Der kleine Prinz. Antoine De Saint-Exupery

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Der kleine Prinz - Antoine De Saint-Exupery

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und ihrem Gehabe gesagt. Wenn du ihnen sagst, dass du einen neuen Freund gefunden hast, stellen sie dir nie Fragen über wesentliche Dinge. Sie fragen dich nie: "Wie klingt seine Stimme? Welche Spiele hat er am liebsten? Sammelt er Schmetterlinge?" Stattdessen wollen sie wissen: "Wie alt ist er? Wie viele Brüder hat er? Wie viel wiegt er? Wie viel Geld verdient sein Vater?" Nur aus diesen Zahlen glauben sie, dass sie etwas über ihn lernen können.

      Wenn du zu den Erwachsenen sagen würdest: "Ich sah ein schönes Haus aus rosa Ziegelstein, mit Geranien in den Fenstern und Tauben auf dem Dach", könnten sie sich überhaupt keine Vorstellung von diesem Haus machen. Du müsstest ihnen sagen: "Ich sah ein Haus, das 200.000 Euro kostete." Dann würde sie ausrufen: "Oh, was für ein schönes Haus das sein muss!"

      Genauso könntest du ihnen sagen: "Die Beweise dafür, dass es den kleinen Prinzen gab, sind, dass er liebenswert war, dass er lachte und dass er einen Freund brauchte. Wenn jemand einen Freund braucht, ist das ein Beweis dafür, dass es ihn gibt." Aber was würde es bringen, ihnen das zu sagen? Sie würden mit den Schultern zucken und dich behandeln wie ein Kind. Aber wenn du zu ihnen sagen würdest: "Der Planet, von dem er kam, ist der Asteroid B-612", dann wären sie überzeugt und würden dich mit ihren Fragen in Frieden lassen.

      So sind sie halt. Man darf es ihnen nicht vorwerfen. Kinder sollten immer große Nachsicht gegenüber erwachsenen Menschen zeigen.

      Natürlich sind Zahlen für uns, die wir das Leben verstehen, nur eine Frage der Gleichgültigkeit. Ich hätte diese Geschichte gerne nach dem Muster der Märchen beginnen lassen. Ich hätte gerne gesagt: "Es war einmal ein kleiner Prinz, der auf einem Planeten lebte, der kaum größer war als er selbst, und der einen Freund brauchte ...."

      Denjenigen, die das Leben verstehen, hätte das meiner Geschichte einen viel größeren Anschein der Wahrheit gegeben.

      Ich möchte nämlich nicht, dass jemand mein Buch achtlos liest. Ich habe zu viel Leid erlitten, als ich diese Erinnerungen niedergeschrieben habe. Sechs Jahre sind bereits vergangen, seit mein Freund mit seinen Schafen von mir weggegangen ist. Wenn ich versuche, ihn hier zu beschreiben, dann nur, um sicherzustellen, dass ich ihn nicht vergesse. Einen Freund zu vergessen, ist traurig. Nicht jeder hat einen Freund. Und wenn ich ihn vergesse, könnte ich wie die Erwachsenen werden, die sich nur noch für Zahlen interessieren. . .

      Zu diesem Zweck habe ich eine Schachtel Farben und einige Stifte gekauft. Es ist schwer, in meinem Alter wieder zu zeichnen, da ich seit meinem sechsten Lebensjahr keine Bilder mehr gefertigt habe, außer denen der Boa constrictor von außen und von innen. Ich werde auf jeden Fall versuchen, meine Darstellungen so naturgetreu wie möglich aussehen zu lassen. Aber ich bin mir keineswegs sicher, dass das auch gelingen wird. Eine Zeichnung gelingt hervorragend, eine andere hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihrem Thema. Ich machte auch einige Fehler bezüglich der Größe des kleinen Prinzen; an einer Stelle ist er zu groß, an einer anderen zu klein. Und ich habe Zweifel an der Farbe seiner Kleidung. Also fummle ich so gut ich kann weiter, mal gut, mal schlecht, und hoffe, dass es insgesamt befriedigend bis ausreichend ist.

      Bei einigen wichtigeren Details werde ich sicher auch Fehler machen. Aber das ist etwas, das man mir nicht anlasten kann. Mein Freund hat mir nie etwas erklärt. Er dachte vielleicht, dass ich wie er selbst sei. Aber ich weiß leider nicht, wie ich Schafe durch die Wände von Kisten sehen könnte. Vielleicht bin ich ein wenig wie die Erwachsenen. Ich musste ja erwachsen werden.

      V

      Im Laufe eines jeden Tages lernte ich aus unseren Gesprächen etwas über den Planeten des kleinen Prinzen, seinen Aufbruch von dort und seine Reise. Die Auskünfte kamen sehr langsam, so wie sie gerade seinen Gedanken entsprungen sind. Auf diese Weise habe ich am dritten Tag von der Katastrophe der Baobabs erfahren.

      Einmal mehr hatte ich das wieder mal den Schafen zu verdanken. Denn der kleine Prinz fragte mich abrupt, als sei er von einem ernsten Zweifel ergriffen: "Es stimmt, dass Schafe kleine Sträucher essen, nicht wahr?"

      "Ja, das ist wahr."

      "Ah! Da bin ich froh!"

      Ich habe nicht verstanden, warum es so wichtig ist, dass Schafe kleine Büsche essen. Aber der kleine Prinz fügte hinzu:

      "Dann kann man daraus folgern, dass sie auch Baobabs essen?"

      Ich wies den kleinen Prinzen darauf hin, dass Affenbrotbäume keine kleinen Büsche waren, sondern im Gegenteil Bäume, die so groß wie Burgen werden konnten; und dass selbst eine ganze Herde Elefanten, falls er diese mitgenommen hätte, keinen einzigen Affenbrotbaum essen würde.

      Die Vorstellung der Elefantenherde brachte den kleinen Prinzen zum Lachen.

      "Wir müssten sie übereinanderstellen … ", sagte er.

      Aber er machte auch einen klugen Kommentar:

      "Bevor sie so groß werden, fangen die Affenbrotbäume auch klein an."

      "Das ist völlig richtig", sagte ich. "Aber warum willst du, dass die Schafe die kleinen Affenbrotbäume essen?"

      Er antwortete mir sofort: "Oh, komm schon, komm!", als ob er von etwas sprach, das selbstverständlich war. Und ich war gezwungen, ohne jegliche Hilfestellung große geistige Anstrengungen zu unternehmen, um dieses Problem zu lösen.

      Wie ich erfahren habe, gab es tatsächlich auf dem Planeten, wo der kleine Prinz lebte – wie auf allen Planeten – gute Pflanzen und schlechte Pflanzen. In der Folge gab es auch gute Samen von guten Pflanzen und schlechte Samen von schlechten Pflanzen. Aber Samen sind unsichtbar. Sie schlafen tief im Herzen der Dunkelheit der Erde, bis einer davon von dem Wunsch ergriffen wird, aufzuwachen. Dann dehnt sich dieser kleine Samen aus und beginnt – zunächst schüchtern – einen entzückenden, kleinen Halm nach oben Richtung Sonne zu schieben. Wenn es nur ein Radieschenkeim oder der Zweig eines Rosenstrauches wäre, würde man ihn wachsen lassen, wo immer er will. Aber wenn es sich um eine schlechte Pflanze handelte, musste man diese so schnell wie möglich zerstören, und zwar schon in dem Moment, in dem man sie erkennt.

      Nun gab es auch einige schreckliche Samen auf dem Planeten, der die Heimat des kleinen Prinzen war; und das waren die Samen des Baobabs. Das Erdreich dieses Planeten war von ihnen verseucht. Ein Baobab ist etwas, das man nie, nie wieder loswerden wird, wenn man sich zu spät darum kümmert. Es erstreckt sich über den gesamten Planeten. Er bohrt sich mit seinen Wurzeln durch ihn hindurch. Und wenn der Planet zu klein ist und die Baobabs zu viele sind, reißen sie ihn in Stücke ….

      "Es ist eine Frage der Disziplin", sagte der kleine Prinz später zu mir. "Wenn du morgens deine eigene Toilette gemacht hast, dann ist es an der Zeit, dich um die Toilette deines Planeten zu kümmern, und zwar mit größter Sorgfalt. Du musst dafür sorgen, dass du regelmäßig alle Affenbrotbäume herausziehst, und zwar in dem Moment, in dem du sie von den Rosensträuchern unterscheiden kannst, denen sie in ihrem frühesten Wachstum so sehr ähneln. Es ist eine sehr mühsame Arbeit", fügte der kleine Prinz hinzu, "aber sehr einfach."

      Und eines Tages sagte er zu mir: "Du solltest eine schöne Zeichnung machen, damit die Kinder dort, wo du wohnst, genau sehen können, wie das alles aussah. Das wäre für sie sehr nützlich, wenn sie eines Tages selbst reisen würden. Manchmal", fügte er hinzu, "schadet es nicht, eine Arbeit auf einen anderen Tag zu verschieben. Aber wenn es um Baobabs geht, bedeutet das immer eine Katastrophe. Ich kannte einen Planeten, der von einem faulen Mann bewohnt wurde. Er übersah drei kleine Büsche ...."

      Genau wie der kleine Prinz es mir beschrieben hat, habe ich

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