Das Narrenschiff. Sebastian Brant

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Das Narrenschiff - Sebastian Brant Klassiker der Weltliteratur

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Wahrheit verschweigen – Gegen Schmeicheln und Drohen

       105. Verhinderung des Guten – Dass wir Mönche werden und Pfaffen?

       106. Von Versäumnis guter Werke – Ein Baum muss gute Früchte tragen

       107. Vom Lohn der Weisheit – Freude und Lust oder Tugend

       108. Das Schlaraffenschiff – Ohne Sorg und Vernunft

       109. Verachtung der Gefahr – Wer Weisheit sowie Tugend fand

       110. Verleumdung des Guten – Nicht persönlich nehmen

       111. Entschuldigung des Dichters – Zu Gottes Ehr und Nutz der Welt

       112. Der weise Mann – verwirft, was schlecht, und lobt, was gut

       Ende des Narrenschiffs

       Anmerkungen

      Vorrede – Eine Welt voller Toren

      

lle Lande sind jetzt voll heiliger Schrift

      und was der Seelen Heil betrifft:

      Voll Bibeln, heiliger Väter Lehr’

      und andrer solcher Bücher mehr;

      so viel, daß man sich wundern mag,

      weil niemand bessert sich danach.

      Ja, Schrift und Lehre sind veracht’t,

      es lebt die Welt in finstrer Nacht

      und tut in Sünden blind verharren;

      alle Gassen und Straßen sind voll Narren,

      die treiben Torheit an jedem Ort

      und wollen es doch nicht haben Wort.

      Drum hab’ ich gedacht zu dieser Frist,

      wie ich den Narren Schiff’ ausrüst’:

      Galeere, Füst1, Krack2, Naue3, Bark,

      Kiel, Weidling4, Bagger, Rennschiff stark,

      auch Schlitten, Karre, Schiebkarr’, Wagen:

      Es könnt’ ein Schiff nicht alle tragen,

      die jetzt sind in der Narren Zahl;

      ein Teil sucht Fuhrwerk überall,

      der stiebt umher gleichwie die Immen,

      versucht es, zu dem Schiff zu schwimmen:

      Ein jeder will der erste sein.

      Viel Narren und Toren kommen drein,

      deren Bildnis ich hier hab’ gemacht.

      Wär’ jemand, der die Schrift veracht’,

      oder einer, der sie nicht könnt’ lesen,

      der sieht im Bilde5 wohl sein Wesen

      und schaut in diesem, wer er ist,

      wem gleich er sei, was ihm gebrist.

      Den Narrenspiegel ich dies nenne,

      in dem ein jeder Narr sich kenne;

      wer selbst er sei, wird dem vertraut,

      der in den Narrenspiegel schaut.

      Wer sich recht spiegelt, der lernt wohl,

      daß er nicht weis’ sich achten soll,

      nicht von sich halten, was nicht ist,

      denn niemand lebt, dem nichts gebrist

      oder der sagen darf fürwahr,

      daß er sei weis’ und nicht ein Narr;

      denn wer sich für einen Narren hält,

      wird bald den Weisen zugesellt,

      wer aber immer will weise sein,

      ist fatuus6, der Gevatter mein,

      der sich zu mir recht übel stellt,

      wenn er dies Büchlein nicht behält.

      Hier ist die wahre Narrenweide;

      ein jeder findet, was ihn kleide,

      und auch wozu er sei geboren,

      warum so viele sind der Toren;

      welch hohes Ansehen Weisheit fand,

      wie trübselig der Narren Stand.

      Hier findet man der Welten Lauf,

      drum ist dies Büchlein gut zum Kauf.

      Zu Scherz und Ernst und allem Spiel

      trifft man hier Narren, wie man will;

      ein Weiser sieht, was ihm behagt,

      ein Narr gern von den Brüdern sagt.

      Hier hat man Toren, arm und reich,

      schlim schlem7, gleich findet gleich.

      Die

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