Butler Parker 137 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Was soll dieser Unsinn?« fragte sie dann grollend. »Wollen Sie Flegel etwa auf mich schießen? Verärgern Sie mich nicht unnötig!«
*
Butler Parker reagierte sofort.
Er wich nach links aus und verschwand praktisch in der Taxushecke. Er zwängte sich durch das Gesträuch und war bemüht, sowenig Geräusch wie möglich zu verursachen. Er erreichte die andere Seite und blickte auf den kleinen, gnomenhaft aussehenden Mann, der eine alte Schrotflinte in den Händen hielt, deren Doppelmündung auf die Detektivin gerichtet war.
Dieser Mann war etwa sechzig Jahre alt und trug einen schäbigen Jagdanzug, der an vielen Stellen geflickt war. Auf seinem Kopf saß ein hutähnliches Gebilde, auf das einige Hahnenfedern aufgesteckt waren.
»Verschwinden Sie«, sagte der Gnom krächzend und offensichtlich gereizt. »Das hier ist Privatbesitz. Pöbel hat hier nichts zu suchen. Verschwinden Sie!«
»Sie Lümmel!« Lady Simpson wirkte überhaupt nicht eingeschüchtert.
Die Doppelflinte ignorierte sie. »Sie reden mit einer Dame!«
»So sehen Sie auch gerade aus«, höhnte der Gnom. »Gehen Sie endlich! Oder soll ich Ihnen Beine machen?«
Parker näherte sich auf leisen Sohlen dem unfreundlichen Schrotflintenbesitzer. Wie er es schaffte, auf dem Gartenkies unhörbar zu bleiben, war ein Rätsel. Parker hatte seinen altväterlich gebundenen Universal-Regenschirm vom angewinkelten linken Unterarm genommen und brachte den Bambusgriff in die Nähe des rechten Oberarms des Gnomen. Agatha Simpson hatte ihren Butler zwar schon entdeckt, doch sie ließ sich nichts anmerken. Zudem hatte sie bereits wieder mal die Initiative ergriffen.
Der nervös kreisende Pompadour löste sich aus ihrer Hand und sauste wie ein Geschoß in Richtung Gnom. Der Mann wurde völlig überrascht und »empfing« den Handbeutel in Höhe seiner Nasenwurzel.
Das Resultat war beeindruckend.
Im Pompadour befand sich nämlich Lady Simpsons »Glücksbringer«, ein echtes Pferdehufeisen, das nur oberflächlich mit dünnem Schaumstoff umwickelt war. Der Gnom ächzte, wurde zurückgeworfen und feuerte – gewollt oder nicht – dennoch einen Schuß ab, der jedoch erfreulicherweise in die Luft gerichtet war.
Parker hatte für diese mißlungene Kanonade gesorgt. Mit dem Bambusgriff seines Universal-Regenschirms hatte er den rechten Oberarm des Mannes nach oben gerissen. Er kümmerte sich jetzt bereits um den Gnomen, der auf dem Kies saß und mit einer mehr als nur leichten Benommenheit kämpfte.
»Darf ich mir erlauben, mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen?« fragte Parker. »Darf ich ferner davon ausgehen, daß Sie mit dem Baron de Ponelle identisch sind?«
Der Gnom war noch nicht in der Lage, auf Parkers Fragen einzugehen. Er murmelte Unverständliches, sah Agatha Simpson aus trüben, verschleierten Augen an und überlegte wahrscheinlich, von welchem Pferd er wohl getreten sein mochte. Diesen Eindruck hatte er nämlich. Der »Glücksbringer« im Pompadour hatte voll getroffen.
»Nun übertreiben Sie nicht gleich wieder«, grollte die ältere Dame ihren Butler an, der dem Gnomen wieder auf die Beine half. »Dieses Subjekt wollte auf mich schießen.«
»Auf die Guillotine, auf die Guillotine«, murmelte der Gnom jetzt giftig. Er hatte innerlich wieder Tritt gefaßt und wurde Lady Agatha gegenüber mit seinen graugrünen Augen giftig.
»Baron de Ponelle?« fragte Parker ablenkend.
»Die Hände weg, Lakai!« Der Gnom machte sich von Parker frei und suchte nach seiner Flinte, die Parker sicherheitshalber im Grün der Taxushecke hatte verschwinden lassen.
»Er braucht wahrscheinlich noch eine zweite Behandlung«, vermutete Agatha Simpson grimmig. Sie ließ den Pompadour, den Parker ihr gereicht hatte, erneut kreisen.
»Baron de Ponelle«, stellte Josuah Parker den kleinen Gnomen vor, um dann auf seine Herrin zu deuten. »Lady Simpson, die hier auf Chapelle-sur-Loire zu einer feierlichen Bestattungsfeier eingeladen wurde.«
»Lady Simpson?« fragte der Gnom. »Lady Agatha Simpson?«
»Natürlich, das sehen Sie doch«, antwortete die ältere Dame gereizt.
»Sie sehen mich erfreut«, redete der Gnom weiter und vollführte einen unnachahmlich gekonnt-graziösen Kratzfuß, den man ihm nicht zugetraut hätte. »Ich bin entzückt, liebe Cousine, ich bin außerordentlich angenehm berührt.«
Er verbeugte sich erneut, haschte nach den Fingern der verblüfften Lady Agatha und küßte den Handrücken, was allerdings ein wenig verunglückte, da die resolute Sechzigerin etwas forsch reagierte.
»Was ist nun mit der Bestattung?« fragte sie dann ungnädig. »Ich möchte zurück nach Paris.«
»Bestattung, liebste Cousine?« Baron de Ponelle sah seine entfernte Verwandte irritiert an. Er sprach übrigens ein vorzügliches Englisch, was Lady Simpson allerdings für selbstverständlich hielt.
»Sie haben mich doch eingeladen. Warten Sie, Victor, sollten nicht Sie begraben werden?«
*
Das ehemalige alte Kutscherhaus war mit Antiquitäten vollgestopft. Der Hauch einer glanzvollen Vergangenheit wehte deutlich spürbar durch die beiden Räume, die durch einen Mauerdurchbruch miteinander verbunden waren.
Agatha Simpson, die ihren Cousin Victor inzwischen anerkannt hatte, was dessen Verwandtschaft zu ihr betraf, schaute sich einige Ölgemälde an, die streng blickende Männer und kokett wirkende Damen zeigten. Sie wartete auf die Rückkehr ihres Verwandten, der sich entschuldigt hatte.
»Was halten Sie von dieser ganzen Geschichte?« fragte die Lady und drehte sich zu ihrem Butler um.
»Mylady spielen sicher auf die beiden Herren an, die sich momentan im Gewölbe befinden?«
»Und auf diesen Cousin, der angeblich heute zu Grabe getragen werden sollte.« Sie nickte. »Ein seltsamer Verwandter, finden Sie nicht auch?«
»Ein Herr mit ausgeprägten Eigenschaften«, umschrieb Parker seinen Eindruck. »Baron de Ponelle scheint noch in der Vergangenheit zu leben, wie einige seiner Bemerkungen schließen lassen.«
»Hat er uns hierhergelockt? Hat er diese beiden Subjekte engagiert?«
»Diese Frage, Mylady, wage ich nicht zu beantworten.«
»Sie drücken sich wieder mal, wie? Ich will Ihnen mal etwas sagen: Dieser Vetter ist nicht ganz klar im Kopf. Diesem Victor traue ich so gut wie alles zu.«
»Eine Beurteilung, Mylady, die durchaus treffend sein könnte.«
»Nun sagen Sie schon, was Sie denken.« Sie sah ihn gereizt an. »Ich höre doch heraus, daß Sie völlig anderer Meinung sind.«
»Die beiden potentiellen Schützen im Gewölbe dürften mit dem Fall zu tun haben, den Mylady in Paris verfolgen.«
»Dem Fall Mentone?«
»Ricardo Mentone dürfte einen unstillbaren Haß auf Mylady und meine bescheidene