Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Читать онлайн книгу Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 6
Sie war, um es kurz zu sagen, nicht mehr vorhanden. Sie schien sich in der Luft aufgelöst zu haben. Die weiß-rot gestrichenen Sperren waren weggeräumt worden. Der Asphalt wies kaum Beschädigungen auf. Parkers Instinkt hatte sich als richtig erwiesen. Man hatte ihnen eine raffinierte Falle gebaut.
»Ich wette, daß wir es mit den Gelben Drachen zu tun haben«, flüsterte Mike Rander. »Wollen wir warten, bis die Kerle zurückkommen?«
»Ich schlage vor, Sir, ihnen einen kleinen Denkzettel zu verpassen, um es sehr volkstümlich auszudrücken.«
»Schön, lassen Sie sich etwas einfallen, Parker. Darin sind Sie mir über.«
»Wenn Sie sich einen Moment gedulden wollen, Sir.«
Ohne Mike Randers Antwort und Erlaubnis abzuwarten, verschwand Parker zwischen den Büschen. Mike Rander, der sich bequemer zurechtlegen wollte, schreckte plötzlich zusammen. Er hörte Schüsse, das unangenehme Rattern einiger Maschinenpistolen und anschließend eine peitschende Detonation.
Die Straßenkulis befaßten sich mit dem amerikanischen Wagen. Ob sie bereits wußten, daß die beiden Insassen ihn verlassen hatten? Rander schaute auf seinen 38er hinunter. Der kühle Stahl in der Hand beruhigte ihn. Er kam sich wenigstens nicht wehrlos vor.
»Sir, wenn ich bitten darf …!«
Parker schob sich heran. Er winkte diskret. Mike Rander schnellte hoch, folgte seinem Butler, der es recht eilig hatte. Nach wenigen Minuten verließen die beiden Männer das schützende Gesträuch. Parker wies auf einen kleinen Lastwagen mit geschlossenem Aufbau, der am Straßenrand stand.
»Wenn mich nicht alles täuscht, Sir, muß es sich um den Wagen der Straßenarbeiter handeln«, sagte er. »Darf ich Sie zur Weiterfahrt einladen?«
»Ist der Wagen unbewacht?«
»Jetzt ja, Sir.«
»Und vorher?«
»Ich mußte zwei Chinesen überreden, mir den Wagen abzutreten, Sir. Sie beugten sich meinen Argumenten.«
»Da müssen Sie aber ganz hübsch zugelangt haben«, antwortete Rander ironisch. »Wir sollten uns wenigstens einen Mann mitnehmen. Vielleicht plaudert er einige Details aus.«
»Ich erlaubte mir, daran schon zu denken«, gab Josuah Parker zurück. »Er befindet sich, gefesselt und geknebelt, auf der Ladefläche.«
Rander und Parker nahmen im Fahrerhaus Platz. Bevor sie anfahren konnten, peitschten erneut Schüsse auf. Einige Geschosse schlugen in den kastenförmigen Aufbau. Die Chinesen kehrten zurück. Sie wollten den Diebstahl ihres Wagens verhindern.
Nun, sie wußten schließlich nicht, was Parker als Fahrer zu leisten vermochte. Der Butler legte einen Schnellstart auf den Asphalt, daß die Pneus rauchten. Blitzschnell schaltete er hoch. In wahnwitziger Fahrt preschte der an sich müde Lieferwagen auf die erste Spitzkehre zu.
Mike Rander schloß hastig die Augen, stemmte sich mit den Beinen ab und hielt sich mit beiden Händen am Fenstereinschnitt fest.
Die überbeanspruchten Reifen sangen und pfiffen. Parker brachte den Wagen glücklich um die Kehre und gab wieder Vollgas. Er wäre in diesem Augenblick nicht mehr zu stoppen gewesen.
*
Wie ein riesiges Schwalbennest klebte der große Bungalow an den schroffen Felsen, die steil ins Meer fielen. Eine lange Treppe führte hinunter zu einem kleinen Bootshaus. Am Landungssteg schaukelte eine Motoryacht im Wasser.
In diesem Haus also wohnte Jane Morefield. Sie hätte sich keinen schöneren Platz aussuchen können. Der Blick auf das tiefgrüne Meer war bezaubernd. Jetzt, als die Sonne in der See versank, verwandelte sich die Wasseroberfläche in flüssiges Silber.
Josuah Parker genoß diesen Anblick. Mike Rander hingegen war wesentlich kühler.
»Worauf warten wir noch?« fragte er seinen Butler. »Ich brenne darauf, Miss Morefield kennenzulernen.«
»Darf ich mir die Freiheit nehmen und eine gewisse Arbeitsteilung Vorschlägen?« erwiderte der Butler.
»Wie soll’s laufen?«
»Sie, Sir, könnten sich vielleicht mit Miss Morfield unterhalten. Ich hingegen möchte das Terrain sondieren. Meiner bescheidenen Ansicht nach dürften die Gelben Drachen sich nicht zurückgezogen haben.«
»Schön, sondieren Sie«, meinte der junge Anwalt. »Und wo treffen wir uns?«
»In der Lounge des Repulse-Bays-Hotels, wenn Ihnen dieser Vorschlag genehm ist.«
Mike Rander nickte und winkte eine Rikschah heran. Er nahm darin Platz, nannte den Zielort und ließ sich von dem eifrig losjagenden Kuli abtransportieren. Josuah Parker legte den Griff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm und schritt zu Fuß hinunter zum Badestrand, der selbst nach Sonnenuntergang noch recht belebt war.
Der Butler schritt vorbei an Bikini-Schönheiten und muskelstarken Strandlöwen. An einem Bootssteg mietete er sich ein kleines Außenborder-Boot und nahm darin Platz. Er kümmerte sich auch jetzt nicht um die ironischen und amüsierten Blicke, die ihm galten. Nun, einen recht seltsamen und skurrilen Anblick bot er schon. Er saß in einem schnittigen Motorboot und trug dazu eine Kleidung, die hier und an diesem Ort wirklich nicht angebracht war.
Er wußte aber mit solch einem Boot umzugehen. Parker legte vom Landungssteg ab und fuhr in mäßigem Tempo hinauf auf die See. Es paßte ihm sehr gut ins Konzept, daß die Nacht überraschend schnell hereinbrach. Selbst wenn man ihn vom Bungalow beobachten wollte, reichte das Licht dazu nicht mehr aus. Ungeniert konnte er sich an die Seeseite von Jane Morefields Bungalow heranpirschen.
Ganz kurz nur dachte er an den kleinen Lieferwagen, den er auf einem Parkplatz abgestellt hatte. Um den sichergestellten, chinesischen Gangster hatte er sich bisher aus Zeitgründen noch nicht kümmern können. Er nahm sich aber fest vor, das so bald wie möglich nachzuholen.
Nach etwa zwanzig Minuten hatte der Butler sich geschickt an den Bootssteg des Bungalows herangeschoben. Er schaltete den Außenbordmotor ab, benutzte seinen Universal-Regenschirm als Paddel und landete dreißig Meter unterhalb des Steges am felsigen Strand. Josuah Parker machte das Boot fest und stieg aus. Ihm kam es darauf an, ungesehen auf das Grundstück zu kommen. Er wollte im Gegensatz zu seinem jungen Herrn nicht als angemeldeter Gast erscheinen …
*
Mike Rander war gebeten worden, in der kleinen Halle auf Miss Morefield zu warten.
Sie war von ihrem Ausflug nach Kowloon noch nicht zurückgekommen, hatte aber angeblich angerufen und mitgeteilt, sie würde etwa gegen 22.30 Uhr eintreffen.
Mike Rander war von einer jungen, sehr attraktiv aussehenden Chinesin empfangen worden. Sie hatte sich als Gesellschafterin und Sekretärin von Jane Morefield vorgestellt. Ihr Name war May Tai Hing, ihr Englisch ausgezeichnet. Den fein durchklingenden Klang nach zu urteilen, mußte sie sich längere Zeit an der Westküste der Staaten aufgehalten haben.
Mike Rander wäre am liebsten aufgestanden und hätte sich im Bungalow etwas näher umgesehen. Eine unerklärliche Scheu hinderte ihn daran. Seit seinem Eintreten hatte er nämlich