Die einsame Frau des Herzogs. Barbara Cartland
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Читать онлайн книгу Die einsame Frau des Herzogs - Barbara Cartland страница 6
„Und wäre das so schlimm? Wer will sie denn haben?“
Diese Frage hatte sich Tara selbst schon manchmal gestellt, ohne eine Antwort zu erhalten.
„Seien Sie nicht so gierig, Mary“, antwortete sie ruhig. „Es wäre Ihnen doch sicher nicht recht, wenn diese Kinder nicht lebensfähig wären, weil Sie ihnen ihr Essen gestohlen haben.“
„Ich habe Hunger, wenn ich abends nach Hause komme, und auch meine armen Katzen bekommen keinen Bissen“, jammerte Mary.
„Die sollen Mäuse fangen, was die armen Kinder nicht können, genausowenig, wie sie sich jemals selbst einen Apfel vom Baum pflücken dürfen.“
Tara seufzte.
„Oh, Mary, wenn das Waisenhaus doch irgendwo auf dem Lande stünde, dann wäre das Leben viel einfacher als hier in London.“
„London ist schon in Ordnung, wenn man Geld hat“, erwiderte die alte Frau säuerlich.
„Wenn man Geld hat, ist das Leben überall in Ordnung“, mußte Tara zugeben.
Sie warf das zerkleinerte Fleisch in den Suppenkessel und fügte noch ein paar Zwiebeln hinzu, die sie in einem Regal gefunden hatte. Als sie diesmal umrührte, erfüllte ein völlig anderes Aroma den Raum.
„Passen Sie auf, daß die Suppe nicht anbrennt, Mary“, erklärte sie. „Ich werde inzwischen die Kinder herbeirufen. Haben Sie ihre Teller gespült?“
Mary knurrte als Antwort nur, ein Beweis, daß sie das weder getan noch beabsichtigt hatte. Es war immer das Gleiche mit ihr. Man konnte sich nicht auf sie verlassen, und die andere alte Frau, die nachmittags kam, um die Böden zu putzen, war um kein Haar besser.
Da das Heim so überfüllt war, gab es kein Speisezimmer mehr. Es war mit einigen Betten und Matratzen in einen zweiten Schlafsaal verwandelt worden. Die Kinder mußten daher ihre Mahlzeiten in der Halle einnehmen, was sie teils stehend, teils auf den Stufen sitzend taten.
Das machte Tara ihre Aufgabe besonders schwer, aufzupassen, daß jeder seinen gerechten Anteil erhielt. Sie betätigte eine kleine Glocke, worauf alle Türen aufflogen und die Kinder von allen Seiten herbei strömten. Nur die Babys blieben oben, und Tara mußte zusätzlich ein wachsames Auge auf die Kanne Milch haben, die auf einem Regal stand. Sobald sie den Rücken drehte, würden die Kinder, die wegen ihres Alters keine Milch mehr bekamen, Tassen und Löffel hinein tauchen, um ein bißchen davon zu trinken.
Während der nächsten Minute ging es in der Küche wie in einem Tollhaus zu.
„Jeder bekommt ein Stück Brot! Fred, leg das sofort hin, du hast deinen Teil schon gehabt! Paß auf, Helen, damit du deine Suppe nicht verschüttest! Drängelt nicht, es ist für jeden etwas da!“
Diese und ähnliche Zurufe ließen sich bei keiner Mahlzeit vermeiden. Es geschah nicht aus Mangel an Liebe, daß keiner gehorchte und jeder versuchte, dem anderen etwas abzujagen. Der primitivste Selbsterhaltungstrieb sagte ihnen, daß sie essen mußten, wenn sie überleben wollten.
Als Tara den letzten Löffel Suppe ausgegeben hatte, merkte sie, daß ein kleiner Junge gerade in das letzte Stückchen Brot biß. Für sie war wieder einmal nichts mehr übrig geblieben, wie das schon so oft geschehen war.
,Es ist mein Fehler’, dachte sie. ,Ich hätte mein Brot essen sollen, ehe ich die Kinder gerufen habe.’
Wenigstens bot sich ihr die Chance, ab und zu eine Tasse Tee zu trinken. Dieses Privileg behielt sich Mrs. Barrowfield zwar im allgemeinen selbst vor. Wenn sie jedoch guter Laune war, erlaubte sie Tara, sich den Rest aus dem Topf zu nehmen.
Mary hatte für die Heimleiterin zwei dicke Schweinekoteletts gebraten und mit einem Berg Zwiebeln garniert.
„Hier ist auch der Tee“, sagte sie und stellte Kanne, Tasse und Untertasse daneben auf das Tablett.
„Sie haben die Kartoffeln vergessen, Mary“, erinnerte Tara sie.
Die Suppe hatte auch Kartoffeln enthalten, viele davon halb verdorben, weil Ausschußware billig war. Drei große mehlige Kartoffeln, bei deren Anblick Tara förmlich das Wasser im Mund zusammenlief, waren ausgespart worden, um Mrs. Barrowfields Mittagessen zu vervollständigen.
,Wenn ich Glück habe, bekomme ich heute Abend auf der Reise etwas zu essen’, dachte sie hoffnungsvoll, während sie Mrs. Barrowfield ihr Tablett brachte.
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