Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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bis du alles gesehen hast.«

      Er bog bei der Lehmgrube ab und bahnte sich den Weg durch den Wald zur Linken, an der ersten Quelle vorbei, wo die Pferde über die zerfallenen Gatter springen mußten. Neben der glucksenden Quelle, zwischen den Rottannen, wuchs wieder eine große wilde Lilie, die auf ihrem schlanken Stengel eine Fülle weißer, wachsartiger Glocken trug. Diesmal stieg er nicht ab, sondern ritt voraus zu dem tiefen Canjon, den der Fluß in die Höhen geschnitten hatte. Hier hatte er einen steilen, glatten Reitweg angelegt, der über den Boden des Canjons in die tiefe Dämmerung der Rottannen und dann durch einen fast undurchdringlichen Wald von Eichen und Madronjos führte. Dann kamen sie an eine kleine Rodung von einigen Morgen, wo das Getreide ihnen fast bis an den Leib reichte.

      »Unser«, sagte Daylight.

      Sie beugte sich vom Sattel herab, pflückte einen Halm und schmeckte ihn.

      »Süßes Bergheu,« rief sie aus, »Mabs Lieblingsfutter.« Und den ganzen Ritt hindurch äußerte sie ihr Entzücken und ihre Überraschung in frohen kleinen Ausrufen.

      »Und davon hast du mir nie etwas erzählt!« sagte sie vorwurfsvoll, als sie über die kleine Rodung und die bewaldeten Höhen blickten, die sich ganz bis zur großen Krümmung des Sonoma-Tales erstreckten.

      »Komm«, sagte er, und sie machten kehrt und ritten im Schatten zurück, setzten über den Fluß und kamen wieder zu der Lilie an der Quelle.

      Auch hier, wo der Weg den steilen, mit Buschwerk bewachsenen Berg hinanführte, hatte er einen primitiven Reitweg angelegt. Als sie im Zickzack hinaufritten, konnten sie durch den dichten Laubverhang einen Schimmer dessen sehen, was sich hinter ihnen bis zum Horizont erstreckte. Aber immer noch blieb die Aussicht versperrt durch die Reihen grüner Bäume, die sich den ganzen Weg entlang als Laubwölbung über ihnen schlossen und nur hier und dort einen schmalen Spalt ließen, der Bündel von Sonnenstrahlen eindringen ließ. Und zu allen Seiten wuchsen harne aller Arten, von winzig kleinem Venushaar bis zu riesigen Adlerfarnen, die sich zu einer Höhe von sechs Fuß erhoben. Unten in der Tiefe konnten sie ständig die großen verzerrten Stämme und Äste der Räume sehen, und über ihren Köpfen hingen ähnliche große verzerrte Äste.

      Dede hielt ihr Pferd an und seufzte über all die Schönheit.

      »Es ist, als wären wir Schwimmer, die aus der Tiefe eines stillen grünen Sees emportauchten!« sagte sie. »Hoch droben sind Himmel und Sonne, aber hier ist der See, und wir sind klaftertief unter seiner Oberfläche.«

      Dann erreichten sie den Gipfel, kamen gleichsam in eine andere Welt, denn jetzt waren sie wieder in dem dichten Busch von jungen langstämmigen Madronjos und sahen hinunter auf den freien, sonnenbeschienenen Hang, über die nickenden Gräser, zu den großen Sträußen blauer und weißer Nemophilen, die wie ein Teppich über der winzigen Wiese zu beiden Seiten des kleinen Baches lagen. Dede klatschte in die Hände.

      Sie setzten über den Bach und ritten auf dem Viehsteige über die niedrige Felshöhe und durch das Manzanitagebüsch, bis sie das nächste Tal mit seinem von Wiesen umkränzten kleinen Bach erreichten.

      »Es sollte mich wundern, wenn wir nicht bald auf ein paar Wachteln stießen«, sagte Daylight.

      Und kaum hatte er ausgesprochen, als auch schon wildes, aufgeregtes Trommeln erscholl, und die alten Wachteln um Wolf aufflogen, während die jungen eilig Schutz suchten und wie durch Zauberwort gerade vor ihren Augen verschwanden.

      Er zeigte ihr den Habichtshorst, den er in dem zersplitterten Wipfel der Rottannen gefunden, und sie entdeckte ein Waldrattennest, das er noch nicht gesehen hatte. Dann schlugen sie den alten Waldpfad ein und kamen an eine kleine Rodung, wo die Weintrauben in der roten vulkanischen Erde wuchsen. Hierauf folgten sie dem Viehsteig durch neue Wälder, neues Gestrüpp, durchritten hin und wieder ein bewaldetes Tal und erreichten den Hof, der am Rande des großen Canjons lag und erst in Sicht kam, als sie ihn fast erreicht hatten.

      Dede stand auf der breiten Veranda, die rings um das Haus lief, während Daylight die Pferde anband. Es schien Dede, als wäre es sehr still. Es war die trockene, warme, atemlose Ruhe des kalifornischen Mittags. Die ganze Welt schien zu schlafen. Irgendwo gurrten träge Tauben. Sie hörte Daylight zurückkommen, und ihr Atem ging tief und schnell. Er nahm ihre Hand in die seine, und als er den Türgriff faßte, fühlte er, wie sie zögerte. Da legte er den Arm um sie; die Tür sprang auf, und zusammen traten sie ein.

      Einundvierzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Viele, die in der Stadt geboren und aufgewachsen, sind zum Mutterschoß der Erde geflohen und haben großes Glück gewonnen. Aber sie haben es sich nur durch eine Reihe bitterer Enttäuschungen erkämpft. Mit Dede und Daylight war es anders. Sie waren beide auf dem Lande geboren und kannten es. Sie glichen zwei Menschen, die nach langer Wanderung endlich heimgekehrt waren. Es war weniger das Unerwartete in ihrem Verhältnis zur Natur, als die Freude des Wiedererkennens.

      Und noch etwas hatten sie gelernt, nämlich, daß es für sie, die sich an die Fleischtöpfe gewöhnt hatten, leichter war, sich an das trockene Brot zu gewöhnen, als für die, die nur das Brot gekannt hatten. Nicht etwa, daß sie ärmlich gelebt hätten, sie fühlten nur innige Freude und tiefe Befriedigung über die kleinen Dinge. Daylight, der das höchste und phantastischste Spiel gespielt hatte, fand, daß es hier auf den Hängen der Sonoma-Berge noch dasselbe Spiel war. Man hatte stets eine Arbeit zu verrichten, Kämpfe zu bestehen, Hindernisse zu überwinden. Wenn er im kleinen Versuche anstellte und Geflügel für den Markt züchtete, interessierte ihn die Spekulation in Küken nicht weniger als früher das Rechnen mit Millionen.

      Die Hauskatze, die verwildert war und einen Überfall auf seine Tauben gemacht hatte, war keine geringere Gefahr als ein Spekulant, der seinerzeit versucht hatte, ihn um mehrere Millionen zu plündern. Die Habichte, Wiesel und Waschbären waren ebenso viele Dowsetts, Lettons und Guggenhammers, die es insgeheim auf ihn abgesehen hatten. Das Meer von Unkraut, das seine Rodungen überspülte und sie zuweilen in einer einzigen Woche überschwemmen konnte, war auch kein zu verachtender Gegner. Sein Gemüsegarten in dem Winkel zwischen den Bergen, dessen Ertrag trotz des fetten Bodens nicht der beste war, bedeutete ihm ein äußerst wichtiges Problem, und als er es durch Anlegen von Drainröhren gelöst hatte, konnte er sich immer wieder über das Ergebnis freuen. Wenn er darin arbeitete und den Boden leicht zu bearbeiten fand, wurde er stets von Freude über den Erfolg durchbebt.

      Dann die Klempnerarbeit. Er hatte seine Roßhaarzügel zu einem guten Preise verkaufen können, was ihn in den Stand setzte, das Material für neue Anlagen kaufen zu können. Er machte alles selbst, wenn er auch mehrmals gezwungen war, Dede zu Hilfe zu rufen. Und als schließlich die Badewanne und andere eingebaute Gefäße installiert waren und ordnungsgemäß funktionierten, konnte er kaum seine Augen von dem, was er mit eigenen Händen geschaffen, losreißen. Dede, die ihn am ersten Abend vermißte, suchte und fand ihn mit der Lampe in der Hand neben der Wanne, die er mit stiller Freude betrachtete. Er streichelte den glatten Holzrand und lachte laut, wurde aber verlegen wie ein Schulknabe, als sie ihn so in heimliche Freude über seine eigene Geschicklichkeit versunken fand.

      Dieses Abenteuer von Tischlerei und Klempnerei zog den Bau der kleinen Werkstatt nach sich, wo er allmählich eine ganze Sammlung ihm lieber Werkzeuge anlegte. Und er, der frühere Millionär, der sich alles, was er sich wünschte, augenblicklich hatte kaufen können, lernte jetzt die neue Freude kennen, endlich Dinge zu besitzen, die man sich lange gewünscht und durch strenge Sparsamkeit erworben hat. Es dauerte drei Monate, bis er sich den Luxus erlauben konnte, einen Patentschraubenzieher zu kaufen, und seine Freude über diesen kleinen Wundermechanismus war

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