Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Wenn er gehofft hatte, seine Freundin damit nachdenklich zu stimmen, so hatte sich Danny getäuscht. Tatjana stand hinter dem Tresen, eine Papiertüte in der Hand, in die sie wahllos Vanille-Schnecken, Quarkbällchen, Plunder und andere Süßigkeiten steckte. Als die Tüte voll war, knallte sie sie auf die Theke.
»Bitte, tu dir keinen Zwang an. Dann ist das hier eben die Henkersmahlzeit. Macht sieben Euro neunzig. Auf Wiedersehen.« Ohne darauf zu warten, dass ihr Freund bezahlte, fuhr sie herum und verschwand wieder in der Backstube.
Wie vom Donner gerührt stand der junge Arzt in der Bäckerei und starrte seiner Freundin nach. In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass es um ihre Liebe nicht mehr allzu gut bestellt war – ein Umstand, an dem er sich nicht ganz unschuldig fühlte. Er überlegte noch, wie er den angerichteten Schaden wieder gut machen konnte, als ein Schrei aus dem hinteren Teil des Gebäudes tönte, gefolgt von einem wütenden Kommentar.
»Meine Güte, du bist ja noch dümmer, als ich dachte!« Das war unverkennbar Dorothees schrille Hexenstimme.
Wie angewurzelt stand Danny in der Bäckerei und lauschte in die folgende ohrenbetäubende Stille.
»Tatjana?«, fragte Dorothee endlich.
Diesmal klang sie ganz anders, und das Herz des jungen Arztes begann, vor Angst schneller zu schlagen.
»Hallo? Ist alles in Ordnung?«, rief er laut.
Wieder verging ein Moment. Schließlich erschien ein Kopf in dem Rundbogen, der zur Backstube führte.
Die Bulldogge!, schoss es Danny durch den Sinn. Unwillkürlich musste er an Tatjanas Beschreibung ihrer neuen Chefin denken. Im Normalfall hätte er gelächelt; wie gut das Bild passte, das seine Freundin mit Worten gezeichnet hatte. Doch der Ausdruck auf Dorothees Gesicht war alles andere als beruhigend.
»Wer sind Sie?«, herrschte sie Danny an.
»Ich bin Daniel Norden junior. Tatjanas Freund. Stimmt was nicht mit ihr?« Vor Aufregung saß ihm ein Kloß im Hals, und seine Stimme war heiser.
»Kann man wohl sagen.« Dorothee maß ihn mit einem prüfenden Blick aus schmalen Augen. Dann winkte sie ihn plötzlich mit sich. »Kommen Sie!« Ohne auf Danny zu warten, ging sie voraus. Der junge Arzt folgte ihr mit schnellen Schritten.
»Allmählich reicht’s mir mit dieser ungeschickten Göre. Jetzt ist sie mir auch noch vor dem offenen Ofen zusammengeklappt.« Dorothee stand neben einem der großen Öfen im hinteren Teil der Backstube und blickte abfällig auf Tatjana hinab.
Die junge Frau saß auf dem Boden. Sie lehnte mit dem Rücken an der Wand und war auf den ersten Blick kalkweiß im Gesicht. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Danny, dass es sich um weiße, angeschwollene Flecken handelte, die ihre Haut auch an Händen und Armen bedeckten. Tatjana atmete schwer, fast verzweifelt sog sie die Luft ein. Mit ein paar großen Schritten war Danny bei ihr.
»Um Gottes willen, Jana, was ist los mit dir?« Er kniete neben ihr nieder. Um ihr das Atmen zu erleichtern, öffnete er die oberen Knöpfe ihrer Bluse.
Feine Schweißperlen standen auf Tatjanas Stirn.
»Ich … ich krieg keine Luft«, keuchte sie und riss Mund und Augen auf.
Die Luft in der Backstube war heiß und stickig. Danny überlegte nicht lange. Er packte seine Freundin und hob sie mit einem entschiedenen Ruck hoch. Das war nicht weiter schwer, denn Tatjana war ohnehin ein Fliegengewicht. Dennoch gestaltete sich der Transport nach draußen schwieriger als gedacht. Und Dorothee dachte gar nicht daran zu helfen. Mit verschränkten Armen stand sie an die Tür gelehnt da und sah Danny dabei zu, wie er Tatjana durch die Backstube und zur Hintertür hinaus an die frische Luft zerrte. Dort angekommen, überstreckte er ihren Kopf, sodass die Luftröhre frei lag. Als Tatjana etwas leichter atmen konnte, zog er das Mobiltelefon aus der Tasche und wählte die Nummer der Behnisch-Klinik.
»Bitte einen Wagen zur Bäckerei Bärwald«, sagte er erstaunlich ruhig in den Apparat und gab die Adresse durch. »Schnell!«, wies er die Kollegen noch an, als er bemerkte, wie Tatjana in seinen Armen zusammensackte. Obwohl er alle Maßnahmen ergriffen hatte, die in der Kürze der Zeit möglich gewesen waren, war sie ohnmächtig geworden.
*
»Wo bin ich?« Sichtlich verwirrt versuchte Tatjana Bohde, sich wenig später ein klares Bild von dem zu machen, was um sie herum passierte.
Sie war gerade in dem Moment wieder erwacht, als sie in die Notaufnahme der Behnisch-Klinik geschoben wurde und es herrschte ein für sie kaum entwirrbares Durcheinander an Ärzten und Schwestern. Nur eine Stimme konnte sie klar identifizieren.
»Wir sind in der Behnisch-Klinik«, erklärte Danny sanft und drückte erleichtert ihre Hand. »Wie geht es dir?« Er lief neben der Liege her, die in aller Eile in einen Behandlungsraum geschoben wurde.
Tatjana antwortete nicht sofort auf diese Frage. Sie schloss die Augen und horchte in sich hinein.
»Ich bekomm schlecht Luft. Außerdem ist mir schlecht und schwindlig. Mein Bauch tut mir weh.«
Sie hatte kaum ausgesprochen, als eine andere, bekannte Stimme an ihr Ohr drang.
»Mensch, Danny, was macht ihr denn hier?« Manchmal wählte Dr. Mario Cornelius den Weg über die Notaufnahme, um an seinen Arbeitsplatz zu gelangen. An diesem noch jungen Morgen hielt diese Entscheidung allerdings eine Überraschung für ihn bereit und er betrachtete seinen Neffen samt Freundin irritiert. »Was fehlt Tatjana?« Sein besorgter Blick ruhte auf der jungen Frau, mit der er schon manch lustigen Abend im Kreise der Familie Norden verbracht hatte.
Danny stand neben Tatjanas Liege und beobachtete die Kollegen, die sich um seine Freundin bemühten.
»Sieht nach einer allergischen Reaktion aus.« Es war der diensthabende Arzt Dr. Mathias Weigand, der die Frage des Kollegen beantwortete. »Das würde auch die Verengung der Atemwege erklären. Bevor wir mit der Untersuchung fortfahren, verabreichen wir ein Antihistaminikum.«
Lernschwester Carina nickte und verschwand, um das Arzneimittel zu besorgen.
»Nehmen Sie sonst irgendwelche Medikamente?«, erkundigte sich Dr. Weigand inzwischen bei seiner Patientin.
»Nein, nichts«, verneinte Tatjana nach Luft ringend.
»Du bist Allergikerin?« Nicht nur Danny, auch Mario Cornelius war sichtlich überrascht. »Hast du so was schon mal gehabt?«
Tatjana zögerte. Dann schüttelte sie den Kopf.
»Noch nie.«
»Seltsam. Wie ist das passiert?«
»Es … es ist plötzlich gekommen.« Das Sprechen fiel ihr sichtlich schwer. Aber dass sie sich trotzdem Mühe gab, seine Fragen zu beantworten, rechnete Mario ihr hoch an.
Nachdenklich hatte Danny zugehört. Dabei war ihm ein Gedanke in den Sinn gekommen.
»Als ich in die Bäckerei gekommen bin, hast du schon