Im Thale des Todes. Karl May

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Im Thale des Todes - Karl May Deutsche Herzen - Deutsche Helden

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gewiß! Gleich hole ich sie!«

      Sie wollte hinaus, blieb aber an der Thür stehen. Es fiel ihr ein, daß dies das erste Mal sei, daß sie ohne Examen bedienen wolle. Durfte sie dies thun? Durfte sie von ihren Grundsätzen abweichen? Nein. Dieser Sennor hatte sie durch sein Aeußeres und seine Höflichkeit sofort für sich eingenommen, aber er mußte auch erfahren, daß er sich in der Venta der gelehrten Sennorita Emeria befand. Sie kehrte noch einmal um.

      »Verzeiht vorher, Sennor!« sagte sie. »Ich pflege gern zu erfahren, weß Geistes Kind mein Gast ist. Ich bediene keine ungebildeten Leute. Obgleich nun in Beziehung auf Euch ein Zweifel gar nicht möglich ist, möchte ich Euch doch vier Fragen vorlegen.«

      »Viere? Das ist viel. Wenn ich sie nicht beantworten kann, erhalte ich nichts?«

      »Leider ist es so.«

      »Nun, so muß ich mir Mühe geben. Bitte, zu fragen!«

      »Schön! Also, welcher Diplomat der Jetztzeit ist wohl der geschickteste?«

      »Sennorita Emeria.«

      »Ich? Wieso?«

      »Ihr zwingt Jedermann, Euch Rede und Antwort zu stehen, was andern Diplomaten nicht stets gelingt.«

      »Sehr gut, sehr gut! Sogar ausgezeichnet! Ich will Euch aufrichtig gestehen, daß ich eine so überaus treffende und geistreiche Antwort noch auf keine meiner Fragen erhalten habe. Diese eine Antwort ist so schwer wie vier gewöhnliche gute Antworten. Ich verzichte also auf weitere Fragen. Ihr seid würdig, mein täglicher Stammgast zu sein. Was habt Ihr mir für Befehle zu ertheilen?«

      »Ich bitte, wie bereits vorhin, um einen Porter.«

      »Er kommt, er kommt! Er soll förmlich herbei fliegen!«

      Sie eilte fort.

      »Krank im Kopf!« sagte der Apache.

      »Wo ist Sam?«

      »Draußen.«

      »Was thut er?«

      »Werden es hören.«

      Die Wirthin kehrte wirklich schnell zurück. Es war ihr unterwegs eingefallen, daß ihr Aeußeres jetzt eigentlich ein etwas ungewöhnliches sei, und sie hielt es für nöthig, einem so höflichen Gaste gegenüber sich zu entschuldigen. Sie that das in ihrer eigenartigen Weise. Sie stellte sich vor ihn hin und fragte:

      »Sennor, wie gefalle ich Euch?«

      Er betrachtete sie mit ernster Miene und antwortete:

      »So stelle ich mir eine Künstlerin vor, die –«

      »Bin ich auch, bin ich auch,« fiel sie schnell ein.

      »Die das Genie besitzt, einem Stücke spröder Erde geistiges Leben einzuhauchen.«

      »Das thue ich, ja, das thue ich!«

      Sie bückte sich zum Boden nieder und hob den Thonklos auf, welcher, seit sie darauf gesessen hatte, dem beabsichtigten Kopfe noch viel unähnlicher geworden war. Ihn Steinbach hinhaltend, fuhr sie fort:

      »Seht hier eine Probe, Sennor. Was ist das?«

      Er kam in die allergrößte Verlegenheit. Zum Glücke fiel sein Blick auf ihren Tisch. Er bemerkte, daß sie modellirt haben müsse und sah den gezeichneten Kopf dabei liegen. Darum wagte er die Antwort:

      »Ein feiner Kopf von scharfer, geistreicher, seltener Zeichnung. Die Rundung noch Etwas zarter und das Profil ein Wenig ausgearbeiteter, dann wird es ein bewundernswerthes Meisterstück sein.«

      »Seht, seht, wie Recht Ihr habt,« jauchzte sie förmlich auf. »Endlich, endlich finde ich einen Mann, der mich versteht! Einen gab es, Einen, der mich ebenso verstand. Der kann aber nie wieder zu mir, denn er leidet an der Bauchwassersucht!«

      Steinbach hätte laut auflachen mögen, dennoch sagte er ernsthaft:

      »Der Arme!«

      »O nein! Nennt ihn nicht arm! Er ist von der Natur überschüttet mit Vorzügen des Geistes und des Körpers. Er ist mein Freund, mein Einziger, mein Ewiger! O Heulmeier, Heulmeier!«

      Sie drückte den Klos an ihre Lippen.

      »Heulmeier?« fragte Steinbach verwundert.

      »Ja, Heulmeier! Er war Euch so ähnlich an Talent. Wundert Euch nicht, daß es Euch schwer fällt, diesen Namen auszusprechen! Heulmeier war ein Deutscher und alle diese Deutschen sind berühmte Zoologen.«

      »Dann bin ich auch ein Zoolog. Ich bin Deutscher.«

      »Ihr, auch Ihr? Ists möglich?«

      »Ja, ich bin ein Germano.«

      »Welch ein Tag! Ihr seid heute bereits der dritte Deutsche, den ich bei mir sehe. Wie ist Euer Name?«

      »Steinbach.«

      »Ein schöner Name, aber doch noch nicht so wohlklingend wie Heulmeier. Seid Ihr in Deutschland bekannt?«

      »So ziemlich.«

      »Kennt Ihr die dortigen Residenzen?«

      »Alle.«

      »So kennt Ihr auch wohl Her – her – – her – o, ich besinne mich nicht gleich. Die letzte Silbe war ›grün‹.«

      Jetzt ging Steinbach ein Licht auf. Hier hatte jedenfalls der lustige Sam die Hand im Spiele.

      »Herlasgrün etwa?« fragte er.

      »Ja. Es ist die größte Haupt- und Residenzstadt, nicht wahr, Sennor?«

      »Ja.«

      »Und hat eine Universität?«

      »Hm! Ja.«

      »Dort ist – – aber wart Ihr dort?«

      »Sehr oft.«

      »So müßt Ihr auch Heulmeier gesehen haben.«

      Er setzte sich den Fall zusammen. Zoolog, Universität – er war so kühn, zu fragen:

      »Ihr meint den berühmten Professor Heulmeier, Professor der Zoologie?«

      »Ja, und Rector der Universität. Sennor Professor Barth kennt ihn auch. Welch ein glücklicher Tag heute. Werdet Ihr einige Zeit in Prescott bleiben?«

      »Vielleicht.«

      »Wollt Ihr nicht bei mir logiren?«

      »Habt Ihr Platz?«

      »Für Euch gewiß. Ich habe zwar bereits einen Deutschen da, einen armen Goldsucher, welcher Günther heißt, aber für Euch ist auch noch Raum vorhanden.«

      »Ich

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