Butler Parker 137 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Eine Frage, die einer schnellen Beantwortung bedarf, Mylady.«
»Mir kommt da gerade ein Gedanke«, sagte die ältere Dame halblaut vor sich hin.
»Dies, Mylady, hoffte ich.«
»Ob Ricardo Mentone mit den drei bisherigen Todesfällen zu tun hat? Immerhin haben wir drei Beerdigungen hinter uns.«
»Innerhalb von zwei Wochen, Mylady«, bestätigte der Butler. »Die französische Seitenlinie von Myladys Familie scheint vom Schicksal geradezu verfolgt zu werden.«
»Das kann kein Zufall mehr sein, Mister Parker.«
»In der Tat, Mylady! Hier scheinen sehr irdische Mächte am Werk zu sein.«
Sie konnten die Unterhaltung nicht weiterführen, denn in diesem Augenblick kam Baron Victor de Ponelle aus dem Obergeschoß des kleinen Kutscherhauses und verblüffte seine beiden Besucher.
Der Gnom hatte sich gründlich verwandelt.
Er schien aus einer längst vergangenen Zeit zu stammen. Victor de Ponelle trug seidene Kniehosen, weiße Strümpfe und reich verzierte Schnallenschuhe. Der bestickte Rock reichte bis zu den Oberschenkeln.
Victor de Ponelles Kopf verschwand fast unter einer riesigen Perücke, die ein wenig ausgefranst war. Der Edelmann strömte einen penetranten Geruch nach Mottenkugeln aus. Er verbeugte sich tief und hieß seine Cousine erneut herzlich willkommen. Dann schaute er mißbilligend auf Parker und deutete mit seinem Zierstöckchen auf die Tür, die in den kleinen Vorflur führte.
»Hinaus mit ihm«, herrschte er den Butler dann an. »Hole er den Wein aus der Küche!«
Agatha Simpson wollte eingreifen. Ihre Augen glitzerten böse. Sie hatte eindeutig vor, ihrem Cousin über den Mund zu fahren, doch Butler Parker war schneller.
»Sehr wohl«, sagte er und verbeugte sich ehrerbietig. »Es wird sofort serviert.«
Parker war froh, den Raum verlassen zu können, denn er wollte sich im Haus umsehen.
*
Die beiden Profi-Mörder Paul und Jean klapperten mit ihren Zähnen um die Wette.
Sie saßen auf den Stufen der Steintreppe dicht vor der schweren Bohlentür und haderten mit ihrem Schicksal. So waren sie noch nie behandelt worden. Bisher hatten nur sie allein den Ton angegeben. Jetzt aber saßen sie in einer Falle, aus der es wohl kein Entrinnen gab.
Jean hatte sich inzwischen vom Sturz erholt, der übrigens glimpflich abgelaufen war. Er nieste hin und wieder und sah hinauf zu den Mauerdurchbrüchen des Gewölbes, die leider unerreichbar blieben.
Plötzlich glaubte Jean dort oben ein Gesicht zu sehen. Er richtete sich steil auf und hielt unwillkürlich den Atem an.
»Was ist?« fragte Paul müde.
»Da oben, ein Gesicht!«
»Wo?« Pauls Müdigkeit war sofort verflogen. Er sah hoch zu den Mauerdurchbrüchen, konnte jedoch nichts entdecken.
»Ich hab’s deutlich gesehen«, sagte Jean.
»Schon gut, schon gut.« Paul winkte ab. Natürlich hatte sein Partner sich geirrt. Es war ja überhaupt nur eine Frage der Zeit, bis sie beide durchdrehten und verrückt spielten.
»Es war ’n Gesicht!« Jeans Stimme nahm einen eigensinnigen Unterton an. »Glaubst du etwa, ich würde schon weiße Mäuse sehen?«
»Das wäre wenigstens ’ne Abwechslung«, erwiderte Paul und starrte wieder trübselig auf die schmutzige Wasseroberfläche.
»Da is’ es wieder!« Jean sprang auf, rutschte jedoch auf den glitschigen Stufen aus, griff haltsuchend in die Luft und landete in den aufklatschenden Fluten. Als er wieder auftauchte, hörte er das Lachen seines Partners.
Dieses Lachen brach plötzlich ab, bevor Jean einen wütenden Fluch ausstoßen konnte. Er blieb im Wasser stehen und sah seinen Freund, der nun seinerseits angestrengt zu den Mauerdurchbrüchen sah.
»Jetzt hab’ ich’s auch gesehen«, meinte Paul dann.
»Hab’ ich doch gleich gesagt! Ob das dieser Butler gewesen ist?« Jean watete zurück zur Steintreppe. Als er hochstieg und sich das Wasser aus dem Gesicht wischte, sprang Paul plötzlich hoch und warf sich mit aller Kraft gegen ihn. Jean brüllte auf, doch er konnte sich natürlich nicht halten. Er landete zusammen mit seinem Partner erneut in dem Wasser.
»Wahnsinnig?« Jean hustete, als er wieder auf den Beinen stand. Er sah Paul wütend an. »Was sollte das?«
»Sieh mal zur Tür rüber!« Paul deutete mit ausgestrecktem Arm die Steintreppe hoch.
»Was ist mit der Tür?«
»Siehst du denn nichts?«
»Das is’ doch ... das is’ doch ...«
» .. .’n Pfeil«, vollendete Paul den Satz. »Das is’ ’n Blasrohrpfeil. Er zischte dicht an meinem Kopf vorbei. Ich hab’ den Luftzug gespürt.«
»Man will uns umbringen.« Jeans Kehle schnürte sich zusammen. Er wartete den Kommentar seines Freundes nicht ab, sondern arbeitete sich durch das Wasser hinüber hinter einen der runden, stämmigen Stützpfeiler. Hier nahm er Deckung.
Paul war ihm gefolgt. Dicht standen die beiden Profi-Mörder nebeneinander. Sie zitterten vor Nervosität, aber auch vor Kälte, die langsam in ihnen hochkroch. Sie schielten förmlich um den schützenden Pfeiler herum zu den Mauerdurchbrüchen hinauf, woher der Pfeil gekommen sein mußte.
Sie rührten sich nicht von der Stelle.
*
Natürlich hatte Butler Parker das seltsame Geschoß abgefeuert, das jetzt in der Bohlentür zitterte.
Sein Universal-Regenschirm war dazu durchaus in der Lage. Der Schirmstock war ein geschickt getarnter Lauf, der Blasrohrpfeile mittels Preßluft in jede gewünschte Richtung verschießen konnte. Parker hatte sich diese ein wenig ungewöhnliche Waffe in seiner »Bastelstube« hergerichtet, einer Art Labor in seinen Privaträumen des Stadthauses der Lady Simpson.
Selbstverständlich hatte er keineswegs die Absicht gehabt, den Gangster zu treffen. Ihm war es einzig und allein darauf angekommen, die beiden Männer ins Wasser des Gewölbes zu scheuchen, um sie noch ein wenig einzuweichen.
Nun hatte der Butler Zeit und Gelegenheit, sich das verfallene Schloß des Baron de Ponelle näher anzusehen. Eine schnelle Besichtigung des Kutscherhauses hatte er bereits hinter sich.
Gemessen und würdevoll schritt Josuah Parker die Räume im Erdgeschoß ab und prüfte die vielen Treppen, die in die oberen Stockwerke führten. Sie waren durchweg staubbedeckt und zeigten keine Spuren. Nach menschlichem Ermessen waren diese Räume oben in jüngster Zeit von niemandem betreten worden. Eine Besichtigung konnte er sich also ersparen.
Seine Wanderung durch das Erdgeschoß brachte keine Erkenntnisse. Die Räume waren leer, viele Fenster zerbrochen. Verfall, Trostlosigkeit und ein Hauch des Todes gingen von den Sälen,