Im Thale des Todes. Karl May
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Читать онлайн книгу Im Thale des Todes - Karl May страница 13
»Ist dieser Reiter noch da?«
»Nein. Er ist zu Sennor Robin, meinem Freunde, geritten.«
»Dieser Sennor ist Euer Freund?«
»Ja, ich bin ihm sehr verbunden.«
»Darf ich erfahren, warum?«
»Wegen einer Sennorita, einer nahen Verwandten von mir. Sie war ihren Eltern davongegangen, kam nach San Franzisko, dann nach Cincinnati und gar nach New-York. Sie wurde bei ihrer Rückkehr verstoßen und fand ein Asyl bei mir. Dann nahm Sennor Robin sie zu sich. Er hat ihr eine Existenz geboten. Darum schulde ich ihm großen Dank.«
»So ist sie seine Frau?«
»Nein, er heirathet nicht. Aber sie ist die Directrice seines Hauswesens. Sie ist eine große Schönheit. Sie hat mehrere Male Gelegenheit gehabt, eine ausgezeichnete Parthie zu machen; aber sie liebt die Freiheit. Sie hat mir viele Sorge gemacht, diese gute Donna Miranda; aber ich habe sie dennoch sehr lieb. Wenn Ihr bei mir bleibt, werdet Ihr sie wohl auch noch kennen lernen.«
»Wißt Ihr vielleicht, ob Sennor Robin heute in seinem Hause ist?«
»Ich glaube es. Er war gestern hier und hat von einer Reise nichts erwähnt. Wollt Ihr zu ihm?«
»Vielleicht. Kann man einen Führer finden?«
»Ihr braucht keinen. Ihr reitet die Straße fort, bis ein Weg rechts abgeht. Der Weg führt ganz untrüglich in die Berge und bis an Robin's Haus. Hoffentlich aber bleibt Ihr heute hier und reitet erst morgen zu ihm hinaus.«
Jetzt kam noch ein Vierter an, nämlich Wilkins. Damit die Wirthin nicht auch diesen ins Examen nehmen möge, erklärte Steinbach ihr, daß sie alle Vier Gefährten seien und daß er nur auf den Professor Barth warte, um bestimmen zu können, ob sie heute weiter zu reiten hätten oder sich ausruhen könnten. Sie war von dieser Aufklärung einigermaßen betroffen. Sie begann zu ahnen, daß es sich um eine für Robin nicht freundliche Angelegenheit handle, aber sie wagte es nicht, eine Bemerkung zu machen. Der wortkarge, ernste Apache hatte ihr nicht imponirt, wenn sie aber in das stets so freundliche Gesicht Steinbachs und auf seine imposante Gestalt blickte, so war es ihr, als ob sie einen Souverän vor sich habe, den man nur mit dem tiefsten Respecte behandeln dürfe.
Sie ließ darum die Gäste allein. Sie zog sich zurück, um ein anderes Gewand anzulegen und damit zu zeigen, daß sie so vornehmer Gäste auch wohl würdig sei.
Bald kam Sam zurück.
»Was habt Ihr denn eigentlich dieser armen Wirthin weiß gemacht?« fragte Steinbach. »Habt Ihr denn nicht bemerkt, daß sie schwachsinnig ist?«
»Sogar verrückt ist sie! Wer das nicht sofort bemerkt, der ist selbst verrückt.«
»Nun, über so unglückliche Menschen macht man sich doch nicht etwa lustig!«
»Habe ich das gethan?«
»Ja. Ihr habt Euch für einen Professor ausgegeben.«
»Das bin ich auch, wenn es auch der Vereinigten-Staaten-Congreß unterlassen hat, mir den betreffenden Titel zu geben. Ich bin Professor des ›Fernen Westens‹. Jim und Tim und viele Andere sind meine Schüler, meine Studenten gewesen. Aber auch davon abgesehen. Ich habe mich über die Wirthin keineswegs lustig gemacht. Ich bin nur einfach auf ihre Idee eingegangen, damit wir von ihr profitiren können.«
»War es dazu nothwendig, zu sagen, daß Herlasgrün eine Haupt- und Residenzstadt ist?«
»Ja.«
»Von welchem Reiche denn?«
»Von Ober-, Mittel- und Niederoderwitz.«
Jetzt mußte Steinbach selbst lachen. Dennoch meinte er, noch zürnend:
»Ihr seid ein lockerer Vogel, Sam!«
»Nagelt mich fest, dann bin ich nicht mehr locker. Uebrigens, laßt Euch erzählen!«
Er berichtete, was er hier erfahren hatte, und fuhr dann fort:
»Ich ging also nach dem Hofe, um das Pferd und auch den Reiter zu suchen. Beide sind aber nicht mehr da. Sie sind zu einer hinteren Thüre hinaus.«
»Der Kerl hat Euch wohl kommen sehen?«
»Jedenfalls. Der Kerl, welcher mit ihm ist, muß ein Verbündeter Walkers sein und unsere Wirthin steht mit ihnen im Bunde.«
»Nein. Sie weiß nicht, was für ein Schurke Walker ist. Er hat sie sich zu Dank verpflichtet.«
»Werden sehen. Uebrigens wäre ich beinahe wieder mit diesem Peon Petro in Prügelei gerathen; wir sind aber doch noch einig geworden. Er ist ein lustiger, braver Kerl. Der Magd Henriettina ist aber nicht zu trauen. Sie hat ein dickes, von Blatternarben zerrissenes Kürbißgesicht und einen falschen Blick. Hoffentlich legt sie mir nichts in den Weg, sonst kann es leicht werden, daß ich ihr die Schutzpocken impfe.«
»Jedenfalls haben wir mit diesen Leuten hier nichts mehr zu thun. Wir folgen Roulins Spuren und nehmen ihn und Walker fest. Die hiesige Venta geht uns nichts mehr an.«
»Ja, wenn nicht Einer sich hier befände, für den man sich interessiren möchte.«
»Wer ist das?«
»Jener Goldsucher Günther. Er kommt mir verdächtig vor. Warum miethet er sich hier ein? Ich hatte eigentlich die Absicht, ihn mir einmal anzusehen, aber da ich so viel Zeit versäumt hatte, um die Fährte ein Stück weit in's Feld zu verfolgen, so habe ich davon abgesehen.«
»So ganz Unrecht habt Ihr nicht. Ein Deutscher hier in Prescott! Jedenfalls ist das interessant genug, um ihn einmal zu begrüßen. Ich werde doch zu ihm gehen. Schaden kann es nichts.«
Er begab sich hinaus, stieg die Treppe hinan und klopfte an die Thür.
»Wer da?« fragte es erst nach einer Weile.
»Seid Ihr Sennor Günther?«
»Ja.«
»Bitte, öffnet doch einmal.«
»Was wollt Ihr? Kommt Ihr von Zimmermann?«
»Nein. Aber ich bin ein Deutscher und da ich höre, daß Ihr ein Landsmann seid, so wollte ich die Gelegenheit, Euch zu begrüßen, nicht vorübergehen lassen.«
»Vortrefflich! Ich öffne sogleich!«
Der Riegel wurde zurückgeschoben und die Thür aufgemacht. Günther stand unter derselben und sagte:
»Also ein Landsmann! Das freut mich, das – alle tausend Teufel! Oskar, Du!«
»Günther, Du?«
Sie standen sich einige Augenblicke vollständig betroffen gegenüber, dann aber lagen sie sich in den Armen.