Die wichtigsten Werke von Novalis. Novalis

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Die wichtigsten Werke von Novalis - Novalis

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Wem heilige Glut

       In zitternde Wellen das Herz schmolz,

       Wem das Auge aufging,

       Daß er des Himmels

       Unergründliche Tiefe maß,

       Wird essen von seinem Leibe

       Und trinken von seinem Blute

       Ewiglich.

       Wer hat des irdischen Leibes

       Hohen Sinn erraten?

       Wer kann sagen,

       Daß er das Blut versteht?

       Einst ist alles Leib,

       Ein Leib, In himmlischem Blute Schwimmt das selige Paar. – O! daß das Weltmeer Schon errötete, Und in duftiges Fleisch Aufquölle der Fels! Nie endet das süße Mahl, Nie sättigt die Liebe sich. Nicht innig, nicht eigen genug Kann sie haben den Geliebten. Von immer zärteren Lippen Verwandelt wird das Genossene Inniglicher und näher. Heißere Wollust Durchbebt die Seele, Durstiger und hungriger Wird das Herz: Und so währet der Liebe Genuß Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Hätten die Nüchternen Einmal gekostet, Alles verließen sie, Und setzten sich zu uns An den Tisch der Sehnsucht, Der nie leer wird. Sie erkannten der Liebe Unendliche Fülle, Und priesen die Nahrung Von Leib und Blut.

      VIII.

       Inhaltsverzeichnis

      Weinen muß ich, immer weinen:

       Möcht er einmal nur erscheinen,

       Einmal nur von Ferne mir.

       Heilge Wehmut! ewig währen

       Meine Schmerzen, meine Zähren;

       Gleich erstarren möcht ich hier.

      Ewig seh ich ihn nur leiden,

       Ewig bittend ihn verscheiden.

       O! daß dieses Herz nicht bricht,

       Meine Augen sich nicht schließen,

       Ganz in Tränen zu zerfließen,

       Dieses Glück verdient ich nicht.

      Weint denn keiner nicht von allen?

       Soll sein Name so verhallen?

       Ist die Welt auf einmal tot?

       Werd ich nie aus seinen Augen

       Wieder Lieb und Leben saugen?

       Ist er nun auf ewig tot?

      Tot, – was kann, was soll das heißen?

       O! so sagt mir doch ihr Weisen,

       Sagt mir diese Deutung an.

       Er ist stumm, und alle schweigen,

       Keiner kann auf Erden zeigen,

       Wo mein Herz ihn finden kann.

      Nirgend kann ich hier auf Erden

       Jemals wieder glücklich werden,

       Alles ist ein düstrer Traum.

       Ich bin auch mit ihm verschieden,

       Läg ich doch mit ihm in Frieden

       Schon im unterirdischen Raum.

      Du, sein Vater und der meine,

       Sammle du doch mein Gebeine

       Zu dem seinigen nur bald.

       Grün wird bald sein Hügel stehen

       Und der Wind darüber wehen,

       Und verwesen die Gestalt.

      Wenn sie seine Liebe wüßten,

       Alle Menschen würden Christen,

       Ließen alles andre stehn;

       Liebten alle nur den Einen,

       Würden alle mit mir weinen

       Und in bitterm Weh vergehn.

      IX.

       Inhaltsverzeichnis

      Ich sag es jedem, daß er lebt

       Und auferstanden ist,

       Daß er in unsrer Mitte schwebt

       Und ewig bei uns ist.

      Ich sag es jedem, jeder sagt

       Es seinen Freunden gleich,

       Daß bald an allen Orten tagt

       Das neue Himmelreich.

      Jetzt scheint die Welt dem neuen Sinn

       Erst wie ein Vaterland;

       Ein neues Leben nimmt man hin

       Entzückt aus seiner Hand.

      Hinunter in das tiefe Meer

       Versank des Todes Graun,

       Und jeder kann nun leicht und hehr

       In seine Zukunft schaun.

      Der dunkle Weg, den er betrat,

       Geht in den Himmel aus,

       Und wer nur hört auf seinen Rat,

       Kommt auch in Vaters Haus.

      Nun weint auch keiner mehr allhie,

       Wenn Eins die Augen schließt,

       Vom Wiedersehn, spät oder früh,

       Wird dieser Schmerz versüßt.

      Es kann zu jeder guten Tat

       Ein jeder frischer glühn,

       Denn herrlich wird ihm diese Saat

       In schönern Fluren blühn.

      Er lebt, und wird nun bei uns sein,

       Wenn alles uns verläßt!

       Und so soll dieser Tag uns sein

       Ein Weltverjüngungs-Fest.

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