Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela Reutling
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling страница 17
»Gut, ich werde da sein. Brauch ich einen Smoking?«
Rena bekam kleine Augen vor Zorn. Sie starrte ihn damit an und preßte die Lippen aufeinander. Von ihr bekam Kai keine Antwort.
»Für das Hochzeitsfest, ja. Kannst du dir einen leisten?« grinste Ralf versöhnt.
»Ich habe noch einen, der ist zehn Jahre alt.«
»So, so. Der stammte noch aus deiner Zeit mit Klaudia, wie?« Ralf lachte jetzt leise. »Vergiß nicht, sie wird auch da sein. Ob ihr dein alter Smoking gefällt?«
Kai richtete sich auf. Der schmelzende Schnee hinterließ Tropfen auf seinem Gesicht. Es sah aus, als weine er. Rena empfand es so, vergaß ihren Zorn und blickte ihn mitleidig an. Das entging ihm nicht.
»Wie auch immer. Es ist mir gleichgültig!« verkündete er trotzig. »Ihr könnt mit mir rechnen. Kommt gut nach Hause. Fahr vorsichtig, Ralf.«
Ralf kurbelte mit unterdrücktem Stöhnen das Fenster wieder hoch und fuhr los. Kaum hatten sie das Dorf hinter sich gelassen, strampelte Rena wie ein kleines Kind mit den Beinen.
»Warum gesteht er uns nicht ein, daß er sie nie vergessen hat? Aber nein, er tut so, als wären wir herzlose Unmenschen. Gib endlich zu, daß dein Freund ein ausgewachsener Lümmel ist!«
»Kann sein, mein Schatz. Aber er ist auch ein Mann. Und er hat heute begriffen, wieviel er sich in den letzten Jahren vorgemacht hat. Zugeben kann er das nicht. Aber er liebt Klaudia immer noch. So ist er eben!«
*
Der Frühling zog ins Land und wie jedes Jahr viel später als erwartet. Ostern ging vorbei, dann folgten für Sandro sechs arbeitsreiche Wochen in der Schule, aber schließlich stand alles in saftigem Grün und dazu noch Pfingsten vor der Tür.
»Uff!« knurrte Sandro und preßte mit beiden Händen seine Reisetasche zusammen, so daß er nun keine mehr freihatte, um den Reißverschluß zuzuziehen. Er fluchte leise, versuchte es noch einmal und gab es dann frustriert auf. »Tante Bea! Tante Beaaa!«
Er hörte sie die Treppe hocheilen, riß die Tür auf und deutete auf die Tasche am Boden. »Bitte, hilf mir. Ich krieg die nicht zu. Und Klaudia kommt doch gleich, um mich abzuholen.«
Mit versteinertem Gesicht entschied Beate, wie sie ihm helfen konnte. Sie versuchten es gemeinsam, und »Ritsch!« war die Tasche zu.
»Was hast du denn nur alles da reingestopft?« wollte sie wissen.
»Vier T-Shirts, Gummistiefel, zwei Jeans, zwei Shorts und einen dicken Pullover. Die Jacke muß ich so nehmen.«
»Das ist ja auch viel zu viel für einen halben und einen ganzen Tag.«
»Aber ich bleib doch eine Woche bei Klaudia. Es ist Pfingsten, wir verreisen. Und sie mag nicht, wenn ich gammelig herumrenn.«
Er war lang aufgeschossen und viel dünner geworden. Sein Gesicht ließ erste markante Züge erkennen, die sehr an die seines Vaters erinnerten. Alles das stellte Beate in Sekundenschnelle fest, und ihr Herz klopfte dabei so heftig, daß es schmerzte.
»Eine Woche?« wiederholte sie entgeistert. »Wer hat denn von einer Woche gesprochen? Das ist das monatliche Wochenende, das du bei Klaudia verbringen darfst. Und es endet morgen, am Sonntagabend!«
»Ich hab Ferien! Ostern waren du und ich zum Skilaufen. Jetzt bleib ich eine Woche bei Klaudia. Das ist gerecht.«
Sandro ließ sich längst nicht mehr alles von seiner Tante gefallen. Immer häufiger lehnte er sich gegen sie auf. Obwohl sie ihm kaum Veranlassung dazu gab, tat er nichts lieber, als sie auf achtzig zu bringen.
»Das erlaube ich dir nicht, Sandro.«
Er sah sie mit feurigen Augen an. »Ich bin schon elf, Tante Bea.«
»Das bedeutet nichts.«
»Ich geh’ aufs Gymnasium!«
»Na und?«
Beate von Redwitz war jetzt siebenundvierzig. Sie war ein wenig fülliger geworden, was ihr aber ausnehmend gut stand. Ihrem Gesicht schmeichelten die paar Pfunde mehr, und sie kleidete sich auch viel sorgfältiger. Seit kurzem trug sie sogar manchmal etwas Schmuck. Ihr Haar tönte sie alle paar Wochen, so daß das erste Grau mit einem rötlichen Schimmer überdeckt wurde.
Jetzt, in ihrem Zorn, war ihr nichts vom Liebreiz einer reifen Frau anzusehen. Sandros Aufmüpfigkeit, die sie sonst ohne weiteres in den Griff bekam, ließ sie knallrot anlaufen. Denn Sandros Blick verriet mehr als Trotz. In ihm stand eine kalte Wut, die sogar in Haß umschlagen konnte. Was sollte sie tun? Viel Zeit blieb nicht mehr. In wenigen Minuten würde Klaudia vorfahren. Bis dahin mußte sie ihn überzeugt oder noch besser, kleingekriegt haben. Nur wie?
Aus der anfänglichen Freundschaft, die sie vor Jahren mit Klaudia verband, war längst eine erbitterte Feindschaft zwischen den Frauen geworden. Klaudia hatte Reinhards Testament vergeblich anzufechten versucht, dann aber vor dem Vormundschaftsgericht erwirkt, daß Sandro ein Wochenende im Monat bei ihr verbringen durfte.
Obwohl Beate immer gewußt hatte, daß sie das Sorgerecht für Sandro nur dem Leichtsinn ihres Bruders verdankte, gönnte sie ihrer verwitweten Schwägerin keine einzige Stunde mit Sandro. Aber sie wußte auch, wie wichtig es war, sich nichts davon anmerken zu lassen. Jedes unfreundliche Wort über Klaudia ließ Sandro nur noch aufmüpfiger werden.
Mit aller Kraft rang sie um Gelassenheit. »Ich habe dir das Wochenende bei Klaudia noch nie verwehrt, aber wenn du eine Woche bei ihr verbringen willst, ohne mich vorher um meine Meinung zu fragen, stellen sich bei mir alle Haare auf«, begann sie.
»Wo denn?« Er machte sich noch größer und versuchte, auf ihren Kopf zu gucken.
Da ahnte sie mal wieder, daß sie seinen Frechheiten nicht mehr gewachsen war. Aber wen sollte sie um Hilfe bitten? Klaudia? Die hatte leider einen viel zu guten Einfluß auf den Bengel und würde sie nur auslachen. Detlef? Nein, Detlef war immer auf Sandros Seite. Der freute sich doch, wenn der Elfjährige einmal monatlich verschwand und er sie dafür besuchen durfte.
Sie schluckte. Nicht mal Detlef brachte noch Verständnis für ihre Liebe zu Sandro auf. Er wollte einfach nicht wahrhaben, wie ernst sie ihre Verantwortung für den verwaisten Neffen nahm.
»Wenn du am nächsten Sonntag nicht bis siebzehn Uhr hier bist, kannst du was erleben.« Sie gab schweren Herzens klein bei. Was blieb ihr sonst, wenn sie sich Sandros Liebe erhalten wollte?
Da legte er die Arme um sie. »Danke, Tante Bea. Ich bin bestimmt pünktlich zurück. Klaudia muß am Montag ja wieder in die Redaktion. Nach ein paar Tagen mit mir ist sie sowieso immer fix und fertig. Genau wie du.«
»Ich bin niemals fix und fertig, Sandro!« fuhr Beate empört auf.
»Doch, bist du. Hast ja auch noch deine Patienten und nicht wie Klaudia eine Karla und einen Günther.« Er zog eine komische Grimasse. »Nur Onkel Detlef. Darf der denn kommen, wenn ich weg bin?«
Sie sah ihn entgeistert an, aber er fuhr recht unverschämt fort:
»Kannst ja wieder einen