Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch). Christian Morgenstern

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Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch) - Christian  Morgenstern

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sich wirbelnd,

       oder in zischender Flut

       sich für ewig

       ein Grab erkiesend.

      Zürnender Gott!

       Wie lange:

       Da hast Du Dein Saitenspiel

       kläglich zerbrochen,

       und kein Sterblicher

       denkt mehr Deiner,

       des grollenden Rhapsoden

       Zeus-Odhin-Jehovah.

      SONNENUNTERGANG

       Inhaltsverzeichnis

      Am Untersaum

       des Wolkenvorhangs

       hängt der Sonne

       purpurne Kugel.

       Langsam zieht ihn

       die goldene Last

       zur Erde nieder,

       bis die bunten Falten

       das rotaufzuckende Grau

       des Meeres berühren.

      Ausgerollt ist

       der gewaltige Vorhang.

       Der tiefblaue Grund,

       unten mit leuchtenden Farben

       breit gedeckt,

       bricht darüber

       in mächtiger Fläche hervor,

       karg mit verrötenden

       Wolkenguirlanden durchrankt

       und mit silbernen Sternchen

       glitzernd durchsät.

       Aus schimmernden Punkten

       schau ich das Bild

       einer ruhenden Sphinx

       kunstvoll gestickt.

      Eine Ankerkugel,

       liegt die Sonne im Meer.

       Das eintauchende Tuch,

       schwer von der Nässe,

       dehnt sich hinein in die Flut.

       Die Farben blassen,

       mählig verwaschen.

       Und bald strahlt

       vom Himmel zur Erde

       nur noch

       der tiefe, satte Ton

       blauschwarzer Seide.

      HOMO IMPERATOR

       Inhaltsverzeichnis

      Gewandert bin ich

       auf andere Gipfel,

       deren Riesenfüsse,

       das Meer, wie ein Hund,

       demütig leckt;

       an deren Knöcheln

       es wohl auch manchmal

       bellend hinaufspringt,

       den brauenden Nebeln nach,

       als seien diese

       warme Dämpfe aus leckeren Schüsseln.

      War ich der Mond,

       der Hunden verhasste,

       ich hülfe herauf dir

       auf den Berg.

       Doch Ich bin der Mensch,

       lasse dich lächelnd

       unten kläffen

       und übe an dir

       Meinen göttlichen Spott.

       Denn sieh,

       du armes, krauses Meer!

       was bist du denn

       ohne Mich?

       Ich gebe dir Namen

       und Rang und Bedeutung,

       wandle dich tausendfalt

       nach Meinem Gelüst.

       Meine Schönheit,

       Meinen Witz

       hauch Ich als Seele dir ein,

       werf Ich dir um als Kleid:

       und also geschmückt

       wogst du und wiegst du dich

       vor deinem König,

       ein trefflicher Tänzer,

       brausköpfiger Vasall!

       In Meine hohle Hand

       zwing Ich hinein dich

       und schütte dich aus,

       einem Kometen,

       der grade vorbeischiesst

       aufs eilige Haupt.

       Wie einen Becher

       fass Ich dein Becken

       und bringe dich

       als Morgentrunk

       Meinem Liebchen Phanta.

      In dein graues Megärenhaar

       greift Mein lachender Uebermut

       und hält es gegen die Sonne:

       Da wird es eitel Goldhaar und Seide.

       Und nun wieder nenn Ich dich

       Jungfrau und Nymphe und Göttin,

       und deiner dämonischen Leidenschaft

      

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