Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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Tochter hat, muß man die Augen offen behalten. Nun erzähle schon, den Kopf wird’s nicht kosten.«

      »Ach, Mutti, wenn du bereits alles weißt…«

      »Alles nicht. Rück heraus mit der Sprache.«

      Zärtlich strich sie über den dunklen Scheitel ihres Kindes. Das war die Art, wie sie mit ihrer eigenwilligen Jüngsten umzugehen pflegte, wenn diese ihr die kleinen Heimlichkeiten beichten sollte.

      So hatte sie es auch mit ihren beiden älteren Kindern, die bereits verheiratet waren, gehalten. Hat ihnen für die meist harmlosen Vergehen nie Vorwürfe gemacht, sondern sie gütig ermahnt und an ihr Gewissen appeliert.

      Die Folge davon war, daß sie mit allem, was sie bedrückte, auch jetzt noch zuerst zur Mutter kamen, die stets Rat wußte. Das Elternhaus war für sie immer noch der sicherste Hafen, den man unbesorgt anlaufen konnte, um dort das Lebensschifflein wieder flott zu kriegen.

      Doritts Schifflein, das ja in diesem Hafen noch fest verankert lag, wurde betreut von der festen Hand des Kapitäns, der es sturmsicher machte, indem er Faules ausrottete und nur Blitzblankes duldete, damit auch dieses Schiff später getrost ins Leben hineinsegeln konnte, ohne Bruch zu erleiden.

      »Muttchen, du witterst doch sicher wer weiß was«, lachte Doritt sie nun fröhlich an. »Dabei ist es gar nicht so schlimm wenigstens nicht für mich. Gestern nachmittag, als du ausgegangen warst, rückte Ebba bei mir an und zeigte mir ein soeben gekauftes Kleid nebst Schuhen. Erzählt, daß die Sachen mehr Geld gekostet hätten, als sie bei sich gehabt. Daß ihre Mutter nicht zu Hause gewesen wäre, als sie den Rest holen wollte.

      Na, kurz und gut, ich sollte mit vierzig Mark aushelfen, da sie dem Inhaber des Schuhgeschäftes fest versprochen hätte, das fehlende Geld sofort zu bringen. Außerdem wollte sie sich Dauerwellen legen lassen, wozu sie die Erlaubnis der Mutter bereits habe…«

      »Und das hast du alles geglaubt«, unterbrach Frau Wentruck sie kopfschüttelnd.

      »Nein, Mutti, nicht unbedingt. Aber wenn ich ihr das Geld nicht gegeben, so hätte sie es sich bei einer ihrer leichtfertigen Freundinnen besorgt, und die Geprellte wäre ohne weiteres zu Frau Runard gegangen, um von ihr die Summe zu kassieren. Und das wollte ich vermeiden. Nicht wegen Ebba, sondern um deren Mutter willen, die mit ihrer unnützen Tochter schon gerade genug geplagt ist.

      Ich gab Edda also das Geld unter der Bedingung, daß ich es abends zurückerwartete, worauf sie einen Eid schwor.«

      »Und den natürlich brach«, fiel die Mutter lakonisch ein.

      »Leider, als sie auf dem Fest mit allerlei Ausreden kam, verlangte ich die Kette als Pfand. War das richtig, Mutti?«

      »Bei Ebba unbedingt. Es geht hier nicht um das Geld, das du gewiß verschmerzen könntest, mein Kind, sondern darum, daß man den Leichtsinn des Mädchens nicht noch unterstützt. Der Mutter mag es schwer genug gefallen sein, zu der Summe, die sie der Tochter schon schweren Herzens gab, auch noch die vierzig Mark draufzulegen. Ich verstehe nicht, daß sie nicht mit zu dem Einkauf ging.«

      »Das wird sich Ebba verbeten haben, Mutti.«

      »Schlimm genug, wenn eine Mutter sich das von einem siebzehnjährigen Ding gefallen läßt. Die wird ihre Nachsicht noch einmal bitter bereuen. Es tut mir leid um die feine, sympathische Frau, die einen solchen Teufel zur Tochter haben muß. Für den hätte zum täglichen Brot eine Tracht Prügel von kleinauf gehört.«

      »Aber Mutti!« lachte Doritt hellauf. »Du wirst ja ordentlich rabiat.«

      »Ist doch auch klar«, erboste sich die Dame immer mehr. »Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Kein Silberstäbchen, geklirrt von zarter Hand, wie sie Frau Runard eigen. Sie hätte auf keinen Fall zugeben dürfen, daß Ebba jetzt schon von der Schule abging. Was will die nun eigentlich anfangen?«

      »Schauspielerin oder Mannequin will sie werden«, lachte Doritt amüsiert über der Mutter verblüfftes Gesicht.

      »Ach du lieber Gott – das fehlt gerade noch! Das wäre so der richtige Beruf für den Flattergeist. Und Frau Runard ist damit einverstanden?«

      »Wenn auch momentan nicht, so bekommt Ebba sie mit der Zeit bestimmt dahin, wo sie will. Sie hat bisher immer ihren Willen durchgesetzt. Manchmal habe ich sie darum beneidet.«

      »Kann ich mir denken«, meinte Frau Wentruck trocken. »Aber laß nur. Je fester die Kandare ist, die ein Füllen angelegt bekommt, um so weniger spürt

      es diese später. Sag mal, wie hat Ebba sich auf dem gestrigen Fest benommen?«

      »Auffallend wie gewöhnlich. Sie hat natürlich viel getanzt, hauptsächlich mit Egolf Dietsch. Das ist nämlich ihr neuster Schwarm«, erklärte sie ernsthaft, und die Mutter mußte lachen.

      »Wieviel Schwärme hat das siebzehnjährige Balg denn schon gehabt?«

      »Immerhin einige. Sie ist aber auch wirklich hübsch. Überhaupt gestern in dem entzückenden Kleid! Richtig Aufsehen hat sie erregt. Egolf ist auch mächtig in sie verschossen.«

      »Der paßt ja auch vorzüglich zu dem Firlefanz. Und wie war es mit dir?« forschte sie vorsichtig. »Hast du etwa nicht getanzt?«

      »O ja, wenn auch nicht so viel wie Ebba.«

      Frau Wentruck freute sich über ihr Kind, das der Freundin so selbstlos den Vorrang zusprach. Ob es denn nicht wußte, wie schön es selber war, mit der feingliedrigen Gestalt, den tiefblauen Augen zu dem dunklen Haar und dem rassigen Gesicht? Wohl kaum, sonst wäre es nicht so bescheiden.

      Doritt fuhr lebhaft auf. »Wußtest du, Mutti, daß Onkel Holger schon wieder von seiner Reise zurück ist?«

      »Nein.«

      »Aber ich weiß es. Er erschien nämlich mit Ebba zum Fest. Ganz fabelhaft sah er aus. So richtig wie ein Mann von Welt.«

      »Nanu, Kleines, du bist ja ordentlich begeistert«, lachte die Mutter, während sie der Tochter prüfend in das Gesicht sah, das jedoch ganz harmlos blieb.

      »Wie kam er denn zu Ebba?« fragte sie

      »Er besuchte ihre Mutter und kam dann mit Ebba zum Fest, die ganz entsetzlich mit ihm angab. Er tanzte jedoch nur einmal mit ihr und dann mit mir, worauf er verschwand. Wie er lachend behauptete, kam er sich unter dem Grünzeug recht deplaciert vor.«

      »So, so«, sagte die Mutter versonnen. »Es wäre besser gewesen…«

      Was sie damit meinte, blieb unausgesprochen, weil der Gong zur Mittagstafel rief. Somit war es Zeit, seinen äußeren Menschen ein wenig aufzufrischen.

      *

      Zur selben Zeit nahm man auch im Hadebrandthause das Mittagsmahl ein. An der Tafel saßen außer Mutter und Sohn auch die beiden kleinen Mädchen, die jetzt Heimatrecht hier hatten. Allerliebste Dingelein von fünf und zweieinhalb Jahren.

      Obgleich die Kleinste noch nicht an den gemeinsamen Tisch gehörte, hielt die Großmutter es jedoch für richtig, sie wenigstens an dem Mittagessen teilnehmen zu lassen. Sie saß auch recht manierlich auf ihrem durch Kissen erhöhten Stuhl und kam sich sehr wichtig dabei vor.

      Die Schwesterchen sahen sich sehr ähnlich, mit ihren blonden Löckchen und

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