Der Liebesschwur. Barbara Cartland

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Liebesschwur - Barbara Cartland страница 5

Der Liebesschwur - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

Скачать книгу

sie wissen mußte, daß er es sich in den Kopf gesetzt hatte, ihr Wohltäter zu sein.

      Im Augenblick hatte er keine Lust, weiter mit ihr zu argumentieren. Daher sagte er nur: „Nun gut, wie du willst. Jetzt pack alles ein, was du willst. Und komm nicht so spät wieder, sonst muß ich annehmen, daß du mit meinem Geld über alle Berge bist.“

      „Mylord sollten wissen, daß es ein Fehler ist, im Voraus zu bezahlen.“

      Obwohl ihn ihre Antwort sehr überraschte, mußte er doch lächeln.

      Sie packte das kalte Fleisch sorgfältig in Papier ein und nahm das Paket in beide Hände.

      „Ich danke Ihnen, Mylord“, sagte sie mit weicher Stimme.

      Dann, als würde sie sich ihrer Pflichten besinnen, fügte sie hinzu: „Sie sollten heute Nachmittag ruhen. Wenn möglich, sollten Sie ein wenig schlafen.“

      „Ist das ein Befehl?“

      „Selbstverständlich! Sie haben mich zu Ihrer Krankenpflegerin gemacht. Und in dieser Position ist es meine Pflicht, Eurer Lordschaft zu sagen, was gut für Sie ist. Auch wenn Sie es ablehnen sollten.“

      „Glaubst du denn, daß ich das tun würde?“

      „Ich bin der Überzeugung, daß es unmöglich ist, Sie zu zwingen, etwas zu tun, was Sie nicht wollen. Daher appelliere ich an die Vernunft Eurer Lordschaft.“

      „Das ist sehr vernünftig, Giselda“, sagte der Graf. „Aber du weißt so gut wie ich, daß die Mäuse auf dem Tisch tanzen, wenn die Katze nicht daheim ist. Wenn du also wirklich um mich besorgt bist, solltest du mich nicht zu lange warten lassen.“

      „Ich werde kommen, sowie ich die Salbe habe, Mylord.“

      Giselda knickste graziös und verließ dann den Raum. Während der Graf ihr nachsah, leerte er sein Glas, ohne es recht zu bemerken. Er war tief in Gedanken.

      Es war das erste Mal in seinem Leben, daß ihn ein anderer Mensch interessierte.

      Er, ein aktiver Mann, der in den letzten zehn Jahren entweder auf dem Schlachtfeld oder auf dem Gebiet des Sportes tätig gewesen war, empfand seine Krankheit, die ihn zum Nichtstun verurteilte, als unerträglich. Er kämpfte mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft dagegen an.

      Es gab keinen Grund für ihn, allein zu sein. In Cheltenham wimmelte es von Menschen, die sich seiner Stellung in der Gesellschaft bewußt waren und die ihn gerne besucht hätten oder ihn in ihren Häusern bewirten würden.

      Aber es lag nicht nur am körperlichen Zustand des Grafen. Er war auch in ausgesprochen schlechter Stimmung. Sein Leben lang war er ein gesunder Mensch gewesen. Jetzt litt er stark darunter, als Invalide im Bett zu liegen.

      Er hatte sich eingeredet, daß Gesellschaft ihn langweilen würde. Ganz speziell eine Gesellschaft, in der er zur Zeit nicht einmal die Freuden genießen konnte, die schöne Frauen ihm sonst bereitet hatten.

      Genau wie der Duke of Wellington genoß auch er gerne die Gesellschaft attraktiver und kluger Frauen, besonders solcher, mit denen man offen und frei sprechen konnte, so wie es in der Beau Monde nicht möglich war.

      Seine Liebesaffären reichten von den Sängerinnen der Drury Lane bis hin zu den Schönheiten von St. James. Es fiel den Frauen schwer, ihm irgendeinen Wunsch abzuschlagen. Er war nicht nur von sehr nobler Geburt und auch außergewöhnlich reich, er besaß auch eine undefinierbare Ausstrahlung, die auf Frauen unwiderstehlich wirkte.

      Sie alle verloren nicht nur ihren Kopf sondern auch ihr Herz. Er jedoch behandelte sie mit eigenartiger Gleichgültigkeit. Wahrscheinlich lag es daran, daß der Graf ganz einfach Frauen nicht ernst nahm.

      Erst vor kurzer Zeit hatte ihm eine dieser Frauen vorgeworfen: „Du behandelst mich wie ein Spielzeug. Als sei ich einzig und allein dazu da, dir Vergnügen zu bereiten.“

      Sie hatte nicht ganz Unrecht damit gehabt.

      Ganz anders verhielt er sich seinen Soldaten gegenüber. Die Männer verehrten ihn. Obwohl er von ihnen absoluten Gehorsam verlangte, hatte er jedoch immer Zeit, sich ihre Probleme anzuhören.

      Aber Frauen langweilten ihn, es sei denn, er mußte um ihre Zuneigung kämpfen und konnte mit ihnen flirten.

      Es war also seine eigene Entscheidung, daß er auf die Unterhaltungen mit Batley angewiesen war und auf den Austausch von Höflichkeiten mit Mr. Knightley, dem Aufseher des Colonel.

      Und nun war, völlig unerwartet, eine Frau aufgetaucht, die das Interesse des Grafen wachgerüttelt hatte. Und ohne es zu wollen, hätte Giselda ihm keinen größeren Gefallen tun können als durch ihre geheimnisvolle und rätselhafte Ausstrahlung.

      Der Graf war an Frauen gewöhnt, die ihm von sich erzählten, lange bevor er sie darum gebeten hatte. Und gerade deshalb war es nicht nur Mitleid, was er mit Giselda wegen ihrer Unterernährung empfand. Sie interessierte ihn als Mensch.

      Was konnte die Ursache dafür sein, daß ein Mädchen, das so offensichtlich aus gutem Hause kam — und ihre Ausdrucksweise und Benehmen waren ein Zeugnis davon - fast am Verhungern war? Und nicht nur sie, sondern auch ihre Mutter und ihr Bruder.

      Wodurch waren sie so verarmt? Es schien ja nicht einmal Verwandte oder Freunde zu geben, die ihnen wenigstens ein Dach über dem Kopf hätten anbieten können.

      Anstatt Giseldas Vorschlag, ein wenig zu schlafen, Folge zu leisten, lag der Graf wach in seinem Bett und dachte über das Mädchen nach.

      ,Ich wette, es wird sich als ganz gewöhnliche Geschichte herausstellen‘, dachte er bei sich. ,Karten, Frauen, Alkohol. Welchen Grund gibt es sonst, daß eine Familie nach dem Tode des Mannes in solche Armut versinkt?‘

      Obwohl er über sein Interesse an dem Mädchen lachen mußte, konnte er doch nicht ableugnen, daß er außergewöhnlich neugierig war, mehr über sie zu erfahren. Er stellte fest, daß der Nachmittag entsetzlich langsam verging.

      Er bemerkte sofort, daß sie sich umgezogen hatte. Sie trug jetzt ein Kleid, das zwar eleganter aber ebenso altmodisch war wie das erste.

      In der einen Hand trug sie einen Korb, über den anderen Arm hatte sie einen Schal gehängt. Die kleine Mütze, die sie trug, paßte zu der Farbe ihrer Augen. Zum ersten Mal dachte der Graf, daß sie sehr hübsch sein müßte, wenn sie nicht gar so dünn wäre.

      „Es tut mir leid, Mylord, daß ich so lange fort war. Aber ich habe die Zutaten für die Salbe erst kaufen müssen“, entschuldigte sie sich. „Aber ich habe sie jetzt bei mir. Ich bin sicher, Sie werden sich wohler fühlen, wenn wir das Bein damit behandelt haben.“

      „Ich habe mich schon gefragt, wo du so lange bleibst.“

      „Darf ich jetzt bitte Ihr Bein versorgen?“ fragte Giselda. „Wenn Sie dann nichts mehr für mich zu tun haben, könnte ich nach Hause gehen.“

      „Ich erwarte, daß du mit mir zu Abend ißt!“

      Einen Augenblick herrschte Stille, dann sagte Giselda leise: „Ist das wirklich nötig? Sie haben mich bereits zum Lunch eingeladen. Und da man mir in der Küche berichtet hat, daß Sie gewöhnlich nicht so viel während des Tages essen, nehme ich an, daß Sie mir einen Gefallen tun wollten.“

      Obwohl

Скачать книгу