Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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Parker rief sie an, versuchte es mit dem Namen Jane Morefield, doch sie reagierte einfach nicht. Parker kam zu dem treffenden Schluß, daß sie höchstwahrscheinlich unter den Nachwirkungen eines Opiats litt. Man hatte die Frau eingeschläfert, um keine Scherereien mit ihr zu haben.

      Parker nutzte seine neu gewonnene Freiheit, um die blonde Frau in Sicherheit zu bringen. Daß die Wagenschlüssel nicht vorhanden waren, störte ihn nicht. Er schloß die Zünddrähte kurz und fuhr davon. Im eingeschalteten Scheinwerferlicht war der schmale, geschotterte Feldweg zu erkennen.

      Nach einigen Biegungen sah Parker den Hafen tief unter sich.

      Der Sturm war derart stark geworden, daß er Mühe hatte, den Wagen auf dem schmalen Feldweg zu halten. Butler Parker war froh, als er hinter schützenden Erdwällen Deckung nehmen konnte.

      Lange durfte er hier aber nicht bleiben. Es war ja nicht klar, ob die Chinesin allein zurückkommen würde. Unverständlich war es auf der anderen Seite, daß sie den Wagen nicht zurück zu den Gelben Drachen gesteuert hatte. Warum verhielt diese Frau sich derart inkonsequent? Welche Pläne mochte sie haben?

      Nun, eine Antwort darauf ließ sich bestimmt noch finden. Nur nicht im Moment. Jetzt ging es um die schnarchende blonde Frau, für die Parker sich verantwortlich fühlte. Er traute sich mit dem Kombi also noch mal in den peitschenden Sturm hinaus.

      Es goß wie aus Eimern.

      Die Sicht wurde sehr schlecht. Die starken Scheinwerfer waren nicht mehr in der Lage, den Weg auszuleuchten. Es wäre lebensgefährlich gewesen, weiterzufahren. Parker mußte notgedrungen anhalten und eine Wartepause einlegen.

      Der Regen trommelte auf das Wagendach. Durch die rechten Seitenfenster sah Parker hinauf auf den langgestreckten Hang. Gelb gefärbte Schlammassen ergossen sich gurgelnd und rauschend nach unten. Sie rissen ganze Stücke aus dem schmalen Feldweg und verwandelten ihn in einen grundlosen Sturzbach.

      Zuerst erkannte Butler nicht die Gefahr.

      Dann aber, als der schwere Wagen sich plötzlich zur Seite neigte und hangabwärts ein Stück wegrutschte, durchfuhr es ihn siedendheiß. Wenn sie nicht weggespült werden wollten, mußten sie sofort aussteigen und zu Fuß weiterflüchten.

      Der Butler rutschte vorsichtig auf die rechte Seite des Sitzes und öffnete den Wagenschlag.

      Regen peitschte in das Wageninnere. Der Wind füllte den Innenraum. Parker stieg vorsichtig aus. Seine Füße versanken bis zu den Waden im gurgelnden Schlamm.

      Ein grell aufleuchtendes Blitzbündel warnte ihn zusätzlich.

      Die Vorderräder des schweren Kombi rutschten langsam weg. Der Wagen geriet in Bewegung. Er saß auf einer dicken Schlammwoge, die sich wie zähflüssige Lava langsam über den Berghang nach unten wegsetzte.

      Der Butler riß die hintere Wagentür auf.

      An den Beinen zerrte er die schnarchende, teilnahmslose Frau aus dem Rücksitz. Sie spürte nicht, was um sie herum vorging. Sie wehrte sich unwillkürlich, aber sie vermochte gegen Parker nichts auszurichten.

      In diesem Augenblick passierte es.

      Die Vorderräder rutschten endgültig ab. Die Schlammwoge füllte sich auf und drückte den schweren Wagen wie ein Spielzeug hoch. Parker kannte nun keine Rücksicht mehr.

      Er zerrte die Frau aus dem Wagen und schleifte sie gnadenlos durch den Schlamm. Er spürte, daß der Boden nachgiebig und weich war. Das Wasser umspülte seine Knie. Parker stellte die Frau hoch, verabreichte ihr ein paar aufmunternde Ohrfeigen und brachte sie so einigermaßen wieder zu sich.

      Er bedauerte es selbstverständlich ungemein, sie so behandeln zu müssen. Doch es ging schließlich um ihr Leben. Parker allein hätte sich längst in Sicherheit bringen können.

      Die Ohrfeigen taten ihre Wirkung.

      Die blonde Frau, deren Haar sich in Strähnen verwandelt hatte, kam zu sich, Noch begriff sie nicht, was passiert war, doch der kühle Regen erfrischte sie. Instinktiv spürte sie wohl, daß man ihr helfen wollte. Willig ließ sie sich von Parker wegzerren.

      Doch die Gefahr war nicht gebannt.

      Parkers Füße wateten durch den Schlamm. Er hielt auf eine dunkle Gruppe zu, die hinter den dichten Regenschleiern in Umrissen zu erkennen war. Vielleicht war es ein Haus, vielleicht eine schützende Felswand? Was es war, war vollkommen gleichgültig, Hauptsache, Parker konnte die Frau und sich erst mal von diesem Morast wegschaffen.

      Ein berstendes Geräusch ließ ihn zusammenfahren.

      Er drehte sich um, spähte nach dem Kombi aus.

      Der Wagen war verschwunden.

      Von der Schlammwoge getragen, rollte er über den steilen Hang hinunter auf die Stadt zu. Er war bereits in der Dunkelheit verschwunden.

      Parker kämpfte gegen den Sturm und gegen den trommelnden Regen an. Immer dann, wenn die gebündelten Blitze vom Himmel stießen, konnte er sich kurz orientieren. Die dunkle Gruppe entpuppte sich als eine Felswand. Wenn Parker es schaffte, dorthin zu gelangen, konnte er sich als gerettet betrachten.

      Die Frau war frischer geworden.

      Sie stellte keine Fragen, sie jammerte nicht. Sie hielt sich dicht neben dem Butler und klammerte sich an seinem Arm fest. Auch sie mußte inzwischen begriffen haben, daß es um ihr Leben ging.

      Als Parker die schützende Felswand erreicht hatte, rutschte die Frau in sich zusammen. Sie war total erschöpft und ausgepumpt. Parker vergewisserte sich erst mal, ob dieser Platz auch sicher war. Er wollte es nicht noch mal mit Schlamm zu tun bekommen.

      Sie konnten bleiben.

      Einige Felsvorsprünge leiteten über zu einer weiten Felswand, die sich zwar in einen kleinen Wasserfall verwandelt hatte, die aber wenigstens keinen zähen Schlamm durchließ. Hier hinter den schroffen Klippen konnten Parker und seine unfreiwillige Begleiterin erst mal das Toben des Taifuns abwarten.

      Es wäre sinnlos gewesen, sich mit der Frau unterhalten zu wollen. Grollender Donner, der an eine Materialschlacht des letzten Weltkrieges erinnerte, was den Krach anbetraf, hätte doch nur jedes Wort erstickt. Parker spannte seinen Universal-Regenschirm auf, hielt ihn schützend hoch und bedauerte nur, daß er sich keine seiner spezialangefertigten Zigarren anzünden konnte.

      Und er überlegte, ob man den Wagen wohl absichtlich auf diesem gefährlichen und unterspülten Feldweg abgestellt haben mochte. Welche Rolle mochte diese attraktive Chinesin spielen, von der er durch Mike Rander wußte, daß sie May Tai Hing hieß …?

      *

      Schon auf der Kellertreppe hörte Mike Rander ein Stöhnen und Wimmern.

      Sofort dachte er an seinen treuen Butler.

      Er steckte alle Vorsicht auf. Den entsicherten Revolver in der Hand, beeilte er sich, hinunter in den Keller zu kommen. Je tiefer er stieg, desto penetranter wurden die tierhaften Ausdünstungen, die ihn an einen Raubtierkäfig im Zoo erinnerten.

      »Parker! Parker …« Rander blieb stehen und lauschte. Er erhielt keine Antwort. Zögernd tastete er sich durch die Dunkelheit, an einem Mauervorsprung suchte er nach einem Lichtschalter. Nach einigen Sekunden

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