Anne & Rilla - Zum ersten Mal verliebt. Lucy Maud Montgomery
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„Frag ihn, frag du ihn“, sagte sie aufgeregt zu Allan Daly. Aber es war ihm schon jemand zuvorgekommen. Plötzlich wurde es ganz still im Raum. Im Pavillon hatte der Geiger einen Augenblick aufgehört zu spielen, und es wurde auch dort still. Weit draußen hörten sie das dunkle Murmeln des Meeres, die Vorzeichen eines Sturms, der schon den Atlantik heraufzog. Von den Felsen her ertönte das Lachen eines Mädchens, das in der plötzlichen Stille abrupt aufhörte.
„England hat Deutschland heute den Krieg erklärt“, sagte Jack Elliott ganz langsam. „Die Nachricht wurde telegraphisch übermittelt, gerade, als ich die Stadt verließ.“
„Gott steh uns bei!“ flüsterte Gertrude Oliver erschrocken. „Mein Traum – mein Traum! Die erste Welle ist herangekommen.“ Sie blickte Allan Daly an und versuchte zu lächeln.
„Ist das der Berg Harmageddon?“ fragte sie.
„Ich fürchte, ja“, sagte er ernst.
Alle riefen durcheinander. Die meisten klangen allerdings nur überrascht oder etwas verwundert. Nur wenige erkannten die Tragweite dieser Botschaft, den meisten bedeutete sie nichts. Es dauerte nicht lange, da wurde weitergetanzt, und es ging wieder genauso fröhlich zu wie vorher. Gertrude und Allan Daly jedoch sprachen besorgt über die Neuigkeit. Walter Blythe war blaß geworden und ging hinaus. Draußen traf er auf Jem, der gerade die Felsenstufen heraufeilte.
„Hast du gehört, Jem?“
„Ja. Der Pfeifer ist gekommen. Hurra! Ich habe doch gewußt, daß England Frankreich nicht im Stich lassen würde. Ich wollte Captain Josiah bitten, die Flagge zu hissen, aber er sagt, das gehöre sich nicht vor Sonnenaufgang. Jack sagt, daß morgen die ersten Freiwilligen aufgerufen werden.“
„Wie kann man wegen nichts so einen Aufstand machen“, sagte Mary Vance verächtlich, als Jem vorbeirannte. Sie saß mit Miller Douglas auf einer Hummerfalle, was eigentlich nicht nur ziemlich unromantisch, sondern auch sehr unbequem war. Doch Mary und Miller waren glücklich, da, wo sie saßen, und das war die Hauptsache. Miller Douglas war ein großer, stämmiger, ungehobelter Kerl, der Mary Vances Ausdrucksweise ungeheuer talentiert fand und eine Schwäche hatte für Mary Vances Augensterne. Und keiner von beiden hatte auch nur die geringste Ahnung, warum Jem Meredith die Leuchtturmfahne hissen wollte. „Was macht das schon, wenn es da drüben in Europa Krieg gibt? Uns betrifft das doch nicht.“
Walter schaute sie an und hatte plötzlich wieder eine seiner merkwürdigen Visionen.
„Bevor dieser Krieg zu Ende ist“, sagte er oder eine Stimme, die aus ihm sprach, „wird ganz Kanada – jeder Mann, jede Frau und jedes Kind – ihn zu spüren bekommen. Auch du, Mary, wirst ihn zu spüren bekommen, bis auf den Grund deines Herzens. Du wirst blutige Tränen weinen. Der Pfeifer ist gekommen. Und er wird spielen, bis seine schreckliche, unwiderstehliche Musik bis in die entlegensten Winkel der Erde gedrungen ist. Es wird Jahre dauern, bis der Totentanz zu Ende ist. Jahre, Mary! Und in diesen Jahren werden Millionen Herzen brechen.“
„Was du nicht sagst!“ erwiderte Mary, wie immer, wenn ihr nichts Besseres einfiel. Sie wußte nicht, was Walter meinte, aber ihr war unbehaglich zumute. Walter Blythe sagte immer so sonderbare Sachen. Dieser alte Pfeifer, von dem er sprach – das letzte Mal hatte er in ihren Kindertagen im Regenbogental von ihm gesprochen, und jetzt tauchte der plötzlich wieder auf. Das gefiel ihr überhaupt nicht, und sie hatte keine Lust, sich solchen Unsinn anzuhören.
„Nun mal nicht den Teufel an die Wand, Walter“, sagte Harvey Crawford, der gerade dazukam. „Dieser Krieg wird doch nicht Jahre dauern. In ein, zwei Monaten ist alles vorbei. England wird Deutschland in Null Komma nichts von der Landkarte verschwinden lassen.“
„Glaubst du wirklich, ein Krieg, auf den Deutschland sich seit zwanzig Jahren vorbereitet hat, könnte in ein paar Wochen vorbei sein?“ ereiferte sich Walter. „Das ist nicht so ein schnödes Gerangel wie im hintersten Balkan, Harvey. Hier geht es um Leben und Tod. Deutschland wird siegen oder sterben. Und weißt du, was passiert, wenn es siegt? Kanada wird deutsche Kolonie!“
„Na, da müssen wohl noch ein paar andere Dinge passieren, bevor es soweit kommt“, sagte Harvey und zuckte mit den Schultern. „Erstens müßte die britische Armee geschlagen werden, und zweitens würden wir beide, Miller und ich, eine ganze Menge Staub aufwirbeln, was, Miller? Die Deutschen haben in diesem alten Land nichts zu suchen, oder?“
Harvey lief lachend die Treppe hinunter.
„Ich stelle fest, ihr Kerle redet den größten Blödsinn daher“, sagte Mary Vance verärgert. Sie stand auf und zog Miller zur Felsküste hinunter. Wann würden sie je wieder die Gelegenheit bekommen, sich ungestört miteinander zu unterhalten? Mary hatte jedenfalls nicht vor, sich diese Gelegenheit durch Walter Blythes dummes Geschwätz von Pfeifern und Deutschen und sonstigem Kram verpatzen zu lassen. Sie ließen Walter auf den Felsstufen stehen, wie er hinausschaute auf Four Winds. Doch seine brennenden Augen konnten die Schönheit nicht mehr erkennen.
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