Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch). Christian Morgenstern

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Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch) - Christian  Morgenstern

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       (d.)

      Jeden Abend, den ich kehre

      aus der Täler weitem Lauf,

      geht mein Herz in Dank und Ehre

      deiner stillen Schönheit auf.

      21. August 1896

      Freundin Phanta hat unzweiflich

      mich hier oben schnöd verlassen,

      doch Faulenzen, Schlafen, Prassen

      macht es unliebsam begreiflich.

      Natur spricht

       Inhaltsverzeichnis

       (d.)

      Mußt denn um mein ewig Leben

      immer arme Verse spinnen?

      Glaubst du Größeres zu geben,

      wo so Großes zu gewinnen?

      Laß die undankbaren Musen,

      bin ich Mutter nicht von allen?

      Besser als an ihrem Busen

      wirst du dir bei mir gefallen!

      Ich antworte

       Inhaltsverzeichnis

      Ach wenn ich gewinnen könnte

      kindesweich noch wie vor Jahren!

      Allzufrüh schon, Mutter, gönnte

      mir mein Stern, allein zu fahren.

      Kannst mir Lieb' und Heimat geben?

      Für mich Tote neu mir schenken?

      Dunkles Irrn, verfehltes Streben

      in Vergessens Abgrund senken?

      Kannst du neu mich selber schaffen?

      Nochmals dich in mich verschwenden?

      Kannst du beßre Lebenswaffen

      tatbereitem Sohne spenden!

      Nein, auch du kannst mich nur trösten.

      Hilfe kommt allein von innen.

      Meiner Lebenswerte größten

      werd' ich nur durch mich gewinnen.

      Nebel ums Haus

       Inhaltsverzeichnis

       (d.)

      Ein Dunstgewölb, wie ich noch keines sah!

      Durchbleicht von außen von des Vollmonds Schein!

      Auf kleiner Insel dünk' ich mich allein –

      bin ich Napoleon auf St. Helena? ...

      Der nahe Bach gibt lauter Brandung Ton ...

      Durchs Tannicht schimmert's hell – wie meilenweit ...

      Ich brüt' in ungeheure Einsamkeit ...

      Nach Englands Küste kehrt Bellerophon.

      Zum Abschied an F.-L.

       Inhaltsverzeichnis

      22. August 1896

      Wie ich schwer von deiner stillen,

      unberührten Schönheit gehe!

      Doch ich habe tiefen Willen,

      daß ich einst dich wiedersehe.

      Anmutiger Vertrag

       Inhaltsverzeichnis

      Auf der Bank im Walde

      haben sich gestern zwei geküßt.

      Heute kommt die Nachtigall

      und holt sich, was geblieben ist.

      Das Mädchen hat beim Scheiden

      die Zöpfe neu sich aufgesteckt ...

      Ei, wie viel blonde Seide da

      die Nachtigall entdeckt!

      Den Schnabel voller Fäden,

      kehrt Nachtigall nach Haus

      und legt das zarte Nestchen

      Mit ihrem Golde aus.

      Freund Nachtigall, Freund Nachtigall,

      so bleib's in allen Jahren! –:

      Mir werd ein Schnäblein voll Gesang,

      dir eins voll Liebchens Haaren!

      Die beiden Nonnen

       Inhaltsverzeichnis

      Ich müßt' es malen, solltet ihr sie sehen,

      wie ich sie sah, die beiden schwarzen Schwestern –:

      Allein sich glaubend im beschneiten Walde,

      der Jugend süße Ungeduld nicht zügelnd,

      mit einem Male Menschen, Mädchen, Kinder.

      Die Kleider flogen um die leichten Füße,

      die Hüften wiegten sich, und jubelnd jagten

      sie sich mit weißen Bällen

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