Butler Parker 131 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 131 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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berechnet und war zu einem positiven Ergebnis gekommen. Wenn er die komische Alte als Geisel nahm, konnte er den ulkigen Butler zwingen, den Wagen zu stoppen. Danach brauchte er dann nur noch auszusteigen ...

      Brett Nichols spannte seine Muskeln, nahm eine Art Count-down vor und warf sich dann jäh auf die falsch eingeschätzte Gegnerin.

      Es bekam ihm gar nicht gut.

      Mylady schien auf diesen Angriff nur gewartet zu haben. Sie reagierte nicht schreckhaft, sondern sehr konzentriert. Ihre linke Hand beschrieb einen kleinen Halbkreis, und der Pompadour folgte dieser Bewegung. Er setzte sich auf die Nase des Gangsters, die daraufhin deutliche Quetschfalten zeigte.

      Nichols hatte das Gefühl, von einem Pferd getreten zu werden. Er heulte auf und sackte zurück in seine Ecke. Er konnte nicht wissen, daß ein echtes Hufeisen ihn außer Gefecht gesetzt hatte. Im Pompadour befand sich nämlich tatsächlich solch ein harter Gegenstand, der nur ganz oberflächlich in dünnen Schaumstoff gewickelt war.

      »Sie Naivling«, kommentierte die ältere Dame seine Niederlage. »Lassen Sie sich bei Gelegenheit Ihr Lehrgeld zurückzahlen! Wenn Healers davon hört, wird er an Ihnen zweifeln.«

      Nichols fingerte vorsichtig an seiner lädierten Nase herum und sah seine Kontrahentin scheu an. Sie hatte inzwischen eine Hutnadel aus ihrem »Südwester« herausgezogen und hielt das lange und spitze Gerät wie ein Florett stoßbereit in der rechten Hand. Die Spitze dieser Hutnadel war selbstverständlich auf Nichols Weichteile gerichtet.

      Der Gangster zog sich noch tiefer in seine Polsterecke zurück und traute der verrückten Alten durchaus zu, daß sie angriff. Er sah sie plötzlich mit völlig anderen Augen.

      »Sie streiten also ab, Tainers umgebracht zu haben?« fragte sie nun.

      »Ich weiß überhaupt nicht, wer das ist!«

      Parker vorn am Steuer umkurvte in diesem Moment einen Lastwagen, wodurch sein hochbeiniges Monstrum sich ein wenig auf die Seite legte.

      »Hoppla«, sagte Lady Agatha, die prompt gegen Nichols fiel.

      »Au!« keuchte Nichols, der von der Hutnadel getroffen wurde. Er hatte das Gefühl, von einem Miniaturflorett durchbohrt worden zu sein. Er begann, um sein Leben zu fürchten.

      »Sie kennen auch keinen Edward Healers, nicht wahr?« erkundigte sich Agatha Simpson ungerührt.

      »Ich... Ich habe über ihn in den Zeitungen gelesen«, antwortete der Gangster blitzschnell und rieb sich die schmerzende Seite.

      »Aber persönlich kennen Sie ihn nicht, oder?«

      »Natürlich nicht, Mylady.« Er sagte bereits »Mylady« zu ihr, um Bruchteile von Sekunden später wieder aufzustöhnen. Der Wagen hatte sich erneut in eine Kurve gelegt. Und wiederum war die ältere Dame samt ihrer überlangen Hutnadel gegen ihn gerutscht.

      »Sie ... Sie bringen mich um«, beschwerte sich Nichols. Ihm war jetzt alles egal. Er langte nach der Türklinke und wollte sich ins Freie stürzen. Darin sah er seine einzige Überlebenschance. Er war zu dem Schluß gekommen, es mit Verrückten zu tun zu haben.

      Die Tür war von Parker längst elektrisch verriegelt worden, doch das wußte Nichols nicht. Er merkte nur, daß sie sich nicht öffnen ließ.

      »Ich habe Sie eben nicht richtig verstanden«, sagte die Detektivin und setzte sich wieder zurecht. Seinen Fluchtversuch ignorierte sie. »Wie sagten Sie noch?«

      »Ich kenne ihn«, räumte Nichols jetzt ein. »Nein, bitte, fallen Sie nicht wieder gegen mich, Mylady. Ich rede ja schon. Stornay und Wavers haben Tainers umgebracht. Mein Ehrenwort!«

      »Sind das diese beiden Subjekte aus Ihrem Büro?«

      »Sie gehören zu Healers. Er hat sie mir auf den Hals geschickt. Ich mußte sie einfach einstellen. Er benutzt meinen Betrieb als Deckmantel für seine Geschäfte. Ich werde von ihm erpreßt. Ich muß tun, was er will, sonst bringen mich Stornay und Wavers glatt um.«

      »Reden Sie weiter«, forderte Agatha Simpson ihn grimmig auf. »Ich sitze nicht besonders fest.«

      »Sie haben Tainers umgebracht. Er ist doch der einzige Augenzeuge gegen Healers. Er war es. Jetzt wird man Healers nicht mehr den Prozeß machen können.«

      »Und wie haben sie ihn ermordet?« Sie sah ihn streng an.

      »Mit Gift. Sie sind als Getränkelieferanten nach oben in die Kantine gekommen. War ganz einfach, wie sie mir sagten. Wie sie es genau geschafft haben, weiß ich nicht. Die reden ja nicht mit mir.«

      »Sie sind natürlich bereit, das zu beeiden?«

      »Bringen Sie mich zur nächsten Polizeistation! Ich leiste jeden gewünschten Eid.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte mehr gesagt, als er sagen wollte, aber in seiner Vorstellung war das nicht besonders entscheidend. Er konnte das alles jederzeit wieder abstreiten und behaupten, die beiden Verrückten hätten ihn zu dieser Aussage gezwungen. Hauptsache, er kam erst mal raus aus diesem rollenden Gefängnis, aus dieser fahrbaren Folterkammer.

      Brett Nichols fühlte sich sehr schlecht.

      Er hatte bereits leichte Sehstörungen und fühlte ein starkes Schlafbedürfnis in sich aufsteigen. Er wußte nicht, daß Lady Simpsons Hutnadel chemisch präpariert war. Die Spitze war von Parker behandelt worden und stellte eine Art Geheimwaffe seiner Herrin dar.

      Das leichte Gift wirkte.

      Nichols gähnte inzwischen langanhaltend und sackte wenig später entspannt in sich zusammen. Ein paar Augenblicke später waren bereits seine Schnarchtöne zu hören.

      »Was machen wir mit diesem Subjekt?« fragte die Detektivin nach vorn. Trotz der geschlossenen Trennscheibe konnte sie sich mit Parker gut verständigen. Es gab nämlich im Wagen eine versteckt angebrachte Sprechanlage.

      »Falls ich mir einen Vorschlag erlauben darf, Mylady, sollte man Mr. Nichols irgendwo aussetzen«, antwortete der Butler gemessen. »Seine Aussagen sind offiziell ohne jeden Wert und Beweiskraft. Aber es würde seine Mitarbeiter gehörig verunsichern, wenn er für ein paar Stunden oder länger wie von der sprichwörtlichen Bildfläche verschwindet. In Gangsterkreisen schießen Gerüchte erfahrungsgemäß üppig ins Kraut!«

      *

      Als Brett Nichols wieder zu sich kam, fühlte er sich ein wenig unterkühlt. Irgend etwas schüttelte ihn durch, doch er war noch nicht wach genug, um sich darauf einen Reim zu machen. Noch war diese lähmende Müdigkeit in seinen Gliedern, die es ihm kaum gestattete, die Augenlider zu heben.

      Er brauchte einige Minuten, bis er merkte, daß er auf einer harten, piekenden Unterlage lag. Er tastete herum und kam zu dem Schluß, daß diese Unterlage aus Eisenschrott bestehen mußte. Dann richtete er sich vorsichtig auf und wurde von einem scharfen Wind gestoppt.

      Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

      Er lag in einem offenen Waggon, der mit Eisenschrott beladen war. Wie er hierher gekommen war, konnte er nur mühsam rekonstruieren. War da nicht etwas mit dieser komischen Alten und diesem Butler gewesen? Natürlich, sie hatten ihn zu dieser Spazierfahrt eingeladen, und dabei hatte die Frau ihn mit ihrer Hutnadel gefoltert. Als seine Gedanken diesen Erinnerungspunkt erreicht hatten, schoß Nichols das Blut in den Kopf. So entwürdigend war er noch nie behandelt

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