Die Vernunftehe. Barbara Cartland

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Die Vernunftehe - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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woher du gerade gekommen bist. Sicher wirst du in der Wildnis Afrikas die Abbey vergessen können. Und diese wird dann nach und nach zerfallen, bis sie dem Erdboden gleich ist.“

      Die Worte des Bischofs klangen in keiner Weise dramatisch, wodurch sie jedoch noch überzeugender wirkten.

      Lord Vernham erhob sich wieder und ging an das Fenster, um in den Garten zu schauen.

      Die Narzissen erschienen ihm noch leuchtender, als er sie in Erinnerung gehabt hatte.

      Er fragte sich, ob wohl noch immer die Forellen im See wären. Ein Gärtner hatte ihm gezeigt, wie sie zu fangen waren, als er noch ein kleiner Junge war. Wie oft hatte er all die Tricks gebrauchen können, wenn er auf seinen langen Reisen am Wasser Rast machte und den Wunsch verspürte, einen Fisch zu essen.

      Aber niemals hatte ein Fisch so lecker geschmeckt, wie die Forellen, die er in diesem See gefangen hatte. Und keine noch so exotische Frucht war ihm so delikat erschienen, wie die Pfirsiche, die er als Kind im Küchengarten gestohlen hatte.

      Sicher war der Küchengarten jetzt voller Unkraut und die Pferdeställe waren leer. Im Geiste sah er all die Mäuler, die sich begierig jeder Möhre und jedem Apfel entgegenstreckten, den man ihnen brachte.

      Er erinnerte sich an die Küchenmädchen, die ihn wegen seiner schmutzigen Schuhe auszankten, aber immer ein Stück Kuchen oder eine andere Leckerei für ihn bereit hatten.

      Später dann schnitten sie ihm dicke Scheiben vom Schinken ab, die er mit auf die Jagd nahm.

      Wie hatte er es geliebt, über das Land zu reiten und den Wind in seinem Gesicht und seinen Haaren zu spüren.

      Überall in der Abbey verbargen sich Erinnerungen an seine Kindheit.

      Obwohl seine Eltern ein Haus am anderen Ende der Stadt besaßen, hielt er sich doch größtenteils bei den Großeltern auf.

      Er hörte noch heute, wie seine Mutter besorgt sagte: „Ich möchte nicht, daß der Junge euch zur Last fällt.“

      Worauf seine Großmutter beteuert hatte: „Alvaric wird niemals eine Last für uns sein. Er ist ein echter Verne. Und erst letzte Nacht hat sein Großvater gesagt, daß er der beste Reiter im ganzen Umkreis ist.“

      Er hatte sich immer bemüht, gut mit seinem Cousin Gervaise auszukommen. Dieser hatte ihn jedoch ständig zurückgestoßen.

      „Du hast immer die besten Pferde! Nur darum bist du der schnellste“, hatte Gervaise ihm eines Tages vorgeworfen.

      Als Alvaric dann versuchte, gemeinsam mit ihm zu reiten, hatte er es abgelehnt. Er wollte niemals etwas mit seinem Cousin teilen.

      Heute wußte Lord Vernham, daß dies einer der Gründe war, aus dem er nach dem Tode seines Vaters die Heimat verlassen hatte.

      Es wäre ihm unmöglich gewesen, mitanzusehen, wie Gervaise die Diener, die Pächter und all die Leute behandelte, die ihr Leben lang auf dem Gut gelebt hatten und für die es das Zuhause bedeutete.

      Von Jahr zu Jahr beunruhigte es ihn mehr zu beobachten, wie sein Onkel dem Spiel verfiel und die Abbey vernachlässigte.

      Er beobachtete, wie notwendige Reparaturen nicht ausgeführt wurden. Die Häuser für die alten Pächter waren nicht so ausgestattet wie sie sein sollten. Viele der Hütten standen leer und verfielen langsam.

      Aber er wußte sehr wohl, daß es ihm nicht zustand, sich in die Geschäfte seines Onkels einzumischen, und daß sein Name ihm kein Recht an der Abbey gab.

      Als er die Heimat dann verlassen hatte, war es ihm jedoch nicht möglich zu vergessen. Die Abbey hatte ihn verfolgt, und er wußte, würde er jetzt wieder fortgehen, sie würde ihn bis zu seinem Tode nicht mehr loslassen.

      Und doch gab es etwas in seinem Innern, was sich dagegen auflehnte, an jemandes Schürzenzipfel gebunden zu werden.

      Er verspürte keinen Wunsch zu heiraten. In seinem Leben hatte es viele Frauen gegeben, aber früher oder später waren sie ihm alle gleichgültig geworden und er hatte keiner von ihnen hinterher getrauert.

      Es erschien ihm untragbar, an eine Frau gebunden zu sein, zumal diese Frau die Tochter des Mannes war, der alles unternommen hatte, die Abbey zu kaufen.

      Er wurde krank bei dem Gedanken, daß ein Fremder all die Bilder und Teppiche von den Wänden nehmen würde, daß das Silber und sogar all die persönlichen Kostbarkeiten seiner Großmutter in fremde Hände gelangen würden.

      Zweifellos war Theobald Muir in einer sehr günstigen Position für seinen Handel und Lord Vernhams Freiheit war ein vergleichsweise kleiner Preis, den er für den Familienbesitz zu zahlen hätte.

      „Nun, einen Trost gibt es bei allem“, sagte er laut, nachdem weder er noch sein Onkel eine ganze Weile gesprochen hatten.

      „Was für ein Trost?“ fragte der Bischof.

      „Es gibt genug Platz für meine Tiere.“

      „Deine Tiere?“ fragt der Bischof überrascht.

      „Um genau zu sein, zwei Leoparden, zwei Löwen und eine Anzahl Papageien!“

      „Die hast du mitgebracht? “

      „Ich konnte sie schlecht alleine zurücklassen. Ich habe sie gezähmt, und es wäre ihr Todesurteil gewesen, sie nach so langen Jahren wieder in die freie Wildbahn auszusetzen.“

      „Glaubst du, daß sie hier in England werden leben können?“

      „Es ist nichts Neues, Onkel Lorimer, in England ein Gehege zu haben. Schon zu Zeiten von Julius Cäsar kannte man solche Gehege. Ich wünschte, ich hätte noch mehr Tiere mitbringen können. Eigentlich hatte ich noch einen Strauß im Sinn, doch er hätte die Reise wohl nicht überstanden.“

      „Und deine Löwen und Leoparden haben keinen Schaden erlitten?“

      „Sie waren zwar etwas nervös, als ich sie das letzte Mal sah, aber ansonsten gesund. Sie werden mit der Eisenbahn hierher transportiert werden und das wird noch einige Tage dauern, wie du dir vorstellen kannst.“

      Der Bischof lachte.

      „Schon als kleiner Junge warst du voller Überraschungen, Alvaric, und jetzt überraschst du mich wieder. Niemals hätte ich mir vorstellen können, daß du Wildkatzen als Haustiere hältst. Ich erinnere mich nur daran, wie du mit deinem Vater begeistert auf die Jagd gingst.“

      „Vielleicht liegt es daran, daß ich lange mit Buddhisten zusammengelebt habe. Ich habe keinen Wunsch mehr zu töten“, erwiderte Lord Vernham. „Manchmal mag es zwar unvermeidlich sein, um zum Beispiel die Familie zu erwähnen. Aber es besteht ein großer Unterschied, ob man zum Vergnügen tötet oder um zu überleben.“

      „Ich kann nur immer wieder sagen, du überraschst mich!“

      „Nicht halb so viel wie du mich überraschst“, antwortete Lord Vernham. „Und jetzt Onkel Lorimer würde ich gerne etwas trinken. Ich muß gestehen, daß ich nach der langen Reise doch sehr durstig bin.“

      „Mein lieber Junge, wie nachlässig von mir!“ rief der Bischof aus. „Ich hätte schon viel eher daran denken sollen, aber ich war in

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