Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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      Vor einer Betonwand blieben die Männer stehen.

      Einer von ihnen bückte sich, griff nach einem im Boden eingelassenen Eisenring und zog daran eine Falltür hoch. May Tai Hing wurde gezwungen, über eine Leiter hinabzusteigen. Anschließend folgten die drei Chinesen. Sie ließen die Falltür geöffnet, da sie sich ja unbeobachtet fühlten.

      Parker gestattet sich einen schnellen Blick nach unten.

      Im Licht einer gerade angezündeten Laterne sah er eine weißhäutige Frau, die auf einer einfachen Pritsche lag und teilnahmslos zusah, daß sie Besuch erhielt.

      Das mußte Jane Morefield sein!

      Josuah Parker ging zurück in Deckung und hob prüfend seinen Universal-Regenschirm. Er bereitete sich darauf vor, daß die drei Chinesen wieder heraufkamen.

      Nach einigen Minuten erschienen sie nacheinander.

      Parker war in seinem Element.

      Dem ersten Gangster legte er den Regenschirm sehr nachdrücklich auf den Kopf.

      Dem zweiten verabreichte er einen gekonnten Handkantenschlag.

      Und dem dritten Burschen, der seinen Kopf gerade durch die Luke steckte, ließ er den schweren Lukendeckel auf den Schädel fallen.

      Innerhalb einiger Sekunden hatte er die Lage bereinigt. Er konnte sich den beiden verängstigen Frauen widmen, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wußten, daß sie gerettet waren …

      *

      Inspektor McParish teilte seine Streitmacht ein.

      Er verlor kein unnötiges Wort, er wußte genau, was er wollte. Mike Rander freute sich nachträglich, daß er den Inspektor alarmiert hatte. McParish hatte sich trotz des tobenden Taifuns quer über die Insel gekämpft und setzte seine Begleiter nun zum Sturm auf das Kino an.

      Alles klappte wie am Schnürchen.

      Auf das Zeichen der Trillerpfeife stürmten die Beamten das große Haus. Sie schlugen die Türen ein, verteilten sich und würgten die Gegenwehr der Gelben Drachen im Handumdrehen ab.

      Sie alle konnten von Glück sagen, denn die Gelben Drachen hatten es sich im Büro der Kinoleitung bequem gemacht und tranken warmen Reisschnaps. Sie waren derart betrunken, daß sie kaum Gegenwehr leisten konnten. Einige von ihnen flüchteten zwar in das Haus, es kam auch zu einigen Schießereien, doch nach insgesamt fünfzehn Minuten war McParish Herr der Lage.

      »Nun runter in den Keller!« rief der Inspektor dem Anwalt zu. »Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«

      McParish, Sergeant Noreland und Mike Rander stürmten über die Treppe hinunter in den Keller. Licht brannte. Ihr Weg war genau vorgezeichnet.

      Plötzlich blieb McParish stehen.

      »Was ist?« erkundigte sich der Anwalt.

      »Hier brennt es irgendwo«, sagte McParish. »Riechen Sie denn nichts, Rander?« Gleichzeitig hustete er gequält auf und verdrehte die Augen, denn ihm wurde schlecht.

      Sergeant Noreland fühlte eine leichte Schwäche in den Beinen.

      »Giftgas!« murmelte er.

      Mike Rander sog den grausamen Duft in die Nase ein. Dann grinste er plötzlich und schüttelte den Kopf.

      »Kein Giftgas, kein Brand«, stellte er richtig. »Das ist eine von Parkers Zigarren.«

      »Wie bitte?« McParish sah den Anwalt ungläubig an.

      »Parker ist bereits vor uns eingetroffen«, redete Mike Rander weiter. »Ich ahnte es im voraus, daß er wieder mal schneller sein würde als ich …!«

      *

      »Viel bleibt nicht mehr zu sagen«, meinte McParish am anderen Vormittag. Der Taifun hatte sich ausgetobt, die Sonne schien wieder. Mike Rander und Josuah Parker hielten sich im Dienstzimmer des Inspektors auf. Innerhalb kurzer Zeit hatte Parker seinen Dienstanzug wieder in Ordnung gebracht. Wie aus dem Ei gepellt stand er vor McParish. An ein Schlammbad schien er sich überhaupt nicht mehr zu erinnern.

      »Wie geht es Miss Morefield?« erkundigte sich Mike Rander.

      »Ausgezeichnet. Sie befindet sich im Queens-Hotel. Sie ist noch jung, sie dürfte den Schock ihrer Entführung bald überwunden haben.«

      »Und was ist mit Miss Carrels?«

      »An einer Anklage wird sie nicht vorbeikommen«, erwiderte Inspektor McParish. »Immerhin hat sie sich an diesem Kidnapping beteiligt und anschließend Betrug begangen. Ich denke jedoch, daß man ihr mildernde Umstände zubilligen wird, schließlich hat sie im entscheidenden Moment ja geholfen.«

      »Weiß sie, daß ihr Begleiter Londale tot ist?«

      »Ich mußte es ihr sagen. Londale ist übrigens ein steckbrieflich gesuchter Gentlemen-Verbrecher. Sein Paktieren mit den Gelben Drachen war Selbstmord, er hätte es wissen müssen. Doch seine Geldgier war eben größer.«

      »War es seine Idee, Miss Morefield kidnappen zu lassen?« fragte Mike Rander.

      »An ein Kidnapping hat er wohl nicht gedacht. Er wollte Miss Morefield nur ausnehmen. Als er falsche Papiere gebrauchte, geriet er an die Gelben Drachen. Und diese Gangster witterten sofort ein viel größeres Geschäft. Einzelheiten kennen Sie ja.«

      »Liz Carrels mußte also Jane Morefield spielen«, sagte Mike Rander. »Deshalb mußte Vermögensverwalter Croften sterben, als er nach Hongkong kam.«

      »Nur aus diesem Grund. Er hätte den Betrug sofort durchschaut.«

      »Erstaunlich, daß Miss Morefield sich nach dem Kidnapping weigerte, Schecks zu unterschreiben und Geld abzuheben.«

      »Sie spielte mit ihrem Leben. Die Gelben Drachen hätten sie bestimmt gezwungen, mitzuspielen. Zu Miss Morefields Glück stand ja Liz Carrels zur Verfügung, die diese Rolle übernehmen konnte. Das war und ist der Grund, warum man Miss Morefield nicht durch die Folter gefügig machte.«

      »Aber wie zum Henker erfuhren die Gelben Drachen von Croftens Ankunft und von unserer Landung?« wollte Mike Rander nun noch wissen.

      »Das geht auf das Konto unseres ehrenwerten Mr. Li Wang.« Inspektor McParish schmunzelte. »Wir haben ihn uns sofort gekauft. Zuerst hat er alles abgestritten, doch seine Freunde verrieten ihn. Miss May Tai Hing gab uns den richtigen Tip. Sie war in den Plan ja eingeweiht worden.

      Li Wang rief Miss Morefields Verwandte in Miami an und stellte sich als ihr chinesischer Berater vor. Miss Morefields Onkel Bannon rückte ahnungslos mit der Sprache heraus und kündigte Croftens und Ihre Ankunft an. Die Gelben Drachen waren also bestens informiert.«

      »Demnach ist Li Wang also ein Gelber Drache gewesen?«

      »Und ob! Und ich, ausgerechnet ich, Inspektor McParish von der Polizei, muß Ihnen raten, sich an Li Wang zu wenden. Unverzeihlich! Gut, daß daraus nichts passiert ist!«

      »Was wird mit der Chinesin May Tai Hing geschehen?«

      »Man

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