Das Narrenschiff. Sebastian Brant
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Das achten seine Erben klein21,
sie helfen nicht mit einem Stein,
sie spendeten kaum ein einzig Pfund22,
und läg’ er tief im Höllengrund.
Gib, weil du lebst, zu Gottes Ehr,
stirbst du, so wird ein andrer Herr.
Ein Weiser hat noch nie begehrt
nach Reichtum hier auf dieser Erd’,
wohl aber, daß er selbst sich kenne:
Den Weisen mehr als reich du nenne!
Zuletzt geschah’s, daß Crassus23 trank
das Gold, wonach ihn dürstet lang;
doch Krates24 warf sein Geld ins Meer,
es hindert’ ihn beim Lernen sehr.
Wer sammelt, was vergänglich ist,
vergräbt die Seel’ in Kot und Mist.
Wer neue Moden bringt durchs Land,
der gibt viel Ärgernis und Schand’
und hält den Narren bei der Hand.
4. Von neuen Moden – Schande deutscher Nation
das schätzt man schlecht jetzt und gering:
Sonst trug mit Ehren man den Bart,
jetzt lernen Männer Weiberart
und schmieren sich mit Affenschmalz
und lassen am entblößten Hals
viel Ring’ und goldne Ketten sehn,
als sollten sie vor Lienhart25 stehn.
Mit Schwefel und Harz pufft man die Haar’
und schlägt darein dann Eierklar,
daß es im Schüsselkorb’26 werd’ kraus.
Der hängt den Kopf zum Fenster ’raus,
der bleicht das Haar mit Sonn’ und Feuer,
darunter sind die Läus nicht teuer.
Die können es jetzt wohl aushalten,
denn alle Kleider sind voll Falten:
So Rock wie Mantel, Hemd wie Schuh,
Pantoffel, Stiefel, Hos’ dazu,
Wildschur und die Verbrämung dran:
Der Juden Sitt’ man sehen kann.27
Vor einer Mod’ die andre weicht,
das zeigt, wie unser Sinn ist leicht
und wandelbar zu aller Schande;
viel Neuerung ist im ganzen Lande.
Der Rock – wie kurz und wie beschnitten!
reicht kaum bis zu des Leibes Mitten!
Pfui Schande deutscher Nation,
daß man entblößt, der Zucht zum Hohn,
und zeigt, was die Natur verhehlt!
Drum ist es leider schlecht bestellt
und hat wohl bald noch schlimmern Stand:
Doch weh, wer Ursach’ gibt zur Schand’!
Dem wird, der solche Schande leidet,
ein unverhoffter Lohn bereitet!
Schon steh’ ich an der Grube dicht,
des Schinders Messer mich schon sticht,
doch – meine Narrheit lass’ ich nicht!
5. Von alten Narren – Wie die Jugend tanzen
ich bin sehr alt, doch ganz unweis,
ein arges Kind von hundert Lenzen
läut’ ich die Schell’ der Jugend Tänzen.
Den Kindern geb’ ich Regiment28
und mach’ mir selbst ein Testament,
das wird nach meinem Tod mir leid.
Mit schlechtem Beispiel und Bescheid
treib’ ich, was meine Jugend lernte;
daß meine Schlechtigkeit Ehre ernte,
wünsch’ ich und rühm’ mich meiner Schande,
wie ich betrog’n in jedem Lande
und hab’ gemacht viel Wasser trübe;
im Schlechten ich mich allzeit übe,
es ist mir leid, daß ich nicht mehr
mich so kann rühren wie vorher;
doch was ich jetzt nicht mehr kann treiben,
soll meinem Heinz empfohlen bleiben;
mein Sohn wird tun, was ich gespart,
er schlägt mir wohl nach in die Art;
es stehet ihm recht stattlich an,
und lebt er, wird aus ihm ein Mann.
Er sei mein Sohn, muß man einst sagen;
dem Schelme wird er Rechnung tragen