Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch). Christian Morgenstern

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Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch) - Christian  Morgenstern

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Oder Ich deute den donnernden Prall dir aus

       als stöhnende Sehnsucht um Himmelsglück,

       als wühlenden Groll,

       als heulenden Hass:

       So redet Schwermut, flugohnmächtig,

       wenn sie der Krampf der Verzweiflung

       zu jagenden Fieberschauern schüttelt.

      Aber du drohst:

       »Eitler Prahler,

       breite die Arme nur aus,

       und komm an mein nasses Herz!

       Dann wirst du künden,

       wer grösser und mächtiger,

       du oder ich!«

      Drohe mir immer,

       doch wisse: Die Stunde,

       da du Mich sinnlosen Zornes verschlingst,

       tötet auch dich.

       Ein kaltes, totes Nichts,

       wertlos, namenlos,

       magst du dann

       in die Ewigkeit starren,

       entseelt,

       entgöttert.

      Denn Ich, der Mensch,

       bin deine Seele,

       bin dein Herr und Gott,

       wie Ich des ganzen Alls

       Seele und Gottheit bin.

       Mit Mir vergehen

       Namen und Werte.

       Leer steht die Halle der Welt,

       schied Ich daraus.

       Gleich unermesslichem Aether

       füllt Mein Geist den Raum:

       In Seinen Wellen allein

       leuchtend, tönend,

       schwingt der unendliche Stoff.

      Eine Harfe bin Ich

       in tausend Hauchen.

       Zertrümmere Mich:

       das Lied ist aus.

      KOSMOGONIE

       Inhaltsverzeichnis

      Ewiges Firmament,

       mit den feurigen Spielen

       deiner Gestirne,

       wie bist du entstanden?

      Du blauer Sammet!

       Welch fleissige Göttin

       hat sich auf dir

       mit goldnen und silbernen

       Kreuzstichmustern verewigt?

      Wie! oder wären

       die Sterne Perlen,

       tagesüber

       in Wolkenmuscheln gebettet:

       Aber des Nachts

       tuen die Schalen sich auf,

       und aus den schwarzen,

       angelspottenden Tiefen empor

       lachen und funkeln

       die schimmernden Schätze

       des Meers Unendlichkeit?

      Oft auch ist mir,

       ein mächtig gewölbter

       kristallener Spiegel

       sei dieser Himmel,

       und was wir staunend

       Gestirne nennen,

       das seien Millionen

       andächtiger Augen,

       die strahlend

       in seinem Dunkel sich spiegeln.

      Oder wölbt

       eines Kerkers bläuliche Finsternis

       feindlich sich über uns?

       Von ungezählten Gedankenpfeilen

       durchbohrt,

       die von empörter Sehne

       der suchende Menschengeist

       rings um sich gestreut:

       Das Licht der Erkenntnis aber,

       die Sonne der Freiheit,

       quillt leuchtend

       durch die zerschossenen Wände.

      Nein, nein! ..

       Mit spottenden Augen

       blinzt die Unendlichkeit

       auf den sterblichen Rätselrater ...

       Und dennoch

       rat ich das tiefe Geheimnis!

       Denn bei Phanta

       ist nichts unmöglich.

       – – – – – – – – – – –

      In der leeren, dröhnenden Halle des Alls

       rauschte der Gott der Finsternis

       mit schwarzen, schleppenden Fittichen

       grollend dahin.

       So flügelschlug der düstere Dämon

       schon seit Aeonen:

       An seiner Seele frass das Nichts.

       Umsonst griffen die Pranken

       seines wühlenden Schaffenswahnsinns

       hinaus in die unsägliche Leere.

      Vom eigenen Leibe musste er nehmen,

      

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