Deine Liebe ist ein Juwel. Barbara Cartland
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Читать онлайн книгу Deine Liebe ist ein Juwel - Barbara Cartland страница 4
Cyrilla öffnete die schäbige, ungebeizte Tür des Hauses, trug den Korb in den Flur und setzte ihn vorsichtig auf dem Boden ab, bevor sie die Tür wieder hinter sich schloß.
Dann nahm sie den Korb wieder auf und begab sich in die kleine Küche.
Eine grauhaarige Frau rührte in einem Topf herum, der auf dem Herd stand. Sie drehte sich zu dem Mädchen um und sagte: »Der Doktor hat sich noch nicht blicken lassen.«
»Er hat mir versprochen zu kommen«, erwiderte Cyrilla mit dünner Stimme, die ängstlich klang, »aber er fürchtet wohl, wir können ihn nicht bezahlen.«
»Das wird wohl stimmen«, entgegnete Hannah. »Hast du alles eingekauft, was ich dir aufgetragen habe?«
»Ja, Hannah. Es hat uns den letzten Penny gekostet. Wir haben nichts mehr. Wenn Mr. Isaacs uns heute nicht das Geld für das Bild bringt, dann . . .«
»Er müßte längst hier sein«, sagte Hannah ungehalten. »Ich traue diesem Menschen nicht über den Weg.«
»Aber er ist der einzige Kunsthändler, der nach Papas Erkrankung freundlich zu uns war«, hielt Cyrilla ihr entgegen. »Uns bleibt doch gar nichts anderes übrig, als etwas zu verkaufen, wenn wir nicht verhungern wollen, Hannah.«
»Und wenn es nichts mehr gibt, was wir verkaufen können? Was dann?« fragte Hannah in scharfem Ton.
Cyrilla antwortete nicht. Sie legte den Mantel ab und spürte bleierne Müdigkeit in den Gliedern. In den letzten Wochen hatte sie alles, was sie erübrigen konnten, für die Arznei ausgegeben, die ihr Vater brauchte. Hannah und sie hatten sich nur von Gemüse und Eiern ernährt, weil sie sich nichts anderes leisten konnten.
Vor drei Tagen hatte sie den Van Dyke, das Bild, das Frans Wyntack gemalt hatte, bevor die Krankheit ihn niedergeworfen hatte, Solomon Isaacs zum Verkauf angeboten.
Erschrocken über ihre eigene Kühnheit hatte sie die letzten noch notwendigen Pinselstriche vorgenommen und das Bild nach dem Verfahren, das Frans Wyntack geradezu genial beherrschte, patiniert.
Damals, als ihre Mutter erkrankt war und dringend ärztlicher Hilfe bedurfte, war dem Künstler endgültig klar geworden, daß seine eigenen Bilder sich nicht verkaufen ließen, und er hatte voller Bitterkeit und Haß zu Cyrilla gesagt: »Wenn sie meine Bilder nicht haben wollen, dann werde ich ihnen eine Lektion erteilen, die sie in ihrem ganzen Leben nicht mehr vergessen werden!«
»Was meinst du damit, Papa?« hatte Cyrilla ihn gefragt.
»Damit meine ich«, erwiderte Frans Wyntack, »eine gewisse Technik des Fälschens, die ich während meiner Lehrzeit vor vielen Jahren in Köln erlernt habe.«
Cyrilla blickte ihn erschrocken an, und er fuhr fort: »Ich kannte da einen Mann, der wohl ein bißchen verrückt, aber auf seine Art genial war. Er pflegte den ganzen Tag in der Gemäldegalerie zu verbringen und zu malen. Da ich ihm sehr oft begegnet bin, begann ich mich für seine Bilder zu interessieren.«
»Er kopierte die Gemälde, die in der Galerie ausgestellt waren?« fragte Cyrilla.
»Richtig«, bestätigte Frans Wyntack, »aber er tat das so meisterhaft, und raffiniert, daß er manchmal lachend eines seiner Bilder hochhielt und mich fragte: ,Wenn das gerahmt an der Wand hinge, würdest du dann noch erkennen, welches das Original ist?‘«
»So gut waren seine Fälschungen?«
Cyrilla glaubte nicht recht an das, was Frans Wyntack ihr da erzählte, zumal sie von ihm wußte, daß er Fälschungen ebenso verabscheuungswürdig fand wie die Händler, die ein Bild ,aufbereiteten‘, um einen besseren Preis dafür zu erzielen.
»Was ist aus ihm geworden, Papa?« fragte sie, als er schwieg und mit den Gedanken weit weg zu sein schien.
»Dem Maler?« fragte er dann. »Nun, hin und wieder verkaufte er eines seiner Bilder an Leute, die auf eine gute Kopie scharf waren, doch vermutlich ist er letztendlich elend verhungert wie so viele in unserem Gewerbe.«
»Ich verstehe nicht. . . warum erzählst du mir gerade jetzt von ihm?« wollte Cyrilla wissen.
»Das will ich dir erklären. Kurz vor meiner Abreise aus Köln hat er mich in die Kunst des Fälschens eingeweiht; er hat mich gelehrt, wie man den Stil eines berühmten Künstlers nachahmt, wie man die Leinwand präpariert, bestimmte Farbmischungen benutzt und das Bild nach Fertigstellung mit einer Politur versieht und patiniert, so daß kein Käufer mehr erkennen kann, daß es nicht bereits vor einigen Jahrhunderten gemalt worden ist.«
Cyrilla blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, als er fortfuhr: »Diese Fertigkeit werde ich mir jetzt zunutze machen. Die Kunstwelt hat mich so niederträchtig behandelt, daß ich keine Gewissensbisse habe, mir meine Taschen auf diese Weise zu füllen.«
»Aber . . . Papa, das wäre doch Betrug! Außerdem ist es strafbar!«
»Nur, wenn du dich erwischen läßt!« entgegnete Frans Wyntack.
Obwohl sie mit allen Mitteln versuchte, ihm sein Vorhaben auszureden, suchte er Sir George Beaumont auf, einen bekannten Kunstmäzen, der Künstlern erlaubte, seine private Gemäldesammlung zu besichtigen und berühmte Bilder ausländischer Maler zu kopieren. Frans Wyntack gehörte zu den Malern, die dieses Privileg genossen, und er machte oft Skizzen von Bildern, die ihm gefielen, um zu Hause dann den Stil zu kopieren. Er verkaufte das Bild gewöhnlich an einen Händler und begab sich wieder in Sir Georges Galerie, um sich ein anderes Motiv auszusuchen.
Die fertigen Werke riefen bei Cyrilla helle Begeisterung hervor.
»Sie sind grandios, Papa! Einfach grandios! Aber trotzdem ist es unrecht!«
Sie freute sich jedoch, als Frans Wyntack ihr eine Woche später genügend Geld gab, um nicht nur ihre Schulden zu bezahlen, sondern auch für die kranke Mutter alles Nötige einkaufen zu können.
»Ich muß mir einen anderen Kunsthändler suchen, und das wird ziemlich schwierig werden«, vertraute Frans Wyntack ihr an.
»Was hast du gegen den Mann, der bisher deine Bilder verkauft hat?« fragte Cyrilla verständnislos.
»Es ist viel zu gefährlich, weiter zu ihm zu gehen. Er kennt mich zu gut und war schon in unserem Haus. Er weiß genau, daß ich keine wertvollen Gemälde besitze.«
»Warum hat er dir dann bisher die Bilder abgekauft?«
Ihr Vater lachte bitter.
»Er glaubt, ich hätte sie gestohlen, und hat es deshalb unterlassen, Fragen nach ihrer Herkunft zu stellen.«
»Aber . . . Papa, wie . . . kannst du es zulassen, daß dich jemand für einen gemeinen Dieb hält?«
»Meinetwegen kann er mich für sonst was halten, Hauptsache, er bezahlt gut«, entgegnete Frans Wyntack ungerührt. »Bedauerlicherweise hat sich in diesem Falle das Verbrechen nicht bezahlt gemacht. Er hat mich auf einen viel niedrigeren Preis heruntergehandelt, als ich zu akzeptieren bereit war.«
Er schien verärgert, und Cyrilla versuchte, ihn zu beruhigen: »Immerhin konnten wir alles Nötige für Mama besorgen und die Arztrechnung davon bezahlen.«
»Was