Ich schenke dir mein Herz. Barbara Cartland
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„Im Gegenteil, das wäre wundervoll, dann kann ich etwas von der Landschaft sehen. Sie scheint sehr schön zu sein.”
Der Blick des Comte lag auf ihrem Gesicht, und in ihm war ein Ausdruck, der sie etwas einschüchterte. Sie hatte den Eindruck, als wollte er sagen, daß auch sie sehr schön sei. Dann aber rief sie sich zur Vernunft und sagte sich, daß er wohl lediglich noch immer erstaunt über ihre Jugend war.
Die große Kutsche war sehr geräumig und wurde von zwei Pferden gezogen. Zwei Kutscher kümmerten sich um das Gepäck. Sie verstauten es hinten in der Kutsche und auf dem Dach. Das Handgepäck wurde auf die Polster gelegt.
Der Comte achtete auf sorgfältige Arbeit, und als alles fertig war, führte er Melita zu der offenen Kutsche. Sie war sehr sportlich und sah den Kutschen, die sie in Paris in den Parks hatte fahren sehen, sehr ähnlich.
Der Graf half Melita in die Kutsche und nahm die Zügel, so daß der Kutscher, der die Pferde gehalten hatte, auf den Hintersitz sprang.
Melita bemerkte, daß er eine Livree mit Wappenknöpfen und eine Kokarde am Hut trug, ganz wie die Diener in England.
Sie fuhren durch die Straßen, und Melita konnte einen Blick auf die großen Gebäude werfen, auch auf das mit den zwei Türmchen, das sie vom Schiff aus gesehen hatte. Und sie erkannte, daß es tatsächlich die Kathedrale war. Auch das Rathaus war ein eindrucksvoller Bau mit einer großen Uhr über dem Haupteingang.
Die Wohnhäuser hatten rote Ziegeldächer, und die Fenster waren ohne Glas, wie allgemein üblich im tropischen Klima. Viele der Straßen, durch die sie kamen, waren sehr eng, aber die große Hauptstraße, die am Meer entlangführte, war breit und schattig von den Bäumen, die dort standen und herrliche Blüten trugen.
Überall wuchsen Blumen, der rote Hibiskus und die purpurroten bis rosa oder orangefarbenen Blüten des Bougainvillea.
„Nun, wie gefällt es Ihnen?” fragte der Comte, nachdem sie eine Weile gefahren waren.
„Es ist... wunderschön, viel schöner, als ich es erwartet hatte”, sagte Melita.
„Kommen Sie aus London?”
„Ja.”
„Und Sie glauben, man könnte es mit so einer ehrfurchterbietenden Stadt vergleichen?”
„Ich habe es eher mit Paris verglichen”, antwortete Melita. „Es ist doch das Paris der Karibik.”
„Es ist eine gute Imitation, aber eben eine Imitation”, sagte der Comte.
„Wären Sie lieber in Paris?”
„Manchmal schon”, antwortete er lächelnd. „Aber weitaus öfter bin ich sehr glücklich hier in dem Sonnenschein und der Fröhlichkeit Martiniques.”
„Leben Sie schon lange hier?” Melita wußte, daß sie zu viele Fragen stellte. Aber sie war an allem interessiert.
„Mein Vater und meine Mutter sind schon vor meiner Geburt nach Martinique gekommen. Aber ich bin oft zu Besuch in Paris, ich bin auch dort aufgewachsen.”
Melita hätte ihm gerne noch mehr Fragen gestellt, aber sie sagte sich, daß es nicht an ihr war, Neugierde zu zeigen. Passender war es, wenn er sie nach ihrer Herkunft fragte.
Aber bevor es dazu kam, hielt er vor einem Restaurant am Meer. Es sah typisch französisch aus mit seinen bunten Markisen. Sie traten ein. Die Tische standen in einem Innenhof, in dessen Mitte ein Springbrunnen sprudelte, der eingefaßt war von Blumenbeeten.
„Wie schön!” rief Melita aus.
„Ich kann Ihnen versichern, daß das Essen genauso gut ist”, sagte der Comte lächelnd.
Der Wirt eilte herzu.
„Bonjour, Monsieur le Comte, darf ich Sie zu Ihrem üblichen Tisch führen?”, grüßte er. „Bonjour, Madame.”
„Mein Gast, Mademoiselle Cranleigh, ist soeben aus England hier eingetroffen”, erzählte der Comte. „Und dies hier ist das erste Restaurant, das sie besucht, ich hoffe nicht, daß sie enttäuscht wird.”
„Mais non, Monsieur le Comte! Das ist unmöglich. M’mselle wird das beste Menü bekommen, das sie je gegessen hat.”
Sie wurden zu einem Tisch in einer Nische geführt. Die Wände waren mit kunstvollen Wandgemälden bemalt. Und der Bougainvillea, der überall wuchs, hatte auch hier mit seinen bunten Blüten alles in ein Farbenmeer verwandelt.
„Als ich England verließ, war es grau und kalt, und die Novembernebel wehten durch die Straßen”, berichtete Melita nachdenklich.
Der Comte lächelte sie an. Er legte seinen Hut auf einen leeren Stuhl und stellte Melitas Tasche daneben. Die Tasche hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Sie sah sehr wertvoll aus, sie war aus Krokodilleder und hatte ihre Initialen eingeprägt.
„Was haben Sie darin transportiert?” fragte er. „Die Kronjuwelen?”
„Nein, nur meine eigenen, Monsieur”, antwortete Melita. „Und die sind praktisch kaum vorhanden.”
„Aber die wenigen werden dann wahrscheinlich in einer sehr eindrucksvollen Schatulle aufbewahrt.”
„Es gehörte alles meiner Mutter.”
„War sie so schön wie Sie?”
Melita errötete.
„Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann.”
„Sie müssen mir alles über sich erzählen”, forderte der Comte. „Ich bin noch immer überrascht über Ihre Erscheinung. War ich so dumm, daß ich etwas anderes erwartet hatte, oder war Ihre Stiefmutter so gleichgültig Ihnen gegenüber?”
Melita war erstaunt, daß er so scharfsichtig war.
„Meine Stiefmutter wollte mich los sein”, erklärte sie leise.
„Das kann ich gut verstehen”, antwortete der Graf.
Wieder war sie überrascht, wie schnell er die Situation, ohne zu fragen, erfaßte.
„Und so hat sie Sie an das andere Ende der Welt geschickt”, sagte er. „Ich war immer überzeugt, daß Martinique von den Göttern bevorzugt würde.”
„Gibt es auf Martinique Götter?” fragte Melita, die gerne das Thema wechseln wollte, da es ihr peinlich war. „Ich dachte, es gäbe nur Voodoo, das mit den Sklaven aus Afrika hier herübergekommen ist.”
„Das haben wir auch”, antwortete der Comte. „Sehr viel sogar. Aber ich stelle mir gerne vor, daß die Götter, die auf dem Olymp thronen, auch auf unseren hohen Bergen zu Hause sind. Sie haben kegelförmige Gipfel, und wenn die Wolken niedrig sind, sehen sie sehr geheimnisvoll und aufregend aus.”
„Darauf bin ich sehr neugierig”, sagte Melita.
„Ich