Dr. Daniel Staffel 6 – Arztroman. Marie Francoise
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Daniel Staffel 6 – Arztroman - Marie Francoise страница 4
»Ich kann mir ein Leben ohne sie überhaupt nicht mehr vorstellen«, meinte sie.
Zärtlich legte Dr. Daniel einen Arm um ihre Schultern. »Ich auch nicht.« Er küßte Manon. »Und ein Leben ohne dich kann ich mir ebenfalls nicht mehr vorstellen. Es ist…«
Ein zaghaftes Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Dr. Daniel öffnete und sah sich Monsignore Antonelli gegenüber.
»Es tut mir leid, daß ich Sie um diese Zeit noch störe«, entschuldigte er sich und fühlte sich etwas unbehaglich, weil er das Gefühl hatte, seine Deutschkenntnisse seien nicht ausreichend für ein längeres Gespräch. Dabei beherrschte der Monsignore diese Sprache ganz ausgezeichnet, was an den vielen deutschen Touristen lag, die Jahr für Jahr hierherkamen.
»Darf ich Sie trotz der späten Stunde einen Augenblick sprechen?« wollte er wissen.
»Selbstverständlich, Monsignore«, stimmte Dr. Daniel zu. »Wir können uns ja unten auf die Bank setzen. Der Abend ist noch so angenehm.«
»Und auf diese Weise wecken wir Tessa nicht«, fügte der Monsignore hinzu, dann lächelte er. »Sie hat mich heute nachmittag kurz besucht…, leider nur sehr kurz, denn dann hat es sie schon wieder zu Mama und Papa hingezogen.« Er schwieg kurz. »Die Kleine liebt Sie über alles, und darüber bin ich sehr froh. Für mich wäre die Verantwortung bald zuviel geworden. Tessa braucht Eltern, und mit Ihnen beiden hat sie die besten gefunden, die man sich denken kann.«
Dr. Daniel war gerührt über die Worte des Monsignore. Sein Blick wanderte zu dem Bettchen, in dem die Kleine selig schlief. »Wir lieben Tessa, als wäre sie unser leibliches Kind.« Dann wandte er sich dem Monsignore wieder zu. »Aber ich denke nicht, daß Sie nur dar-über mit mir sprechen wollten.«
Die beiden Männer verließen den Raum und gingen die Treppe hinunter, dann setzten sie sich draußen auf die Hausbank. Das sanfte Rauschen des Meeres drang an ihre Ohren, und eine leichte Brise sorgte für ein wenig Abkühlung, was nach der Hitze des Tages ausgesprochen guttat.
»Es geht um eine junge Frau«, begann der Monsignore schließlich. »Sie stammt aus einem äußerst streng und hartherzig geführten Elternhaus, und von dort werden ihr ständig Vorwürfe gemacht, weil sie nach zwei Ehejahren noch immer nicht schwanger geworden ist.«
Unwillig runzelte Dr. Daniel die Stirn. Eine solche Einstellung mißfiel ihm sehr.
»Wie verhält sich denn ihr Mann?« wollte er wissen.
»Elio ist ein sympathischer Junge«, urteilte der Monsignore, dann schmunzelte er. »Nun ja, inzwischen ist er schon ein stattlicher Mann, aber ich kenne ihn, seit er zur Welt gekommen ist.« Er wurde wieder ernst. »Er macht seine Liebe zu Chiara nicht von einer Schwangerschaft abhängig, aber die Angst vor ihren Eltern ist in der jungen Frau schon so tief verwurzelt, daß sie sich nicht mehr davon befreien kann. Sie ist überzeugt davon, daß Elio die Ehe annullieren lassen wird und sie danach von ihrem Vater ins Kloster gesteckt wird.«
Dr. Daniel ahnte bereits, worauf der Monsignore hinauswollte.
»Ich nehme an, Sie möchten mich bitten, die junge Frau einmal zu untersuchen«, vermutete er.
Monsignore Antonelli nickte. »Chiaras Vater ist zwar Arzt, aber einer der besonders groben Sorte. Keiner unserer Dorfbewohner reißt sich darum, zu Dottore Cardello zu gehen.«
Dr. Daniel runzelte die Stirn.
»Cardello?« wiederholte er. »Diesen Namen hat Tessa einmal erwähnt. Sie fragte mich damals, ob ich auch ein Monsignore sei, und als ich erwiderte, ich wäre Arzt, da wollte sie wissen, ob ich denn so streng sei wie der Dottore Cardello.«
Monsignore Antonelli nickte. »Der gute Doktor erfreut sich allgemeiner Unbeliebtheit, aber es ist leider kein anderer Arzt da, zu dem man gehen könnte. Das bedeutet, daß er für alle Bereiche zuständig ist – gleichgültig, ob es sich nun um Ohrenschmerzen, Atembeschwerden, Kinderkrankheiten oder Unterleibsgeschichten handelt… Salvatore Cardello behandelt alles, und dabei geht er mit seinen Patienten nicht gerade zartfühlend um.«
»Es ist also anzunehmen, daß er auch seine Tochter untersucht hat«, mutmaßte Dr. Daniel.
»Ja, und dabei war er mit Sicherheit äußerst grob«, meinte Monsignore Antonelli. »Als ich Chiara gegenüber eine Untersuchung lediglich erwähnte, begann sie schon zu zittern.«
»Natürlich werde ich mir die junge Frau gerne einmal ansehen«, stimmte Dr. Daniel bereitwillig zu. »Ich fürchte aber, daß es in einem solchen Fall mit einer normalen gynäkologischen Untersuchung nicht getan sein wird. Um festzustellen, ob eine Frau unfruchtbar ist oder nicht, sind eine ganze Reihe von Tests nötig, und ich denke nicht, daß sich hier die geeigneten Apparate dafür finden werden.«
»In unserem kleinen Dorf sicher nicht«, räumte Monsignore Antonelli ein. »Allerdings gibt es nicht weit von hier ein Kloster, zu dem auch eine kleine Klinik gehört. Vielleicht finden Sie dort, was Sie benötigen.«
Dr. Daniel nickte. »Einen Versuch wäre es jedenfalls wert.« Er schwieg einen Moment. »Unter den gegebenen Umständen würde ich die junge Frau allerdings lieber auf neutralem Boden kennenlernen, um mich mit ihr zu unterhalten. Es könnte sich bei ihr nur nachteilig auswirken, wenn sie mich erst am Tag der Untersuchung kennenlernen würde.«
»Das denke ich auch«, stimmte der Monsignore zu. »Ich werde ein Treffen zwischen Ihnen und Chiara arrangieren.« Er reichte Dr. Daniel die Hand. »Ich danke Ihnen, daß Sie bereit sind, diese Untersuchung durchzuführen, obwohl Sie hier ja eigentlich Urlaub machen.«
»Wenn jemand meine Hilfe braucht, dann ist das wichtiger als mein Urlaub«, entgegnete Dr. Daniel schlicht.
*
Jana Kemmerer war zutiefst enttäuscht, als sie vor Dr. Daniels Praxis stand und erkennen mußte, daß sich der Arzt noch immer im Urlaub befand. Die Gynäkologin der Waldsee-Klinik, Dr. Alena Reintaler, die seine Vertretung übernommen hatte, war zwar sehr nett, trotzdem wäre es Jana lieber gewesen, wenn sie jetzt – so kurz vor der anstehenden Geburt ihres ersten Babys – noch einmal mit Dr. Daniel hätte sprechen können.
Die junge Frau seufzte tief, dann machte sie sich auf den Weg zur Waldsee-Klinik. Hier, auf diesem schattigen Pfad, war es angenehm kühl, und Jana atmete die würzige Waldluft ein. Sie mußte langsam gehen, denn schon die geringste Anstrengung führte jetzt bei ihr zu arger Atemnot.
Dann sah sie den hufeisenförmigen weißen Bau durch die Bäume schimmern. Mit einem sanften Lächeln streichelte sie über ihren Bauch.
»Da drinnen wirst du geboren werden«, flüsterte sie ihrem Baby zu, dann seufzte sie wieder. »Hoffentlich ist Dr. Daniel bis dahin aus dem Urlaub zurück.«
Durch den rückwärtigen Eingang betrat sie die Klinik und wandte sich der Sekretärin Martha Bergmeier zu, die wie immer in ihrem Glashäuschen mit der Aufschrift Information saß und mit Argusaugen darüber wachte, wer die Klinik betrat und verließ.
»Guten Morgen, Frau Bergmeier. Bei mir steht heute ei-