Die wichtigsten Werke von Novalis. Novalis
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Novalis - Novalis страница 43
Bekannt doch heimlich sind die Züge,
So kindlich und so wunderbar;
Es spielt die Frühlingsluft der Wiege
Gar seltsam mit dem Silberhaar.
Das Kind faßt bebend seine Hände,
Es ist des Buches hoher Geist,
Der ihm der sauern Wallfahrt Ende
Und seines Vaters Wohnung weist.
Du kniest auf meinem öden Grabe,
So öffnet sich der heilge Mund,
Du bist der Erbe meiner Habe,
Dir werde Gottes Tiefe kund.
Auf jenem Berg als armer Knabe
Hab ich ein himmlisch Buch gesehn,
Und konnte nun durch diese Gabe
In alle Kreaturen sehn.
Es sind an mir durch Gottes Gnade
Der höchsten Wunder viel geschehn;
Des neuen Bunds geheime Lade
Sahn meine Augen offen stehn.
Ich habe treulich aufgeschrieben,
Was innre Lust mir offenbart,
Und bin verkannt und arm geblieben,
Bis ich zu Gott gerufen ward.
Die Zeit ist da, und nicht verborgen
Soll das Mysterium mehr sein.
In diesem Buche bricht der Morgen
Gewaltig in die Zeit hinein.
Verkündiger der Morgenröte,
Des Friedens Bote sollst du sein.
Sanft wie die Luft in Harf und Flöte
Hauch ich dir meinen Atem ein.
Gott sei mit dir, geh hin und wasche
Die Augen dir mit Morgentau.
Sei treu dem Buch und meiner Asche,
Und bade dich im ewgen Blau.
Du wirst das letzte Reich verkünden,
Was tausend Jahre soll bestehn;
Wirst überschwenglich Wesen finden,
Und Jakob Böhmen wiedersehn.
Anfang
Es kann kein Rausch sein – oder ich wäre nicht
Für diesen Stern geboren – nur so von ohngefähr
In dieser tollen Welt zu nah an
Seinen magnetischen Kreis gekommen.
Ein Rausch wär wirklich sittlicher Grazie Vollendetes Bewußtsein? – Glauben an Menschheit wär Nur Spielwerk einer frohen Stunde –? Wäre dies Rausch, was ist dann das Leben?
Soll ich getrennt sein ewig? – ist Vorgefühl
Der künftigen Vereinigung, dessen, was
Wir hier für Unser schon erkannten,
Aber nicht ganz noch besitzen konnten –
Ist dies auch Rausch? so bliebe der Nüchternheit,
Der Wahrheit nur die Masse, der Ton, und das
Gefühl der Leere, des Verlustes
Und der vernichtigenden Entsagung.
Womit wird denn belohnt für die Anstrengung
Zu leben wider Willen, Feind von sich selbst zu sein
Und tief sich in den Staub getreten
Lächelnd zu sehn – und Bestimmung meinen.
Was führt den Weisen denn durch d[es] Lebens Tal,
Als Fackel zu dem höheren Sein hinauf –
Soll er nur hier geduldig bauen,
Nieder sich legen und ewig tot sein.
Du bist nicht Rausch – du Stimme des Genius,
Du Anschaun dessen, was uns unsterblich macht,
Und du Bewußtsein jenes Wertes,
Der nur erst einzeln allhier erkannt wird.
Einst wird die Menschheit sein, was Sophie mir
Jetzt ist – vollendet – sittliche Grazie
Dann wird ihr höheres Bewußtsein Nicht mehr verwechselt mit Dunst des Weines.
Antwort an Carolinen
Den Trost, den ich für mich, oft hoffnungslos, entbehre,
Wenn meine Seele matt im Grübeln sich verliert,
Und sie aus dieser engen Sphäre
Ein guter Engel nicht entführt;
O! diesen Trost in andern zu beseelen
Ward nicht umsonst mir zum Ersatz verliehn –
Für andre glaub ich viel, für andre kann ich wählen,
Und neue Saiten auf in fremden Busen ziehn.
Verzweifle nicht an dem, wozu in Deinem Herzen
Längst jeder Ton zum andern widerklang –
Du bist bestimmt zu Freuden und zu Schmerzen,
Die der nicht fühlt, dem zum Empfang
Kein beßrer Genius das Lied der Weihe sang.
Ausharrende Geduld – ward diese Dir beschieden –
So sage zum voraus dem Schicksal warmen Dank:
Der lange Kampf beschließt – und golden naht der Frieden.
Des Schicksals Lieblinge erzieht es lang und rauh.