Der Courier des Czaar (Michael Strogoff). Жюль Верн

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Der Courier des Czaar (Michael Strogoff) - Жюль Верн

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des Blitzes, der elektrische Funke, konnte nicht mehr durch die Steppen laufen, war außer Stande, den Großfürsten zu benachrichtigen von der Gefahr, die ihm in Irkutsk durch den Verrath Iwan Ogareff’s bedrohte.

      Nur ein Courier konnte den unterbrochenen Strom einigermaßen ersetzen. Dieser Mann bedurfte einer gewissen Zeit, um die 5200 Werst (= 5523 Kilom.) von Moskau bis Irkutsk zurückzulegen. Er mußte, um die Haufen der Rebellen und der Feinde zu durchbrechen, einen so zu sagen übermenschlichen Muth und eben solche Klugheit entwickeln. Doch, mit Kopf und Herz kommt man ja weit!

      „Werde ich diesen Kopf und dieses Herz finden?“ fragte sich der Czaar.

       Inhaltsverzeichnis

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      Bald öffnete sich die Thür des kaiserlichen Cabinets und der Huissier meldete den General Kissoff.

      „Nun, der verlangte Courier? fragte rasch der Czaar.

      — Ist schon da, Sire, antwortete der General.

      — Du hast einen geeigneten Mann gefunden?

      — Ich wage, mich Ew. Majestät dafür zu verbürgen.

      [pg 1-29]

      — Stand er in Palastdiensten?

      — Ja, Sire.

      — Du kennst ihn?

      — Persönlich; und mehrmals hat er schon schwierige Missionen zur Zufriedenheit ausgeführt.

      — Im Auslande?

      — Gerade in Sibirien.

      — Woher ist er?

      — Aus Omsk, also selbst ein Sibirier.

      — Er besitzt kaltes Blut, Intelligenz und Muth?

      — Gewiß, Sire, er besitzt alle Eigenschaften, auch da zu reussiren, wo Andere vielleicht scheitern könnten.

      — Wie alt?

      — Dreißig Jahre.

      — Es ist ein gesunder, kräftiger Mann?

      — Sire, er vermag Frost, Hunger, Durst und Anstrengung bis zum Aeußersten zu ertragen.

      — Er hat einen Körper von Stahl?

      — Ohne Zweifel, Sire.

      — Und ein Herz?…

      — Ein Herz von Gold.

      — Sein Name?

      — Michael Strogoff.

      — Er ist bereit abzureisen?

      — Im Saale der Garden erwartet er Ew. Majestät Befehle.

      — Er soll hierher kommen“, sagte der Czaar.

      Einige Augenblicke später trat Michael Strogoff in das Cabinet des Kaisers ein.

      Michael Strogoff war hochgewachsen, kräftig, hatte breite Schultern und eine volle Brust. Sein mächtiger Kopf zeigte die besten Merkmale kaukasischer Race. Seine wohlgebildeten Gliedmaßen erschienen [pg 1-30] wie eben so viel mechanische Hebel zur sicheren Ausführung kräftiger Bewegungen. Der äußerlich ansprechende Mann mit gewinnendem Auftreten schien nicht leicht wider Willen aus seiner Stellung gebracht werden zu können, denn wenn er seine Füße auf den Boden gesetzt hatte, schienen sie schon mehr darin zu wurzeln. Auf seinem nicht eben kleinen Kopf mit breiter Stirn kräuselte sich üppiges Haar, das in Locken herabfiel, wenn er es mit der moskowitischen Mütze bedeckte. Veränderte sich sein gewöhnlich etwas blasses Gesicht, so geschah das nur, wenn ihm das Herz schneller schlug, unter dem Einflusse einer beschleunigten Blutcirculation, welche jenes lebhafter färbte. Seine tiefblauen Augen mit geradem, offenem und sicherem Blicke glänzten unter dem vollen Bogen der durch ihre Muskeln etwas zusammengezogenen Augenbrauen und verriethen seinen Muth, „jenen Muth ohne Zorn, den die Helden besitzen“, wie die Physiologen sagen. Seine nicht zu kleine Nase beherrschte einen symmetrischen Mund mit ein wenig hervorspringenden Lippen, jenem Zeichen eines edelmüthigen und guten Charakters.

      Michael Strogoff besaß das Temperament des entschiedenen Mannes, der seinen Entschluß schnell zu fassen gewöhnt ist, der nicht in der Ungewißheit die Nägel zernagt, sich nicht im Zweifel hinter den Ohren kraut und nicht unentschlossen mit den Füßen stampft. Karg in Bewegungen und Worten, stand er vor seinem Vorgesetzten still wie ein Soldat; wenn er jedoch ging, so zeigte seine Haltung eine große Leichtigkeit, eine auffallende Sicherheit der Bewegungen – ein Zeichen des Selbstvertrauens und der Lebhaftigkeit seines Geistes. Er gehörte zu den Leuten, die immer etwas vorzuhaben [pg 1-31] scheinen und die Ausführung nicht zu verzögern pflegen.

      Michael Strogoff trug eine elegante Uniform, ähnlich jener des Officiercorps der berittenen Feldjäger, Stiefeln, Sporen, anliegende Beinkleider und einen pelzverbrämten Dolman mit gelben Schnüren auf braunem Grunde. Auf seiner breiten Brust glänzten ein Kreuz und verschiedene Medaillen.

      Michael Strogoff gehörte zu der Specialabtheilung der Couriere des Czaaren und stand bei dieser Elitetruppe in Officiersrang. Ganz zweifellos erkannte man an seinem Gange, seiner Physiognomie, seiner ganzen Person, und leicht genug erkannte es auch der Czaar, daß dieser Mann gewöhnt war, einem erhaltenen Befehl unbedingt nachzukommen. Er besaß also eine der in Rußland schätzenswerthesten Eigenschaften, eine Eigenschaft, welche, nach Aussage des berühmten Schriftstellers Turgénjew, im Moskowitenreiche die Staffel nach den höchsten Ehrenstellen bildet.

      Gewiß, wenn Einer diese Reise von Moskau nach Irkutsk glücklich vollenden, in jenem empörten Gebiete alle Hindernisse besiegen, alle Gefahren überwinden konnte, so war es Michael Strogoff.

      Ein für das Gelingen jenes Vorhabens sehr günstiger Umstand war es, daß Michael Strogoff das zu durchziehende Land vollkommen kannte und die verschiedenen Sprachen desselben verstand; nicht weil er jenes schon bereist hatte, sondern weil er, wie erwähnt, von Geburt selbst Sibirier war.

      Sein Vater, der vor zehn Jahren verstorbene Peter Strogoff, bewohnte die in dem gleichnamigen Gouvernement gelegene Stadt Omsk, woselbst seine Mutter, Marfa Strogoff, noch jetzt lebte. Dort, in [pg 1-32] jenen wilden Steppen der Provinzen Omsk und Tobolsk, war es, wo der furchtbare sibirische Jäger seinen Sohn Michael „verstählt“ hatte, wie der landläufige Ausdruck hieß. Sommer und Winter, im glühenden Sonnenbrande, wie in der grimmigsten Kälte, streifte er über die endlosen Ebenen, durch die Lärchen- und Weidengebüsche, durch die düstern Kiefernwälder, legte seine Fallen aus, verfolgte das kleinere Wild mit dem Gewehre, das große mit dem Spieße und dem Waidmesser. Unter großem Wilde verstand man hierbei aber den sibirischen Bären, eine furchtbare und sehr wilde Art, welche an Größe ihren Verwandten in den Polargegenden vollständig gleichkommt. Peter Strogoff hatte mehr als neununddreißig Bären erlegt, das will sagen, daß auch schon der vierzigste unter seiner Hand gefallen war, – und man weiß ja, wenn den Jagdgeschichten

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