anzahl von Dreimastern ankerte nahe dem Hafen. Fahnen und Flaggen flatterten von ihren Masten und verliehen dem Hafen eine festliche Atmosphäre.

      Das Paris der Westindischen Inseln, dachte Melita bei sich, und sie wußte, daß, wie immer auch die Stadt sein mochte, es sie nicht stören würde.

      Sie hatte aus dem Brief des Grafen an Lady Cranleigh entnommen, daß das Schloß, in dem sie wohnen würde, nicht in St. Pierre, sondern etwas außerhalb lag.

      ,Ich selbst werde die Dame, die Sie uns geschickt haben, im Hafen empfangen’, hatte der Comte in eleganter Schrift geschrieben. Und ich versichere Ihnen, daß wir alles tun werden, daß sie sich hier wie zu Hause fühlt.

      Wie sollte sie sich jemals unter Fremden in einem fremden Land heimisch fühlen? dachte sie. Und doch war Martinique nicht nur fremdartig, es war wunderschön.

      Wie sie aus einer kleinen Landkarte wußte, die sie sich in London in Moodys Buchladen besorgt hatte, lag nördlich von St. Pierre der Mont Pelée und südlich die Stadt Fort de France. Aus der Geschichte der Insel ging hervor, daß Martinique 1502 von Columbus entdeckt worden war. Er fand die Eingeborenen, die dort lebten nicht sehr freundlich und segelte weiter. Später dann wurde Martinique von den Franzosen zur französischen Kolonie gemacht. Es wurde mehrere Male von Fremden, darunter auch einmal von Engländern, erobert. Aber schließlich kehrte es zurück zu Frankreich und blieb französisches Territorium.

      Melita hatte zwar mit ihrem Vater Paris besucht. Aber er hatte nie einen diplomatischen Posten in Frankreich gehabt, so daß sie jetzt wünschte, sie wüßte mehr über die Franzosen.

      Was wußte sie von den einfachen Leuten? Sie hatte den Eindruck, daß sie sich sehr von dem englischen Volk unterschieden. Nicht zuletzt hatten ihre Länder von Zeit zu Zeit im Krieg gegeneinander gestanden.

      Vielleicht werden die Leute hier etwas gegen mich haben, nur weil ich Engländerin bin, dachte Melita erschrocken. Sie war nervös wie nie zuvor, als das Schiff der Landungsbrücke näher kam.

      Dann ging sie hinunter zu ihrer Kabine und streifte sich einen Umhang aus Seidentaft über, der nach der neuesten Mode in London genäht worden war.

      Sie hatte sich vorgenommen, auf gar keinen Fall in ihrer neuen Position als eine geduckte, eingeschüchterte Gouvernante zu erscheinen, die von den Launen ihrer Vorgesetzten abhängig war. Sie hatte aus diesem Grunde einen Brillantring ihrer Mutter verkauft, um sich genügend neue Garderobe anschaffen zu können.

      Als ihre Stiefmutter bemerkt hatte, was sie tat, hatte sie kurz gesagt: „Wenn du es für richtig hältst, deine einzigen Wertgegenstände zu verkaufen und in Kleidung zu stecken, kann ich dich nicht aufhalten. Mich brauchst du aber nicht um mehr Geld zu bitten, von mir bekommst du nichts mehr.”

      Melita hatte nicht geantwortet, aber sie hatte gewußt, daß sie ihre Stiefmutter nie um etwas bitten würde.

      Ihr Vater hatte ihr beigebracht, wie man mit Büchern umgeht, und von ihrer Mutter hatte sie das Nähen gelernt.

      „Jede

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