Butler Parker 142 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 142 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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ausbrechen. Die Fahrerin bremste, fing den Wagen nur ungeschickt ab und schaffte es mit geradezu spielerischer Leichtigkeit, den Morris gegen den Mast einer Straßenbeleuchtung zu setzen. Glas splitterte und Blech wurde ächzend eingedrückt. Der Anprall war nicht besonders nachdrücklich, und die beiden Insassen konnten ohne weiteres ausasteigen und sich den Schaden betrachten.

      »Die Damen haben Schwierigkeiten?« erkundigte sich Josuah Parker und lüftete höflich die schwarze Melone. Er hatte seinen Wagen verlassen und näherte sich den beiden Insassen des Morris, die ihn entgeistert anschauten. Parker jedoch blieb auf der Hut. Er wußte schließlich, wie schnell und konsequent diese Sorte Damen zur Schußwaffe griff.

      *

      »Was soll das, Kathy?« fragte Mike Rander. Er hatte sich von Kathy dazu überreden lassen, hinter die Bühne zu gehen. Der Anwalt schaute sich irritiert um und sah sich umgeben von Künstlern, die entweder auf ihren Auftritt warteten oder ihn gerade beendet hatten. Das alles wirkte ziemlich chaotisch auf Rander, doch Kathy Porter schritt zielbewußt weiter und hielt seine Hand. Ob er wollte oder nicht, er mußte mitkommen und erreichte mit ihr einen langen Korridor, dessen Wände aus nackten Ziegeln bestanden.

      »Ich möchte nicht, daß Ihnen was passiert, Mike«, beantwortete sie seine Frage und lächelte.

      »Nett von Ihnen, Kathy. Aber falls man uns auflauert, dann auch auf der Rückseite des Theaters hier.«

      »Ich weiß.« Die junge Dame nickte, blieb stehen und sah sich um. Dann schob sie Mike Rander in einen kleinen Raum, in dem die Bühnenarbeiter ihre Geräte aufbewahrten.

      »Kennen Sie sich hier aus, Kathy?« fragte Rander.

      »Natürlich nicht, Mike. Wollen Sie einen Moment warten?«

      »Wollen schon, aber ich möchte wissen, was Sie da eigentlich vorhaben?«

      »Sie werden’s gleich sehen.« Sie lachte plötzlich, wandte sich ab und drückte hinter sich die Tür an. Rander schüttelte den Kopf, lehnte sich gegen ein Regal, auf dem Werkzeuge lagen, und dachte an die Warnung, die sie eben erhalten hatten. Im Grund war sie eine einzige Drohung gewesen. Die Absicht lag auf der Hand. Man wollte Kathy und ihn verunsichern und einschüchtern. Vielleicht lag man jedoch auch wirklich auf der Lauer, um ein paar gezielte Schüsse abzufeuern.

      Beifall rauschte auf, Künstler liefen an der spaltbreit geöffneten Tür vorüber, Stimmen waren zu hören, dann herrschte Stille, die vom schmetternden Einsatz einer Musiknummer abgelöst wurde. Rander fühlte eine gewisse Nervosität in sich aufsteigen. Er machte sich Vorwürfe, daß er Kathy allein gelassen hatte. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was sie wollte.

      Doch sie kam bereits wieder zurück und lächelte. Sie reichte ihm eine Art Skalp und drückte ihm einen gesteppten Nylonmantel in die Hand.

      »Was ist das?« fragte er und betrachtete den Skalp.

      »Eine Perücke«, erwiderte sie und gluckste vor Lachen.

      »Hören Sie, wollen Sie aus mir Charleys Tante machen?«

      »Setzen Sie es auf, Mike«, bat sie eindringlich, »ziehen Sie sich den Mantel über... Wir werden mit Leichtigkeit wegkommen.«

      »Niemals, Kathy«, sagte er und reichte ihr die Perücke zurück.

      »Was ist denn schon dabei, Mike?« wollte sie wissen. »Das ist doch nur eine Kriegslist.«

      »Ich käme mir albern vor, Kathy.«

      »Besser albern, als ein tödlicher Schuß«, sagte sie eindringlich, »der Mantel müßte eigentlich passen.«

      »Woher haben Sie die Klamotten, Kathy?«

      »Ich hab’ sie mir ausgeliehen«, gab sie zurück, »ich habe auch ein paar entsprechende Banknoten zurückgelassen.«

      »Ideen haben Sie!« Er zog sich versuchsweise den Trenchcoat über, der ein wenig eng saß, sich aber dennoch tragen ließ.

      »Sehr schön«, bestätigte sie, »und jetzt die Perücke, Mike.«

      »Niemals.« Rander wich zurück.

      »Was ist denn schon dabei, Mike? Es handelt sich doch nur um eine Kriegslist.«

      »Niemals, Kathy. Ich sehe doch schon, daß Sie Lachfältchen bekommen.«

      »Die bilden Sie sich nur ein, Mike. Ich meine es ernst. Warum wollen Sie das Risiko eingehen, angeschossen zu werden?«

      »Und was ist mit Ihnen? Die Warnung war schließlich auch an Sie gerichtet. Wie tarnen denn Sie sich?«

      »Das werden Sie sofort sehen ...« Kathy hielt plötzlich eine weitere Perücke in der Hand, eine silberfarbene, die einem Alptraum glich. Das schulterlange, leicht gekräuselte Haar verlieh der Trägerin ein Aussehen einer aufgedonnerten Bühnenschönheit. Sie hatte diese Perücke nämlich blitzschnell übergestreift und präsentierte sich so dem Anwalt.

      »Scheußlich schön ...« sagte Rander und lachte.

      »Würden Sie mich wiedererkennen, Mike?«

      »Kaum«, räumte er ein, »aber bei Ihnen ist das eben anders, Sie sind schließlich eine Frau. Aber ich kann unmöglich mit einer Perücke herumlaufen. Nein, ausgeschlossen!«

      *

      Auf dem Dach einer Garage saß ein junger Mann, der ein Gewehr in Händen hielt. Er kontrollierte gerade den fachgerechten Sitz eines Schalldämpfers, den er aufgeschraubt hatte. Der Fünfundzwanzigjährige trug Handschuhe und nahm ein schweres Nachtglas hoch. Damit beobachtete er die Hinterfront eines langgestreckten, saalähnlichen Gebäudes.

      Immer dann, wenn eine Eisentür an der Rückseite dieses Bühnenhauses geöffnet wurde, konzentrierte sich der junge Mann auf die Personen, die herauskamen. Er wußte genau, auf wen er zu achten hatte. Man hatte ihm Fotos gezeigt, und er hatte sich zwei bestimmte Gesichter aufmerksam angesehen.

      Das schallgedämpfte Gewehr lag griffbereit neben ihm. An seinem Hals hing ein kleines Funksprechgerät von der Größe zweier Zigarettenpackungen. Im Ohr steckte ein Clip, der ankommende Rufe ans Trommelfell weiterleitete.

      »Achtung«, hörte er eine etwas verzerrt klingende Stimme, »die beiden Objekte haben den Zuschauerraum verlassen ... Aufpassen! Sie werden versuchen, den Hinterausgang zu nehmen.«

      »Alles verstanden«, erwiderte der junge Mann leise und brachte die Lippen dicht an das eingebaute Mikrofon des Funksprechgerätes, »hier kommt keiner durch...«

      Er nahm wieder das Glas hoch, und im selben Moment wurde die Eisentür geöffnet. Für einen Moment erkannte der junge Mann nur zwei dunkle Gestalten, die sich jedoch deutlich gegen den hellen Hintergrund abhoben. Bis sie auf der Eisentreppe waren, die hinunter in den Hinterhof führte, wartete er, dann sah er wesentlich mehr, nämlich die Gesichter der beiden Gestalten.

      Es waren zwei Frauen, die den Garderobentrakt des kleinen Show-Theaters verlassen hatten. Eine von ihnen hatte schulterlanges, silbriges und mit Sicherheit falsches Haar. Die andere Frau war honigblond und trug ein grelles Make-up. Sie bewegte sich geradezu aufreizend in den Hüften und stakste auf hohen Absätzen über das holprige Pflaster des Hinterhofes. Beide Frauen redeten miteinander und gingen zu dem Torweg, der zur anderen Straße führte.

      Der

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