Alle Zärtlichkeit für dich. Barbara Cartland

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Alle Zärtlichkeit für dich - Barbara Cartland страница 4

Alle Zärtlichkeit für dich - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

Скачать книгу

um und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, den Korridor hinab.

      Lord Melburne ging langsam zum Salon, wobei er bemerkte, daß sich das Haus in sehr schlechtem Zustand befand. Während Bilder und Möbel äußerst wertvoll waren, erschienen die Teppiche abgenutzt, die Vorhänge fadenscheinig, und viele der Stühle hatten eine neue Polsterung dringend nötig.

      Clarinda saß an einem Schreibtisch vor dem Fenster. Bei seinem Eintritt sprang sie auf. Feindselig, aber auch fragend schaute sie ihn an.

      „Ihr Onkel schläft“, sagte Lord Melburne.

      „Haben Sie versprochen, worum er - gebeten hat?“

      „Wir haben die Angelegenheit besprochen.“

      Sie schien erleichtert zu sein, als hätte sie befürchtet, er könnte die Bitte ablehnen.

      „Ich weiß nun, daß Sie nicht wirklich Sir Rodericks Nichte sind“, bemerkte er.

      „Das stimmt. Mein Vater fiel schon vor meiner Geburt, und nachdem meine Mutter Sir Rodericks Bruder geheiratet hatte, adoptierte mich dieser. Ich hielt ihn für meinen Vater, und da er keine anderen Kinder hatte, vergaß er, glaube ich, oft, daß ich nicht wirklich seine Tochter war.“

      Als sie so sprach, war ihre Stimme sanft geworden.

      Doch plötzlich, als ärgere sie sich, daß Lord Melburne sie dazu gebracht hatte, so warm von ihrem Adoptivvater zu sprechen, sagte sie scharf: „Ich habe hier etwas für Eure Lordschaft.“

      Dabei nahm sie ein Blatt Papier vom Schreibtisch, auf das sie geschrieben hatte:

      „Ich, Clarinda Vernon, schwöre, daß ich unter keinen Umständen Lord Melburne dazu anhalten werde, Versprechungen, die er hinsichtlich Verlobung oder Ehe gegenüber meinem Onkel, Sir Roderick Vernon, gemacht hat, zu halten. Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte zeichne ich am Dienstag, 2. Mai 1802.“

      Darunter folgte ihre Unterschrift und noch etwas tiefer, in unleserlichen Buchstaben, die Namen zweier Diener.

      „Das ist sehr geschäftsmäßig“, meinte Lord Melburne. „Und nun sollte ich nach dem Grund fragen, warum Sie mich so verabscheuen.“

      „Ich beabsichtige nicht, darüber zu sprechen, Mylord.“

      Noch während sie dies sagte öffnete sich die Tür, und ein sehr junger, jedoch nach dem letzten Stand der Mode gekleideter Mann trat ein. Er durchquerte den Raum und küßte Clarinda die Hand.

      „Ich bringe Ihnen ein paar Blumen“, sagte er und überreichte ihr den Strauß, den er in der Hand hielt.

      „Orchideen“, rief Clarinda aus. „Oh, Julien, das hätten Sie nicht tun sollen.“

      Dann, als erinnere sie sich ihrer Erziehung, wandte sie sich Lord Melburne zu.

      „Darf ich Ihnen Mr. Julien Wilsdon vorstellen, Mylord. Julien, dies ist Lord Melburne, unser nächster Nachbar, wie Sie wohl wissen.“

      Der junge Mann hatte Lord Melburne offensichtlich noch nicht gesehen, da er nur Augen für Clarinda hatte. Nun starrte er ihn ungläubig an.

      „Was tut dieser Mann hier? Haben Sie nicht immer gesagt, Sie würden ihn nie in diesem Hause dulden? Hat er Sie verärgert?“

      „Nein, nein“, erwiderte sie schnell. „Er ist auf Onkel Rodericks Wunsch hier. Ich werde Ihnen später alles erklären. Bitte, gehen Sie jetzt und kommen Sie heute nachmittag wieder.“

      „Hätten Sie die Freundlichkeit, mir zu erklären, um was es hier geht? Es scheint doch auch mich zu betreffen. Vielleicht sollte ich Ihnen sagen, daß über eine Verlobung zwischen Miss Vernon und mir verhandelt wird.“

      „Verlobung!“ stieß Julien Wilsdon hervor. „Das ist nicht wahr! Das darf einfach nicht sein. Wie können Sie es wagen, den guten Namen von Miss Vernon in so etwas hineinzuziehen? Ich schwöre Ihnen, Mylord, wenn Sie sich über sie lustig machen, fordere ich Sie zum Duell.“

      Der Spott in Lord Melburnes Augen vertiefte sich, als er an den Unterschied zwischen dem dünnen, jungen Mann und seinen eigenen breiten Schultern, seiner Größe und Stärke dachte.

      Als hätte Clarinda dies ebenfalls gesehen, schob sie ihren Arm unter den Juliens und führte ihn aus dem Salon.

      Nach einigen Minuten kam sie zurück und entschuldigte sich.

      „Ein feuriger Bewunderer, wie ich sehe, und ein sehr gefährlicher Rivale“, meinte Lord Melburne.

      „Versuchen Sie nicht, mich zu beleidigen, Mylord“, entgegnete sie scharf. „Es wäre nicht richtig gewesen, Julien ins Vertrauen zu ziehen, bevor Sie mit meinem Onkel gesprochen hatten. Nun ist er verletzt, und es wird schwer sein, ihn zu trösten. Aber solange mein Onkel lebt, darf niemand erfahren, daß wir nur vorgeben, heiraten zu wollen. Nach seinem Tode brauchen Sie mich dann nie wieder zu sehen.“

      „Das ist eine drastische Bedingung, Miss Vernon. Ich muß zugeben, daß ich unsere Bekanntschaft sehr erfreulich finde. - Und das bringt uns zu unserem Thema zurück. Warum hassen Sie mich so sehr, daß Sie sogar mit anderen Leuten darüber sprechen?“

      „Das war falsch, ich gebe es zu. Aber ich war allein mit meinem Onkel, und Julien war der einzige, mit dem ich in den letzten Monaten reden konnte. Anfangs lebte noch Onkel Rodericks Schwester, aber sie starb, und niemand trat an ihre Stelle. Ich beklage mich aber ganz und gar nicht, denn mit Onkel Roderick war es sehr interessant. Ich habe ihm geholfen und glaube, daß ich nun in der Landwirtschaft ebenso gut Bescheid weiß wie er. Er hat sein Land geliebt, jeder Pfennig wurde für das Gut ausgegeben, für neue Saaten, Bewässerungsanlagen und so weiter“, sagte sie leidenschaftlich. „Aber das wird Seine Lordschaft schwerlich interessieren. Mein Onkel hat allerdings höchstens noch zwei Tage zu leben. Danach können Sie zu Ihren Vergnügen nach London zurückkehren.“

      „Danke für die freundliche Erlaubnis“, antwortete Lord Melburne spöttisch. „Soll ich Ihnen vielleicht ein volles Geständnis meiner Sünden ablegen?“

      Er sah den plötzlichen Ärger in ihren Augen.

      „Lassen Sie mich eines ganz klar sagen, Mylord: Ich beabsichtige weder jetzt noch später, über Ihr Verhalten zu sprechen. Das müssen Sie mit Ihrem Gewissen abmachen. Ich hatte auch nie das Verlangen nach Ihrer Gesellschaft, denn - das gebe ich offen zu - Sie sind der von mir meistgehaßte Mann der Welt. Trotzdem bin ich Ihnen dankbar für Ihre Hilfe.“

      „Über die ich noch nachzudenken habe. Vielleicht sollten wir diese Angelegenheit vorher besprechen.“

      „Ich will nicht darüber sprechen“, erklärte Clarinda trotzig.

      Einen Augenblick starrten sie einander an.

      Dann verbeugte sich Lord Melburne und sagte: „Wie Sie wollen. Ich bin äußerst gespannt, wann Sie mir die Geschichte freiwillig erzählen. Doch nun fahre ich nach Melburne. Ich werde am Nachmittag wiederkommen. Man sagte mir, daß dann auch der Rechtsanwalt Ihres Onkels anwesend wäre. Gehorsamster Diener.“

      Als er in die Halle ging, fiel ihm noch etwas ein.

      „Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß ein Diener an der Tür horchte, als ich das Zimmer Ihres Onkels verließ.“

      Clarinda

Скачать книгу