Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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stieß Kai hervor und stellte seine Tasse geräuschvoll auf die Untertasse zurück. Mit einer steilen Falte zwischen seinen Brauen sah er Rena an, als habe sie nun doch bei ihm verspielt.

      »Sie ist immerhin meine Chefin. Und außerdem freue ich mich auf ihr Gesicht, wenn ich erzähle, daß ich heiraten werde. Ich hoffe, sie wird vor Neid platzen«, rechtfertigte sich die junge Frau.

      »Sie wird hoffen, daß du aus der Redaktion aussteigst«, vermutete Ralf. »Ja, das wird spannend.«

      »Mach dir keine Hoffnung, mein Schatz. Ob ich weiterarbeite oder nicht, ihren Chefsessel gibt sie nicht her.« Übers ganze Gesicht strahlend hauchte Rena ihrem Ralf einen Luftkuß zu .

      »Warum neidisch? Ist Klaudia unglücklich?« fragte Kai. »Hat sie den Tod ihres Mannes noch nicht überwunden?«

      Rena überlegte. »Oh, das hat sie längst. Aber als man ihr den Jungen wegnahm, da war monatelang kein gutes Auskommen mit ihr. Sie hat sich in die Arbeit gestürzt und an allem und jedem herumgemäkelt. So schwierig war sie nicht mal nach ihrer Fehlgeburt.«

      »Fehlgeburt? Und den Jungen hat man ihr auch weggenommen?«

      Wie sehr Renas Worte Kai zu schaffen machten, wurde erst jetzt klar. Er erhob sich, ging einige Schritte in dem noch karg eingerichteten Zimmer auf und ab und hob dann plötzlich die Arme, um sich an dem tiefliegenden Deckenbalken abzustützen. So ließ er seinen Körper hin und herfedern, als ob er alle Sehnen und Muskeln bis zur Schmerzgrenze strecken müßte.

      »Warum anworten Sie nicht, Rena?« fuhr er die vor Schrecken Verstummte an.

      »Es ist so«, hilfesuchend sah sie Ralf an, »viel weiß ich ja nicht über Frau von Redwitz. Vor Jahren waren wir uns einmal ganz nah, fast wie Freundinnen. Es war an ihrem zweiten Hochzeitstag, da nahm sie mich mit in das riesige Haus an der Elbchaussee. Ich sah damals auch den kleinen Sandro. Mit dem kam sie nicht gut zurecht.« Sie dachte nach. »Was später geschah, erfuhr ich nur immer durch das Getuschel der Kollegen. Aber Frau von Redwitz steht unter dem Schutz unseres Verlegers. Da hütet sich jeder, Gerüchte in die Welt zu setzen oder Intrigen zu spinnen.«

      »Warum erwähnen Sie dann die Fehlgeburt und daß man ihr den Jungen wegnahm?«

      »Warum? Ist doch ganz klar. Was damals in Paris geschah, konnte nicht lange geheim bleiben. Sie wurde direkt von den Modenschauen für die Sommerkollektionen ins Krankenhaus gebracht. Das war vor vier Jahren. Und was den Jungen betrifft – Klaudia von Redwitz deutete nur einmal kurz an, daß Sandro wieder zu seiner Tante müsse. Woher soll ich wissen, warum?«

      »So schlecht kann sie nicht sein, daß man ihr das Kind ihres verstorbenen Mannes wegnimmt! Warum?« Kai schnaufte. Er ertrug es kaum, von Klaudias Kummer und Schwierigkeiten zu hören. Rena zuckte mit den Schultern. Er starrte sie noch wütender an. Warum verriet sie nur Bruchstücke über Klaudias Schicksal? Als langjährige Kollegin mußte sie doch vielmehr wissen!

      »Woher? Warum?« ahmte er sie gleich darauf nach. »Interessieren Sie sich denn gar nicht für Ihre Chefin, obwohl einmal so etwas wie freundschaftliche Nähe zwischen Ihnen bestand?«

      »Über freundschaftliche Nähe denken so reiche und feine Leute wie die Redwitzs anders als Menschen wie wir«, verteidigte Rena sich.

      »Quatsch! Klaudia doch nicht! Reich und vornehm war sie immer, aber wenn es um tiefe Gefühle ging, empfand sie so wie jeder andere Mensch.«

      Ralf räusperte sich verärgert. Es klang in Kais Ohren wie eine ernste Mahnung, und so war es auch gemeint. Hatte er denn vollkommen vergessen, daß Klaudia ihn zugunsten Reinhards von Redwitz verlassen hatte?

      »Ich denke, du brauchst Ruhe und Zeit, um dir über deine verworrenen Gefühle für Klaudia Klarheit zu schaffen«, sagte der ältere Freund. »Wir werden aufbrechen und weiter nach Eckernförde zu meinen Eltern fahren. Es dunkelt ja schon.« Er sah Kai besorgt an. »Rena und ich sind übrigens nicht zu dir gekommen, um dir Kummer zu bereiten.«

      »Es fällt mir doch nur schwer, Renas halbgares Gefasel über Klaudia anzuhören, Ralf.«

      »Rena faselt nicht. Ich verbitte mir das, Kai. Und übrigens, wenn ich dich in den letzten Jahren sah, habe ich immer vermieden, mit dir über Klaudia zu sprechen. Auch du hast kein Wort über sie verloren und vorhin noch behauptet, sie habe nichts mehr mit deinem Leben zu tun. Wahrscheinlich irrst du dich. Aber das ist kein Grund, Rena anzugreifen.«

      Kai ließ den Balken los. Es sah aus, als fiele er in sich zusammen.

      »Ich hab’s nicht so gemeint.«

      »Es hat sich aber so angehört«, konterte Rena spitz, packte Ralf am Arm und machte Anstalten, ihren Mantel vom Garderobenständer im Flur zu holen. Bevor sie den Raum verließ, sah sie ihren Verlobten vieldeutig an.

      Ralf verstand. »Ich kenne und schätze dich seit Jahren, Kai«, begann er noch einmal. »Ich habe Klaudia damals kennengelernt und gewußt, wie sehr du unter der Trennung von ihr gelitten hast. Das ist jetzt sieben lange Jahre her, darum hoffte ich, du würdest einer Begegnung mit ihr gelassen entgegensehen. Tut mir leid, daß unser Besuch so enden muß.« Er stand auf, und Rena kam mit seinem Anorak zurück. »Wenn du also nicht unser Trauzeuge sein willst, verstehe ich dich. Wir werden auch ohne dich ein Ehepaar. Ich liebe Rena bedingungslos. Ich habe ihretwegen meine Arbeit in der Hilfsorganisation aufgegeben, wie du es damals für Klaudia vorhattest. Darum hoffte ich auf deinen Freundschaftsdienst.«

      »Zu meinem Bedauern werde ich euch diesen Wunsch nicht erfüllen.« Kai sprach es kühl aus. Er war beleidigt.

      »Schön blöd«, feixte Rena, die ihre Fassung wiedererlangt hatte. »Und das alles wegen Klaudia von Redwitz. Hoffentlich erfährt sie es nie, sonst bildet sie sich noch was drauf ein. Komm, Ralf.«

      Rena war nicht der Typ, der lange fackelte. Sie ließ sich von Kai Hoffmann doch nicht ihre Vorfreude auf die Hochzeit verderben! Sogar einen tollen Tee hatte sie ihm zubereitet und seine Erbsensuppe gelobt! Sie zog den zunächst widerstrebenden Ralf auf den Flur, drückte ihm seinen Anorak in den Arm und öffnete schon die Haustür.

      Draußen wirbelte ein Frühlingssturm Schneeflocken an der Tür vorbei. Sie krauste die Nase. Auch das noch!

      »Sie schmelzen, mein Schatz. Keine Angst, der Frühling kommt. In vier Wochen auf unserer Hochzeit blüht alles«, meinte Ralf liebevoll und führte sie zu seinem Wagen.

      »Hierher kommt er nicht«, widersprach sie bitter. »Soll dein Freund Kai doch im Eis sitzen bleiben! Ich finde ihn schrecklich. Ja!«

      Im Auto schlug sie den Kragen ihres Mantels hoch. Ralf steckte den Schlüssel umständlich in den Anlasser. Etwas hinderte ihn daran, sich im Streit von Kai zu trennen. Wie sollte er Rena erklären, was für ein feiner Kerl Kai Hoffmann war, solange man nicht von Klaudia sprach?

      »Ralf!« Neben seinem Fenster tauchte Kais Gesicht auf. Er rüttelte am Türgriff, bis Ralf das Fenster herunterkurbelte.

      »Bis irgendwann. In einigen Jahren oder noch später«, sagte er beherrscht zum Abschied, aber es klang spröde, als zwinge er sich dazu.

      »Später? Was heißt das? Wann heiratet ihr denn?« schrie Kai.

      Rena stöhnte vernehmlich auf.

      »Heute in vier Wochen genau. Am sechzehnten April. St. Elisabeth in Hamburg-Wandsbek. Zwölf Uhr.« Ralf unterdrückte

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