Das Stunden-Buch. Rainer Maria Rilke

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der Hammer schwer,

      bis eine Stunde uns die Stirnen küßte,

      die strahlend und als ob sie Alles wüßte

      von dir kommt, wie der Wind vom Meer.

      Dann ist ein Hallen von dem vielen Hämmern

      und durch die Berge geht es Stoß um Stoß.

      Erst wenn es dunkelt lassen wir dich los:

      Und deine kommenden Konturen dämmern.

      Gott, du bist groß.

      Du bist so groß, daß ich schon nicht mehr bin,

      wenn ich mich nur in deine Nähe stelle.

      Du bist so dunkel; meine kleine Helle

      an deinem Saum hat keinen Sinn.

      Dein Wille geht wie eine Welle

      und jeder Tag ertrinkt darin.

      Nur meine Sehnsucht ragt dir bis ans Kinn

      und steht vor dir wie aller Engel größter:

      ein fremder, bleicher und noch unerlöster,

      und hält dir seine Flügel hin.

      Er will nicht mehr den uferlosen Flug,

      an dem die Monde blaß vorüberschwammen,

      und von den Welten weiß er längst genug.

      Mit seinen Flügeln will er wie mit Flammen

      vor deinem schattigen Gesichte stehn

      und will bei ihrem weißen Scheine sehn,

      ob deine grauen Brauen ihn verdammen.

      So viele Engel suchen dich im Lichte

      und stoßen mit den Stirnen nach den Sternen

      und wollen dich aus jedem Glanze lernen.

      Mir aber ist, sooft ich von dir dichte,

      daß sie mit abgewendetem Gesichte

      von deines Mantels Falten sich entfernen.

      Denn du warst selber nur ein Gast des Golds.

      Nur einer Zeit zuliebe, die dich flehte

      in ihre klaren marmornen Gebete,

      erschienst du wie der König der Komete,

      auf deiner Stirne Strahlenströme stolz.

      Du kehrtest heim, da jene Zeit zerschmolz.

      Ganz dunkel ist dein Mund, von dem ich wehte,

      und deine Hände sind von Ebenholz.

      Das waren Tage Michelangelo’s,

      von denen ich in fremden Büchern las.

      Das war der Mann, der über einem Maß,

      gigantengroß,

      die Unermeßlichkeit vergaß.

      Das war der Mann, der immer wiederkehrt,

      wenn eine Zeit noch einmal ihren Wert,

      da sie sich enden will, zusammenfaßt.

      Da hebt noch einer ihre ganze Last

      und wirft sie in den Abgrund seiner Brust.

      Die vor ihm hatten Leid und Lust;

      er aber fühlt nur noch des Lebens Masse

      und daß er Alles wie ein Ding umfasse, –

      nur Gott bleibt über seinem Willen weit:

      da liebt er ihn mit seinem hohen Hasse

      für diese Unerreichbarkeit.

      Der Ast vom Baume Gott, der über Italien reicht,

      hat schon geblüht.

      Er hätte vielleicht

      sich schon gerne, mit Früchten gefüllt, verfrüht,

      doch er wurde mitten im Blühen müd,

      und er wird keine Früchte haben.

      Nur der Frühling Gottes war dort,

      nur sein Sohn, das Wort,

      vollendete sich.

      Es wendete sich

      alle Kraft zu dem strahlenden Knaben.

      Alle kamen mit Gaben

      zu ihm;

      alle sangen wie Cherubim

      seinen Preis.

      Und er duftete leis

      als Rose der Rosen.

      Er war ein Kreis

      um die Heimatlosen.

      Er ging in Mänteln und Metamorphosen

      durch alle steigenden Stimmen der Zeit.

      Da ward auch die zur Frucht Erweckte,

      die schüchterne und schönerschreckte,

      die heimgesuchte Magd geliebt.

      Die Blühende, die Unentdeckte,

      in der es hundert Wege gibt.

      Da ließen sie sie gehn und schweben

      und treiben mit dem jungen Jahr;

      ihr dienendes Marien-Leben

      ward königlich und wunderbar.

      Wie feiertägliches Geläute

      ging es durch alle Häuser groß;

      und die einst mädchenhaft Zerstreute

      war so versenkt in ihren Schooß

      und so erfüllt von jenem Einen

      und so für Tausende genug,

      daß alles schien, sie zu bescheinen,

      die wie ein Weinberg war und trug.

      Aber als hätte die Last der Fruchtgehänge

      und

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