Die Vernunftehe. Barbara Cartland

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Vernunftehe - Barbara Cartland страница 2

Die Vernunftehe - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

Скачать книгу

sein Vater drei Jahre nach dem Tod der Mutter in der Schlacht bei Waterloo getötet worden war, hatte er sich entschlossen, England zu verlassen, da weder Geld noch sonst irgendetwas ihn in der Heimat hielt.

      Es gab niemanden, der seine Abreise bedauerte, mit Ausnahme seines Onkels Lorimer, zu dem er eine tiefe Zuneigung empfand. Mit der der Jugend eigenen Abenteuerlust war er aufgebrochen, und es hatte nichts gegeben, was seine Reiselust und seinen Tatendrang hätte einschränken können.

      Es hatte ihn wie ein Donnerschlag getroffen, als er den Brief seines Onkels erhalten hatte, der von der langen Reise völlig verschmutzt und zerknittert war.

      Er konnte es einfach nicht glauben, daß er nun durch den unerwarteten Tod zweier Menschen zum Oberhaupt einer großen Familie geworden war.

      Sein Großvater hatte drei Söhne gehabt: der Älteste, sein Onkel John, wurde zum Oberhaupt der Familie erzogen, das er nach dem Tode seines Vaters werden würde.

      Der zweite Sohn, Alvarics Vater, ging in die Armee; und der dritte, Lorimer Verne, wurde Priester.

      All dies war eine Jahrhunderte alte Tradition der Familie und trug dazu bei, das Vermögen zu vergrößern und den Titel am Leben zu erhalten.

      „Was ist denn mit dem Land geschehen, das wir in London besaßen?“ fragte Lord Vernham. „Wenn ich mich recht erinnere, gehörte uns Vernham Square in Bloomsbury sowie einige Straßen.“

      „Es ist deinem Onkel gelungen, dieses Erbe von Gervaise auch zu verkaufen“, erwiderte der Bischof.

      „Aber war das denn legal?“

      „Nun, eigentlich nicht. Aber niemand hat sich bemüßigt gefühlt, Einspruch zu erheben. Und ich bin auch der Überzeugung, daß alle beide, dein Onkel und Gervaise, ins Gefängnis hätten gehen müssen, wenn sie nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt eine erhebliche Summe aufgebracht hätten.“

      „Was hältst du davon, mir zu sagen, was noch übriggeblieben ist?“

      Lord Vernham verließ die Fensternische und setzte sich wieder auf den großen eichenen Stuhl, gegenüber von seinem Onkel.

      „Ich befürchte, daß das, was ich dir zu sagen habe, ein großer Schock für dich sein wird“, begann der Bischof zögernd. „Ich weiß nicht, ob du dich noch an einen Mann namens Theobald Muir erinnern kannst, dessen Besitz im Süden an den der Vernhams angrenzte.“

      „Muir?“ sagte Lord Vernham gedankenvoll. „Der Name ist mir irgendwie bekannt. War er ein Freund der Familie?“

      „Dein Großvater hat es vom ersten Augenblick abgelehnt, diesen Mann zu akzeptieren, der das Gut einer Familie gekauft hatte, die bereits seit Jahrhunderten dort ansässig war.“

      „Ich nehme an, Großvater hat einen Emporkömmling in ihm gesehen“, warf Lord Vernham schmunzelnd ein.

      „Da hast du ganz recht“, antwortete der Bischof. „Mein Vater konnte sehr starrköpfig sein, was Neuankömmlinge betraf. Er konnte Theobald Muir vom ersten Augenblick an nicht leiden.“

      „Und was geschah dann?“

      „Sobald dein Onkel sein Erbe angetreten hatte, befreundeten sich die beiden Männer. Muir ist außergewöhnlich reich, und ich glaube, daß dein Onkel sich sofort von ihm Geld lieh, als sie sich ein wenig befreundet hatten.“

      Der Bischof machte eine kleine Pause und es schien, als fiele es ihm schwer, über diese Dinge mit seinem Neffen zu sprechen.

      Nach einigen Augenblicken fuhr er dann fort: „Ob Muir schon gleich zu Beginn einen Zweck mit seiner Großzügigkeit verfolgte, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber eines ist sicher: nachdem einige Jahre vergangen waren, gab es einen wichtigen Grund für ihn, deinem Onkel jeden gewünschten Betrag zu leihen und ihm abzukaufen, was immer dieser in bare Münze umwandeln wollte.“

      Entsetzt sah Lord Vernham den Bischof an.

      „Die Bilder!“ rief er aus.

      „Sie gehören jetzt alle Theobald Muir.“

      Lord Vernham sprang erregt auf.

      „Verdammt, Onkel Lorimer! Verzeih’ mir meine Ausdrucksweise, aber das ist zuviel! Es sind doch Familienbilder, die nicht einem von uns gehören, sondern der ganzen Familie. Und die meisten von ihnen waren Porträts.“

      „Vielleicht sollten wir Muir sogar dankbar dafür sein, daß er diese Sammlung zusammenhält“, warf der Bischof ein, jedoch klang es wenig überzeugend.

      „Was hat er sonst noch von uns?“

      „Das Silber.“

      Lord Vernham bekam schmale Lippen.

      Auch das Silber war ein Teil der Geschichte der Familie Vernham. Einiges stammte noch aus dem Besitz der Zisterzienser Mönche. Es waren Geschenke von Henry VIII. und anderen Königen darunter, unter anderem ein persönliches Hochzeitsgeschenk von König Georg II an den Ururgroßvater von Alvaric.

      Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie der Weihnachtstisch mit all diesen kostbaren Stücken geschmückt wurde und wie sehr er sich als Kind an diesem Anblick gefreut hatte.

      Lord Vernham schritt durch den Raum, als wolle er sich von seinen Gefühlen und Erinnerungen befreien.

      Dann sagte er: „Es ist wohl überflüssig, dich zu fragen, was mit all den Wandbehängen und Teppichen geschehen ist. Sie waren alle so einzigartig und gehörten zur Abbey, daß es mir schwerfällt zu glauben, daß sie nicht länger an den Wänden hängen sollen.“

      „Ich glaube, sie sind in guten Händen“, murmelte der Bischof.

      „Aber sie gehören diesem Muir! Gibt es denn gar keinen Weg, dessen Eigentumsrechte anzufechten?“

      Langsam erwiderte der Bischof: „Kein Gericht wird einer solchen Klage entsprechen. Es sei denn, die Schulden würden beglichen werden, für die all diese Dinge als Sicherheit übergeben wurden.“

      „Wie hoch sind diese Schulden?“ fragte Alvaric.

      Der Bischof zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete: „So ungefähr 50 000 Pfund!“

      „Das ist unglaublich!“ rief Lord Vernham aus.

      Als er jedoch das Gesicht seines Onkels sah, wußte er, daß dieser die Wahrheit gesprochen hatte.

      Er stieß einen tiefen Seufzer aus.

      „Das ist also das Ende“, sagte er. „Das Ende der Abbey, das Ende der Güter und schließlich auch das Ende der Familie!“

      Er ging eilig auf das Fenster zu, als müsse er dringend frische Luft haben.

      Dann sagte er: „Du hast ja eine gewisse Vorstellung davon, was ich besitze. Es reicht gerade aus, um mir ein Leben in gewissem Wohlstand und Komfort zu ermöglichen und meine Reisen zu finanzieren. Aber es ist nicht einmal genug, um dieses Haus auch nur ein Jahr zu führen, geschweige denn für längere Zeit.“

      Er schwieg einen Augenblick, um dann fortzufahren: „Aber in den Farmen steckt doch noch einiges Geld!“

Скачать книгу