Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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muß sicher das Rohr ausgraben«, sagte er zu ihr. »Es ist der Erdrutsch, der den ganzen Winter gedroht hat. Jetzt ist er wohl endlich gekommen.«

      »Aber lies nicht allein weiter!« rief er, während er um das Haus den Pfad entlang schritt, der zum Canjon führte.

      Als er halbwegs den Pfad hinuntergeschritten war, kam er zu dem Erdrutsch. Es war nichts von Bedeutung, nur ein paar Tonnen Erde und zusammengestürztes Gestein, aber es hatte fünfzig Fuß darüber angefangen und Kraft genug gehabt, die Wasserleitung bei einer Zweigstelle zu zerreißen. Ehe er an die Arbeit ging, blickte er zu der Stelle hinauf, von der der Erdrutsch gekommen war, und er tat es in der Weise des geübten Minenarbeiters. Und was er sah, ließ fast seine Augen aus den Höhlen treten.

      »Das müssen wir uns doch mal näher ansehen!« sagte er laut.

      Sein Blick wanderte über die steile Oberfläche des Bruches. Hier und dort standen kleine, schwankende Manzanitabüsche mit verflochtenen Wurzeln, aber im großen und ganzen war dieser Teil des Canjons nackt und nur von Gras und Unkraut bedeckt. Man konnte sehen, daß die Oberfläche sich geändert hatte, sooft der Regen seine Flut von der Erde über den Rand des Canjons gespült hatte.

      »Ein richtiger Quarzgang, so wahr ich lebe!« rief er leise aus.

      Und wie vorher die alten Jagdinstinkte in dem Wolfshund erwacht waren, so kehrte in ihm jetzt die alte, brennende Gier nach dem Golde zurück. Er warf Hammer und Kneifzange hin, behielt aber Hacke und Schaufel und kletterte zu dem Erdrutsch hinauf, wo der vorspringende, aber größtenteils mit Erde bedeckte Fels zum Vorschein kam. Der Vorsprung war undeutlich, fast unsichtbar, aber sein geübtes Auge zeichnete sofort die versteckte Formation, die unter der Erde liegen mußte. Hier und da hieb er mit der Hacke auf das zerbröckelnde Gestein los und schaufelte die überflüssige Erde fort. Einige Male untersuchte er auch den Stein selbst. Der war so morsch, daß er mit den Fingern Stücke davon abbrechen konnte. Dann kletterte er ein paar Dutzend Fuß höher und begann von neuem mit Hacke und Schaufel drauflos zu arbeiten. Und als er diesmal die Erde von einem Felsblock geschabt und ihn untersucht hatte, richtete er sich plötzlich auf und schnappte vor Freude nach Luft. Dann sah er sich hastig um, wie um sich zu vergewissern, daß ihn niemand sah, wie ein Hirsch, der an der Tränke im Walde steht und sich ängstlich nach Feinden umsieht, ehe er trinkt. Er lachte laut über seine eigene Dummheit und machte sich wieder an die Untersuchung des Felsens. Die Sonne warf ein Streiflicht darüber, und es glitzerten winzig kleine Stellen darin, die nichts als reines Gold sein konnten.

      »Von den Graswurzeln abwärts«, murmelte er mit Ehrfurcht in der Stimme, während er die Axt in die weiche Oberfläche trieb.

      Er schien ein anderer Mensch geworden. Die größte Menge Cocktail hätte nicht diese Flamme in seinen Augen entzünden, nicht seine Wangen mit solcher Glut färben können. Während er arbeitete, fühlte er sich von neuem von der alten Leidenschaft gepackt, die ihn den größten Teil seines Lebens beherrscht hatte. Ein wilder Wahnsinn überkam ihn und wuchs von Minute zu Minute. Er arbeitete wie verrückt, bis er vor Anstrengung keuchte und der Schweiß ihm über die Stirn troff. Er suchte die ganze Breite des Erdrutsches ab und grub durch die rote vulkanische Erde, die von dem eingestürzten Felsen über ihn herabgekommen war, bis er Quarz fand, mürben Quarz, der ihm unter den Händen zerbröckelte und von reinem Golde wimmelte.

      Zuweilen verursachte er kleine Erdrutsche, die seine Arbeit wieder zunichte machten und ihn zwangen, die Erde wegzugraben. Einmal wurde er fünfzig Fuß tief bis auf den Boden des Canjons mitgerissen, kam aber mit einiger Mühe auf die Beine und kroch wieder hinauf, ohne auch nur Luft zu schöpfen. Hier war der Quarz bröckelig, daß er fast Lehm glich, und hier war er reicher an Gold als irgendwo sonst. Es war die reine Schatzkammer. Er verfolgte die Ader bergauf und bergab auf eine Strecke von hundert Fuß. Er kletterte sogar über den Rand des Canjons, um möglicherweise etwas von dem Quarzgange zu erspähen. Aber das hatte Zeit, und er kehrte schnell zu seinem Funde zurück.

      Er arbeitete weiter in derselben wahnsinnigen Eile, bis Ermattung und unerträgliche Rückenschmerzen ihn zum Aufhören zwangen. Er richtete sich an einem Quarzblock auf, der noch goldhaltiger als die vorhergehenden war. Als er gebückt dagestanden hatte, war der Schweiß ihm von der Stirn auf die Erde getropft, jetzt lief er ihm in die Augen und blendete ihn. Er wischte ihn mit dem Handrücken ab und machte sich von neuem an die Untersuchung des Goldes. Es würde dreißigtausend auf die Tonne, ja fünfzigtausend oder noch mehr ergeben, das wußte er gut. Und als er so das gelbe, lockende Gold anstarrte, nach Luft schnappte und sich den Schweiß aus den Augen wischte, begannen in seinem Innern plötzlich die großen Gesichte aufzutauchen. Er sah die Eisenbahnschienen, die vom Tal in die Höhe, quer über die Wiesen bis zum Gipfel des Berges laufen mußten, und sein Blick glitt über die Hänge und baute die Brücke über den Canjon, bis alles vor seinen Augen zur Wirklichkeit wurde. Auf der andern Seite des Canjons mußte die Mühle errichtet werden, und er stellte sich dorthin und hing auch die endlose Kette von Eimern auf, die sich mittels Schwerkraft durch den Raum bewegten, um das Metall über den Canjon zum Quarzbecher zu schaffen. Die ganze Mine lag zu seinen Füßen mit ihren Tunneln, Schächten, Galerien und Kränen. Er konnte die Sprengungen in der Mine hören, während von der andern Seite das Poltern des Stampfwerkes ertönte. Die Hand, die das kleine Stückchen Quarz hielt, zitterte, und er spürte in seinem Magen ein müdes, nervöses Klopfen. Plötzlich wußte er, daß er etwas trinken mußte – Whisky, Cocktail, irgend etwas, nur Spiritus. Und in diesem Augenblick, als der brennende Drang nach Spiritus ihn ganz beherrschte, hörte er in der Ferne Dedes Stimme, die über die grüne Tiefe des Canjons schwach und undeutlich zu ihm herüberdrang:

      »Komm, put, put, put, put, put! Komm, put, put, put!«

      Er war erstaunt, wieviel Zeit vergangen war. Sie hatte die Veranda verlassen und fütterte jetzt die Küken, ehe sie das Abendessen bereitete. Der Nachmittag war vergangen. Er konnte nicht fassen, daß er so lange fortgeblieben war.

      Wieder hörte er ihr Rufen: »Komm, put, put, put, put, put! Komm, put, put, put!«

      So rief sie immer, erst fünf-, dann dreimal. Er hatte es längst bemerkt. Und als er so an sie dachte, stiegen auch andere Gedanken in ihm auf, die allmählich den Ausdruck von Angst über seine Züge bereiteten. Denn ihm war, als hätte er sie schon fast verloren. Nicht ein einziges Mal hatte er in diesen wahnsinnigen Stunden an sie gedacht, die ganze Zeit war sie ihm wahrhaftig verloren gewesen.

      Er warf das Quarzstück fort, ließ sich den Erdrutsch hinabgleiten und begann mit schweren Schritten den Pfad entlang zur Ranch zu laufen. Am Rande der Rodung verlangsamte er seinen Schritt und kroch fast bis zu einer Stelle, von wo aus er sehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Sie fütterte immer noch die Küken, streute ihnen Hände voll Korn aus und lachte über ihre drolligen Bewegungen.

      Bei ihrem Anblick war ihm, als verließe ihn plötzlich der panische Schrecken, der ihn ergriffen hatte, er machte kehrt und lief den Pfad zurück. Dann kletterte er wieder den Erdrutsch hinauf, kletterte jetzt aber höher und nahm Hacke und Schaufel mit. Und wieder arbeitete er wie rasend, aber diesmal mit einer andern Absicht. Er berechnete genau, lockerte die rote Erde, so daß sie herabstürzte, alles, was er ausgegraben hatte, unter sich begrub und den Schatz, den er entdeckt hatte, wieder vor dem Tageslicht verbarg. Er ging sogar in den Wald, schaufelte ganze Arme voll des im vergangenen Jahre gefallenen Laubes zusammen und streute es über den Erdrutsch. Aber diese Arbeit gab er bald als zwecklos wieder auf und ließ wieder Erde über den Schauplatz seiner harten Arbeit nachstürzen, bis jede Spur des vorspringenden Quarzganges vollständig verwischt war.

      Dann setzte er das beschädigte Wasserrohr instand, nahm sein Werkzeug und machte sich auf den Heimweg. Er ging langsam, denn er fühlte eine große Müdigkeit, wie ein Mensch, der eine furchtbare Krisis durchgemacht hat. Er legte das Werkzeug fort, nahm einen tüchtigen Schluck von dem Wasser, das jetzt wieder durch die Kanäle strömte, und setzte sich auf die Bank an der offenen Küchentür. Dede war drinnen

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