Der Liebesschwur. Barbara Cartland
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Читать онлайн книгу Der Liebesschwur - Barbara Cartland страница 6
„Darf ich Eure Lordschaft darauf hinweisen, daß Sie viele Freunde haben, die sich viel eher als passende Gesellschaft für Sie eignen?“
„Willst du schon wieder mit mir streiten?“ fragte der Graf.
„Ich fürchte, ja. Ich habe nicht angenommen, daß Eure Lordschaft meine Dienste noch zu so später Stunde benötigen.“
„Hast du eine andere Verabredung - vielleicht ein schöner junger Mann, der auf dich wartet?“
„Es ist nichts dergleichen.“
„Willst du mich wirklich glauben machen, daß du nur deshalb so eilig fortgehen willst, um zu deiner Mutter und deinem Bruder zu kommen?“
Als Giselda keine Antwort gab, sagte der Graf gereizt: „Ich habe dich etwas gefragt, ich erwarte eine Antwort!“
„Eure Lordschaft haben mich angestellt, um mich um Ihr Bein zu kümmern und Sie zu pflegen“, erwiderte Giselda nach einigen Augenblicken. „Ich bin immer noch eine Dienstmagd, Mylord.“
„Und als eine solche solltest du lernen, den Anordnungen Folge zu leisten“, war die Antwort des Grafen. „Wenn ich vielleicht so exzentrisch oder eigen bin - du magst es nennen, wie du willst - und den Wunsch habe, mit einem meiner Diener zu Abend zu essen, so sehe ich keinen Grund, warum sie sich einem solchen Befehl widersetzen sollten.“
„Ja, Mylord. Aber Sie müssen zugeben, daß dies sehr ungewöhnlich ist.“
„Woher willst du wissen, ob es für mich auch so ungewöhnlich ist“, erwiderte der Graf. „Du weißt nichts von mir, und ich weiß nichts von dir. Wir haben uns heute das erste Mal gesehen. Zweifellos wirst du vorher noch nie von mir gehört haben.“
„Selbstverständlich habe ...“ Giselda brach ganz plötzlich ab.
Der Graf sah sie scharf an.
„Sprich diesen Satz zu Ende!“
Aber Giselda antwortete nicht.
„Du wolltest sagen, daß du selbstverständlich schon von mir gehört hast. Aber wie sollte das möglich sein?“
Wieder herrschte für einige Augenblicke Stille. Dann sagte Giselda, und es klang, als würden die Worte schwer über ihre Lippen kommen: „Sie ... sind sehr ... berühmt. Ich glaube, jedermann hat schon von Ihnen gehört. Genauso wie jeder schon ... vom Duke of Wellington gehört hat.“
Der Graf wußte wohl, daß dies keine ehrliche Antwort war, jedoch wollte er nicht weiter in sie dringen. Er sagte deshalb lediglich: „Nun gut, ich gebe zu, daß ich bekannt bin. Aber das ist doch kein Grund, daß du dich weigerst, mit mir zu Abend zu essen.“
Giselda stellte den Korb auf den Tisch.
„Was ich sagen will, Mylord, ist lediglich, daß ich es als Ihre Angestellte unpassend finde, eine besondere Stellung in Anspruch zu nehmen.“
„Und du glaubst, daß ich dir eine solche anbiete?“
„Nein, nicht direkt, Mylord,... aber ...“
„Ich möchte eines klarstellen“, sagte der Graf daraufhin. „Ich fühle mich nicht an allerhand Regeln der Konvention gebunden, die vielleicht in vielen Häusern gelten, aber bestimmt nicht in diesem. Wenn ich wünsche, mein Dinner in Gesellschaft eines der Küchenmädchen einzunehmen, sehe ich keinen Grund, warum diese sich weigern sollte heraufzukommen. Obwohl ich glaube, daß sie genauso wenig Vergnügen daran findet wie ich.“
Er sah Giselda ins Gesicht und fuhr fort: „Und was dich betrifft, so bist du eingestellt worden, um dich um mich zu kümmern. Sei es nun, daß mein Bein verbunden werden muß oder daß ich Gesellschaft benötige bei den unangenehmen Mahlzeiten, die ich unglücklicherweise im Bett zu mir nehmen muß.“ Seine Stimme klang hart und streng, als er fortfuhr: „Es ist einzig und allein meine eigene Entscheidung, was ich tun will oder was nicht. Und ich sehe keinen Grund, warum sich irgendeiner meiner Angestellten, ob Mann oder Frau, meinen Wünschen widersetzen sollte.“
Diese Art zu sprechen war bei denen, die schon länger in den Diensten des Grafen standen, wohl bekannt. Und Giselda kapitulierte genau wie diese es getan hätten.
Sie knickste.
„Sehr wohl, Mylord. Wenn Sie gestatten, werde ich meinen Hut ablegen und etwas heißes Wasser herrichten, damit ich mich Ihrem Bein widmen kann.“
„Je schneller, desto besser“, war die trockene Antwort.
Giselda verließ das Zimmer. Als er allein war, lächelte der Graf in sich hinein.
Er hatte die richtige Art gefunden, sie zu behandeln. Eine Art, der sie sich schwer widersetzen konnte. Mit einer gewissen Befriedigung sagte er sich, daß er zwar nicht Sieger in einer großen Schlacht war, jedoch ein kleines Scharmützel gewonnen hatte.
Giselda kam mit dem heißen Wasser zurück.
Zwar verspürte er wieder einige Schmerzen, als der Verband entfernt wurde. Aber Giseldas Hände waren zart, sie ging sehr vorsichtig vor. Auch hatte sie keinerlei Hemmungen, ihn als Mann zu behandeln. Gewöhnlich gab es keine weiblichen Krankenpfleger. Und schon oft hatte der Graf gedacht, daß die Verwundeten, die in die Kloster geschafft wurden, zu beneiden waren im Gegensatz zu denen, die von den rauhen Militär-Pflegern behandelt wurden.
„Wo hast du so viel Erfahrung gesammelt?“ fragte er das Mädchen.
„Ich habe viele Wunden verbinden müssen“, antwortete Giselda.
„In deiner Familie?“
Sie antwortete nicht, sondern zog das Laken über sein Bein. Dann schüttelte sie die Kissen auf.
Sie lächelte ihn eigenartig an und sagte dann: „Ich glaube, Mylord, wir sollten über interessantere Dinge sprechen. Ist Ihnen bekannt, daß der Duke of Wellington herkommen wird, um die neuen Festsäle zu eröffnen?“
„Der Duke!“ rief der Graf aus. „Wer hat dir das erzählt?“
„Die ganze Stadt spricht davon. Er war selbstverständlich schon vorher hier, jedoch nicht seit Waterloo. Die ganze Stadt wird ihm zu Ehren erleuchtet sein, und auf der Hauptstraße wird ein großer Triumphbogen für ihn errichtet werden.“
„Ich habe schon viele Triumphbögen gesehen“, sagte der Graf. „Aber ich würde gerne den Duke sehen.“
„Er wird in Colonel Riddells Haus wohnen. Das ist nicht weit von hier.“
„Dann wird er sicher hier auftauchen, um mich zu sehen“, sagte der Graf erfreut. „Ich nehme an, daß du auch gerne einmal den großen Helden treffen möchtest.“
Giselda wandte sich ab.
„Nein“, antwortete sie. „Ich habe nicht den Wunsch ... den Duke zu sehen.“
Erstaunt sah der Graf sie an.
„Nicht den Wunsch, den Duke zu sehen!“ wiederholte er ihre Worte. „Ich habe immer geglaubt, daß jede Frau in England Nacht für Nacht auf den Knien beten