Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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bester verstanden.

      Also blickten die Leute im Fort auf die neuen Ankömmlinge herab und freuten sich, wenn es ihnen übel erging. Sie freuten sich besonders über das Unheil, das Wolfsblut und sein Anhang unter den Hunden der Fremden anrichtete. Wenn ein Dampfer ankam, so erschienen die Leute aus dem Fort stets am Ufer, um sich den Spaß anzusehen, und sie freuten sich darauf ebenso sehr wie die Indianerhunde, und sahen auch bald, wie schlau und mordlustig Wolfsblut sich dabei gebärdete. Vor allem ergötzte sich ein Mann an dem Schauspiel. Beim ersten Pfiff des Dampfers kam er angerannt, und wenn der Kampf vorüber war, so kehrte er langsam und wie bedauernd ins Fort zurück. Manchmal wenn ein sanfter Hund aus dem Südland niedergeworfen wurde und in Todesnöten schrie, so jubelte der Mann laut auf und sprang vor Freude in die Höhe. Immer aber blickte er mit begehrlichem Auge auf Wolfsblut.

      Die Leute im Fort nannten den Mann den Schönen. Man kannte seinen Vornamen nicht, so wurde er in der Gegend allgemein der schöne Schmitt genannt. Allein er war durchaus keine Schönheit. Ganz im Gegenteil! Die Natur hatte ihn stiefmütterlich behandelt. Er war klein, und auf dem hageren Körper saß ein winziger Kopf, der nach oben spitz zulief, so daß er als Knabe bei den Kameraden die »Stecknadel« hieß. Die niedere Stirn war flach, und der Hinterkopf zeigte keine Wölbung. Die Gesichtszüge, als ob die Natur ihre Sparsamkeit bereue, waren verschwenderisch breit, die Augen groß und so weit von einander entfernt, daß noch ein Paar dazwischen Platz gehabt hätte. Was aber dem Gesichte die größte Breite gab, war der ungeheure Kiefer. So breit und massig sprang derselbe vor, daß er für den hagern Hals fast zu schwer erschien. Dieser Kinnbacken hätte den Eindruck großer Festigkeit erregen können; allein dies wäre eine Täuschung gewesen, denn Schmitt war weit und breit als ein erbärmlicher Feigling bekannt. Die beiden Augenzähne, länger als ihre breiten gelben Gefährten, ragten wie Stoßzähne zwischen den schmalen Lippen hervor, und die Augen sahen so unbestimmt in der Farbe aus, als hätte die Natur die Reste aus all ihren Farbentöpfen zusammengekratzt. Dasselbe galt von dem spärlichen Haar, das auf dem Kopfe zu Berge stand, im Gesicht jedoch wie Korn wuchs, das vom Winde verweht war.

      Eine solche Ungeheuerlichkeit war der schöne Schmitt, der für die Leute im Fort die Küche, das Aufwaschen und alle groben Arbeiten besorgte. Man behandelte ihn nicht gerade schlecht – im Gegenteil –, denn man fürchtete ihn. Konnte er nicht in feiger Wut einen von hinten erschießen oder einem Gift in den Kaffee mischen? Jemand mußte doch die Küche besorgen, und warum sollte es nicht durch Schmitt geschehen, was auch immer seine Fehler waren! Dieser Mann aber war von Wolfsbluts Tapferkeit und Blutdurst so sehr entzückt, daß er wünschte, ihn zu besitzen. Er näherte sich Wolfsblut freundlich, ohne daß dieser ihn beachtete. Als diese Annäherungen zudringlicher wurden, knurrte Wolfsblut und wies ihm die Zähne, indem er rückwärts ging. Der Mann gefiel ihm nicht. Wolfsblut witterte in ihm Schlimmes und fürchtete seine ausgestreckte Hand und die sanften Worte.

      Die Tiere unterscheiden leicht zwischen Gut und Böse: jenes bringt ihnen Behagen, Zufriedenheit, Schmerzlosigkeit, und sie haben es darum gern; dieses verursacht Unbehagen und Pein, und darum hassen sie es. Und Wolfsblut fühlte, daß Schmitt böse wäre. Aus dem mißgestalteten Körper, aus dem verderbten Gemüt stiegen geheimnisvoll wie Nebel aus den Fieber erzeugenden Sümpfen ungesunde Ausdünstungen und Ausstrahlungen empor. Nicht durch den Verstand, auch nicht allein durch die Sinne, sondern durch feinere, noch unerforschte Kanäle, kam ihm das Gefühl, daß dieser Mensch übles im Schilde führe, daß er ihm schaden könne, kurz, daß er schlimm sei und verabscheut werden müsse.

      Als Schmitt zum erstenmal den Grauen Biber besuchte, befand sich Wolfsblut im Lager. Beim leisen Ton der fernen Fußtritte, noch bevor er den Ankömmling sehen konnte, wußte Wolfsblut, wer da käme, und sein Haar sträubte sich. Er hatte bequem gelegen, aber er stand rasch auf, als der andere sich näherte, und schlich wie ein echter Wolf ans äußerste Ende des Lagers. Er wußte nicht, was die Beiden miteinander sprachen, aber er verstand es dennoch. Als Schmitt einmal mit dem Finger nach ihm wies, zeigte er knurrend die Zähne, als hätte die Hand des Mannes ihn berührt, während sie doch eine weite Strecke von ihm entfernt war. Schmitt lachte darüber, und Wolfsblut schlich in den Schutz des Waldes und wandte den Kopf zurück, als er lautlos über den Boden glitt.

      Allein der Graue Biber hatte keine Lust, den Hund zu verkaufen. Er war durch den Handel reich geworden und verlangte nichts weiter. Auch war Wolfsblut ein wertvolles Tier, der stärkste Schlittenhund, den er je gehabt hatte, und der beste Leithund. Es gab nicht seinesgleichen, weder am Mackenzie noch am Yukon. Wie konnte er kämpfen! Er brachte die Hunde so leicht um, wie man Mücken totschlägt, und bei diesen Worten zuckte es wie ein Blitz in den Augen des schönen Schmitt auf, und er leckte sich gierig die dünnen Lippen. Nein, Wolfsblut war um keinen Preis zu haben!

      Doch Schmitt kannte die Indianer. Er besuchte den Grauen Biber oft und trug jedesmal unter dem Rock versteckt ein paar dunkle Flaschen. Nun ist es eine eigentümliche Eigenschaft des Branntweins, daß er Durst erzeugt, und der Graue Biber bekam Durst. Seine fiebernden Pulse, seine versengten Eingeweide verlangten immer mehr von der brennenden Flüssigkeit, und sein Gehirn, durch das ungewohnte Reizmittel verstört, trieb ihn an, alles zu tun, um dasselbe zu erlangen. Das Geld, das er für Felle, Handschuhe und Mokassins eingenommen hatte, fing an zu schwinden, und je leerer sein Geldbeutel wurde, desto schlechter wurde seine Laune.

      Endlich waren Geld, Waren und Standhaftigkeit dahin; nichts blieb ihm übrig als der Durst, der mit jedem nüchternen Atemzug mächtiger wurde. Da redete Schmitt wieder über Wolfsbluts Verkauf mit ihm und bot ihm diesmal den Preis in Flaschen und nicht in Geld an. Der Graue Biber spitzte die Ohren.

      »Wenn du den Hund greifen kannst, so magst du ihn haben,« war des Grauen Biber letztes Wort. – Die Flaschen wurden übergeben, aber zwei Tage später sagte der schöne Schmitt zu ihm: »Greif du den Hund.«

      Eines Abends hatte sich Wolfsblut ins Lager geschlichen und mit zufriedenem Seufzer niedergelegt, denn der gefürchtete Weiße war nicht da. Seit Tagen war es ihm klar geworden, daß er ihn zu greifen wünschte, und er hatte darum das Lager gemieden. Er wußte nicht, was ihm von dem Manne Schlimmes drohte, nur daß es ihm drohte, das wußte er, und daß es besser wäre, ihm fern zu bleiben. Allein kaum hatte er sich niedergelegt, als der Graue Biber auf ihn zutaumelte und ihm einen ledernen Riemen um den Hals schlang. Dann setzte er sich neben Wolfsblut nieder, indem er das Ende des Riemens in der Hand behielt. In der andern Hand hielt er eine Flasche, welche er unter der Begleitung gurgelnder Töne von Zeit zu Zeit umgekehrt über den Kopf hielt. So verging eine Stunde, da verkündete das Geräusch von Tritten einen Ankömmling. Wolfsblut hörte es zuerst, und sein Haar sträubte sich, denn er erkannte den Kommenden, während der Graue Biber schlaftrunken nickte. Wolfsblut versuchte, den Riemen leise aus der Hand seines Herrn zu ziehen, aber die Finger desselben faßten fester zu, und der Graue Biber ermunterte sich.

      Schmitt kam ins Lager und blieb vor Wolfsblut stehen. Dieser knurrte den Gefürchteten an und verwandte kein Auge von seinen Händen. Die eine war ausgestreckt und senkte sich langsam auf Wolfsbluts Kopf nieder. Je näher die Hand kam, desto lauter und rauher wurde das Knurren, dann duckte sich Wolfsblut, und, indem er die Hand immer argwöhnisch im Auge behielt, wurde das Knurren durch die schnelleren Atemzüge immer kürzer, bis er plötzlich so flink wie eine Schlange zuschnappte. Die Hand fuhr schnell genug zurück, so daß die Zähne leer zusammenklappten, aber Schmitt war erschrocken und ärgerlich, und der Graue Biber gab Wolfsblut ein paar derbe Ohrfeigen, so daß dieser sich gehorsam tief zur Erde duckte.

      Allein seine Augen verfolgten mißtrauisch jede Bewegung der beiden Männer. Er sah, wie Schmitt wegging und mit einem derben Stock zurückkam. Dann ergriff er den ledernen Riemen und schickte sich zum Gehen an, wobei er an dem Riemen zerrte. Doch Wolfsblut widersetzte sich. Da stieß ihn der Graue Biber rechts und links, so daß er endlich aufstand, um zu gehen. Aber er tat es mit einem Satz, indem er auf den Fremden, der ihn wegschleppen wollte, lossprang. Doch Schmitt hatte das erwartet und gebrauchte den Stock so tüchtig, daß er Wolfsblut mitten im Sprunge zu Boden warf. Der Graue Biber lachte und nickte billigend. Schmitt zog wieder den Riemen straff an, und Wolfsblut schlich mit gesenktem

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