Alle Zärtlichkeit für dich. Barbara Cartland

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Alle Zärtlichkeit für dich - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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Es war seltsam, daß der eigentliche Grund seines Kommens nun Sir Roderick Vernon war, sein nächster Nachbar und ein alter Freund seines Vaters.

      Sir Roderick war ein wichtiger Bestandteil seiner Kindheit gewesen. Kaum ein Tag war vergangen, an dem nicht Sir Roderick mit seinem Sohn Nicholas nach Melburne kam oder Buck seinen Vater nach Priory begleitete. Die beiden alten Männer hatten zwar über ihre Ländereien und Grenzangelegenheiten gestritten, waren aber doch Freunde geblieben bis zum Tode seines Vaters.

      Sir Roderick mußte nun fast zweiundsiebzig Jahre alt sein. Lord Melburne hatte gehört, daß Sir Roderick kränkelte und fragte sich, ob er vielleicht bereits im Sterben liege. Nun machte er sich Vorwürfe, daß er nicht schon früher gefahren war. Der Brief schien dringend zu sein, und doch war ihm Liane wichtiger erschienen.

      Er versuchte, sich an den Brief zu erinnern. Er war von einer Frau geschrieben, Clarinda Vernon. Wer war sie?

      Sir Roderick hatte keine Tochter, und als er das letzte Mal auf Priory gewesen war, hatte er dort nur den alten Mann angetroffen. Nicholas verließ London nur selten, um nach den Ländereien zu sehen, die er einmal erben sollte.

      Er war eine Enttäuschung für seinen Vater gewesen. In London war er in schlechte Gesellschaft geraten. Lord Melburne sah ihn fast nie - und wenn, dann versuchte er, ihm aus dem Weg zu gehen.

      Wie hatte sie in dem Brief geschrieben?

      „Mein Onkel, Sir Roderick Vernon, ist krank und möchte Sie dringend sehen. Darf ich Sie um Ihren Besuch bitten, sobald er Ihnen genehm ist?

      Ihre ergebene Clarinda Vernon“

      Das sagte ihm nicht viel, außer, daß der alte Mann krank war.

      Ich hätte schon letzte Woche fahren sollen, dachte Lord Melburne und trieb die Pferde an.

      Ohne in Melburne zu halten, begab er sich nach Priory. Die Auffahrt bildete eine Allee mit sehr alten Eichen, deren Zweige einen grünen Tunnel formten.

      Plötzlich bemerkte Lord Melburne, daß ihm jemand entgegenkam. Es handelte sich um eine Frau zu Pferde, die ausgezeichnet ritt und keinerlei Anstalten machte, ihm auszuweichen.

      Zu seiner Überraschung zügelte sie sogar ihr Pferd und wartete auf ihn, ohne auch nur die Hand zu heben, in einer Art, die ihn irritierte. Nachdem er dem Impuls, einfach über den Rasen an ihr vorbeizufahren, nicht stattgegeben hatte, brachte er seinen Wagen ebenfalls zum Stehen.

      Ohne Hast ritt sie nun auf ihn zu.

      Auf den ersten Blick erstaunte ihn ihre Schönheit. Ihm fiel auf, daß sie ein altmodisches Kleid trug, das trotz seines verblichenen grünen Samtes das reine Weiß ihrer Haut hervorhob.

      Lord Melburne dachte, daß er noch nie eine Frau mit solch weißer Haut gesehen hatte, doch nach einem Blick auf ihr Haar verstand er. Es war rot oder nein, es war golden - er war nicht sicher. Er hatte eine solche Farbe noch nie zuvor gesehen. Es war die Farbe reifen Korns, durchsetzt mit dem lebhaften Rot der Flammen eines Holzfeuers - es schien in der Sonne zu leuchten. Im Nacken war es zu einem schweren Knoten zusammengefaßt. Sie trug keinen Hut.

      Sie ist reizend, unglaublich reizend, sagte sich Lord Melburne und zog seinen Hut.

      Mit kalter Stimme und ohne zu lächeln, fragte sie: „Lord Melburne?“

      „ Ja.“

      „Ich bin Clarinda Vernon. Ich habe Ihnen geschrieben.“

      „Ich habe Ihren Brief erhalten“, erwiderte Lord Melburne.

      „Ich erwartete Sie schon letzte Woche.“

      Ihre Worte klangen wie ein Vorwurf, und Lord Melburne fühlte, wie sich sein Körper spannte.

      „Ich muß allein mit Ihnen sprechen.“

      Überrascht sah er sie an. Dann fiel ihm der Diener ein, der hinter ihm auf dem Kutschbock stand.

      „Jason“, sagte er, „geh nach vorne zu den Pferden.“

      „Sehr wohl, Mylord.“

      „Wollen wir hier reden, oder soll ich absteigen?“ fragte Lord Melburne.

      „Was ich zu sagen habe, ist nicht für die Ohren eines Dieners bestimmt“, bemerkte Clarinda Vernon.

      „Dann ist es wohl besser, ich komme herunter.“

      Ohne eine Antwort abzuwarten, sprang Lord Melburne auf den Boden.

      Clarinda folgte seinem Beispiel, und sie traten in den Schatten einer alten Eiche.

      Sie war sehr klein, kleiner, als sie ausgesehen hatte, solange sie zu Pferd saß. Zwei Männerhände konnten ihre Taille leicht umfassen, und ihr Haar war wie Licht - ein Irrlicht, das die Männer ins Moor lockte.

      Er lächelte über sich selbst.

      Verflucht, ich werde romantisch, dachte er.

      Er hatte wirklich nicht erwartet, eine solche Schönheit auf Priory vorzufinden.

      „Ich muß mit Ihnen sprechen, bevor Sie meinen Onkel sehen. Er liegt im Sterben und ist nur noch von dem Gedanken beseelt, Sie zu sehen und Sie um etwas zu bitten“, sagte sie mit nervöser Stimme.

      „Was wünscht er?“ fragte Lord Melburne.

      „Mein Onkel hat seinen Sohn Nicholas enterbt. Er hinterläßt Priory und die Ländereien - mir. Und weil ihm sein Besitz so viel bedeutet und er nun im Sterben liegt, hat er nur noch einen Gedanken, von dem ihn niemand abbringen kann.“

      „Und der ist?“

      „Daß Sie - mich - heiraten.“

      Ihre Wangen färbten sich rot, und ihre Stimme zitterte vor Nervosität. Lord Melburne war zu überrascht, um etwas zu antworten, und sofort fuhr Clarinda fort: „Alles, was ich von Ihnen verlange, ist, daß Sie ja sagen. Onkel Roderick stirbt vielleicht noch heute nacht. Sagen Sie ja. Das macht ihn glücklich, und für Sie - für Sie bedeutet es nichts.“

      „Ich glaube nicht, daß das eine Sache ist, die man so leicht entscheiden kann“, bemerkte Lord Melburne, dem zum ersten Mal in seinem Leben die Worte fehlten.

      Clarinda sah ihn mit haßerfüllten Augen an.

      „Keine Angst, Mylord. Sie müssen Ihr Versprechen nach dem Tode meines Onkels nicht erfüllen. Ich kann Ihnen versichern, daß ich Sie nie heiraten werde, und wären Sie der letzte Mann auf der Welt.“

      Ihre Stimme war leidenschaftlich, und noch bevor Lord Melburne etwas erwidern konnte, rief sie ihr Pferd, bestieg es ohne Hilfe und galoppierte davon, als sei ihr der Teufel auf den Fersen.

      2.

      Sir Rodericks müde, alte Stimme verstummte, und er schlief ein.

      Der Arzt fühlte seinen Puls und meinte leise: „Er wird nun einige Stunden schlafen.“

      „Ich komme später wieder“, sagte Lord Melburne.

      Als

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