Der Liebesschwur. Barbara Cartland
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Читать онлайн книгу Der Liebesschwur - Barbara Cartland страница 3
„Ja, Mylord.“
„Und jetzt folgst du meinen Anweisungen. Schick mir zuerst die Haushälterin. Aber vorher will ich noch mit Batley sprechen. Du wirst ihn draußen finden.“
Giselda hob nun den Messingeimer auf und ging zur Tür, ohne sich noch einmal nach dem Grafen umzusehen. Leise schloß sie die Tür hinter sich.
Der Graf lehnte sich in die Kissen zurück. Irgendetwas Geheimnisvolles lag in der Luft. Und er liebte Geheimnisse.
Einen Augenblick später trat Batley ein.
„Ich habe diese junge Frau als meine Krankenschwester engagiert, Batley“, sagte der Graf.
„Ich hoffe, Sie werden mit ihr zufrieden sein, Mylord“, erwiderte Batley leise. Seine Stimme hatte einen beleidigten Ton, den er jedes Mal annahm, wenn der Graf ihn beschimpft hatte. Aber beide wußten, daß dies mehr oder weniger eine Spielerei war.
„Sie ist keine gewöhnliche Dienstmagd, Batley“, fuhr der Graf fort.
„Nein, Mylord, das habe ich gestern auch festgestellt, als ich ihr das erste Mal begegnete.“
„Woher kommt sie eigentlich?“
„Ich werde versuchen, das herauszufinden, Mylord. Aber ich glaube, man weiß hier wenig über sie. Außerdem haben sie alle sehr viel zu tun, da nicht genügend Personal vorhanden ist. Und wie Eure Lordschaft wissen, legt der Colonel großen Wert darauf, daß jederzeit genügend Personal in seinem Hause zur Verfügung steht.“
Der Graf wußte, daß dies so war.
Colonel Berkeley, der sein Gastgeber war und dem German Cottage gehörte, war bekannt für seine Vorliebe für Perfektion. Alles mußte wie am Schnürchen klappen, ansonsten pflegte der Colonel sehr wütend zu werden.
William Fitzhardinge Berkeley, der ungekrönte König von Cheltenham, war der älteste Sohn des fünften Grafen. Er hatte seinerzeit, kurz nach dem Tod seines Vaters, den Titel ,Graf‘ abgelehnt, als man ihm mitgeteilt hatte, daß seine Eltern erst nach der Geburt des dritten Sohnes geheiratet hatten.
Er wurde jedoch als Haupt der Familie anerkannt und galt als der Herrscher von Berkeley Castle.
Fitz, so wurde er von seiner Familie und seinen Freunden genannt, war ein großer, gut aussehender Mann, aber er galt als ein Pedant und Autokrat, ja sogar als Tyrann, was Cheltenham betraf.
Der Kurort war sein Hobby, und er verschwendete seine Zeit und auch sein Vermögen hier, wo sein ausschweifendes Leben und auch alle seine Äußerungen, die er von sich gab, eine ständige Quelle des Tratsches waren, an dem sich sowohl die Einheimischen als auch die Kurgäste ergötzten.
Er kümmerte sich nicht um das Geschwätz. Er genoß seine Stellung in der Gesellschaft. Man bemühte sich um ihn und arrangierte Feste und Versammlungen, um ihm zu gefallen. Es gab keine Theatervorstellung und keine Party, die ohne seine Gegenwart zum Erfolg wurde.
Da er noch Junggeselle war, wurde er natürlich auch von all den vielen Müttern hofiert, die für ihre heiratsfähigen Töchter auf der Suche nach einer guten Partie waren. Jedoch hatte er noch keinerlei Bedürfnis, seine Freiheit zu opfern.
Aus diesem Grunde hatte German Cottage, wo der Graf sich zur Zeit als Gast auf hielt, bisher schon viele wunderschöne und attraktive Besucherinnen beherbergt, von denen man wußte, daß sie eine sehr intime Beziehung zum Grafen hatten. Den Ring des Colonels hatte bisher jedoch noch keine von ihnen getragen.
Der Graf hatte den Colonel während einer Jagd kennengelernt. Da beide großes Interesse am Sport hatten, wurde aus der Bekanntschaft schnell eine Freundschaft.
Der Colonel hatte eine gut ausgebildete Jagdmannschaft, und er war bekannt dafür, daß er großzügig für jeden Schaden aufkam, der durch seine Jäger auf den Feldern angerichtet wurde.
Im Augenblick war der Colonel noch im Schloß, jedoch würde er in spätestens zwanzig Minuten hier sein.
Der Graf genoß den Luxus, den man ihm hier in German Cottage bot. Selbst das erste Hotel im Ort hätte ihm einen solchen Service nicht bieten können. Trotzdem verspürte er keinerlei Gewissensbisse bei dem Gedanken, daß er dem Colonel jetzt einen Dienstboten ausspannen wollte.
Er berichtete der Haushälterin von seinen Plänen. Da sie selbstverständlich daran gewöhnt war, die Anordnungen ihres Herrn und auch der Gäste widerspruchslos hinzunehmen, sagte sie nichts, sondern knickste nur und murmelte etwas davon, daß es zwar schwierig sein würde, Ersatz für Giselda zu finden, aber sie wolle ihr Möglichstes tun.
„Warum schwierig?“ fragte der Graf.
„Die Mädchen sind durchaus nicht alle gewillt, in German Cottage zu arbeiten oder auf dem Schloß“, erwiderte Mrs. Kingdom.
Der Graf erinnerte sich, daß man ihm eines Tages von den vielen unehelichen Kindern des Colonels berichtet hatte. Im Umkreis von zehn Meilen sollen es nach den Berichten mehr als dreißig sein.
Er nahm an, daß Giselda von dem Ruf ihres Arbeitgebers bisher wohl noch nichts gehört hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, daß sie ansonsten hier Arbeit angenommen hätte.
„Was wissen Sie von dem Mädchen?“ fragte der Graf sie.
„Nicht viel, Mylord. Sie machte aber einen guten Eindruck. Und ich glaube, sie hat etwas mehr Niveau als die übrigen Mädchen hier.“
„Auf jeden Fall sieht sie nicht so aus, als wäre sie an solch schwere Arbeit gewöhnt, mit der Sie sie beauftragt haben.“
In wenigen Worten gab die Haushälterin dem Grafen zu verstehen, daß eine Hausmagd entweder in der Lage sein muß, alle Arbeiten zu verrichten, oder aber man kündigt ihr am besten gleich wieder. Der Graf jedoch bemerkte lediglich: „Giselda wird in meine Dienste eintreten, und ich werde sie auch bezahlen. Da sie nicht im Hause schläft, wird sie einen Raum benötigen, in dem sie sich umkleiden kann, sofern sie es wünscht.“
„Ich werde dafür sorgen“, sagte Mrs. Kingdom und knickste höflich, bevor sie das Zimmer verließ.
„Das Essen, Batley!“ rief der Graf. „Wo bleibt das verdammte Essen, das ich bestellt habe!“
„Sehr wohl, Mylord, es wird in einigen Minuten serviert werden. Es ist sehr ungewöhnlich, daß Ihre Lordschaft so zeitig speisen wollen“, erwiderte Batley.
„Ich kann essen, wann ich will“, erklärte der Graf scharf. „Und ich will eine gute Flasche Bordeaux dazu.“
„Sehr wohl, Mylord!“
Der Graf beobachtete, wie die Diener den Tisch hereinbrachten, ihn neben das Bett stellten und dann die Platten mit dem kalten Fleisch hinstellten. Der Anblick würde jedem Feinschmecker das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Der Graf hatte sich bei der Auswahl der Speisen große Mühe gegeben. Er hatte festgestellt, daß er mit Spannung darauf wartete, Giselda diese Delikatessen essen zu sehen.
Wie