Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Du bist lieb, Lalli«, sagte Katja, obgleich sie heute auf nichts Appetit hatte. Ihr war zum Weinen zumute.
*
»Kannst du das Tonband anstellen, Katja?«, fragte Sebastian Roden. »Verstehst du etwas davon? Ich komme mit dem Ding nicht zurecht.«
»Doch, ich kann es«, erwiderte Katja. »Willst du Musik hören, Onkel Sebastian?«
»Nein, auf Aufnahme sollst du es schalten. So nennt man es doch wohl? Wird es funktionieren, Katja? Wird man alles hören können, was ich sage?«
»Ich denke schon«, antwortete sie irritiert.
»Doppelt gemoppelt hält besser, haben wir in meiner Jugendzeit immer gesagt«, murmelte er.
»Das sagen wir auch noch«, meinte Katja.
»Läuft das Tonband?«, fragte er.
»Ich brauche es nur einzuschalten.«
»Dann schalt es ein.«
Es begann zu summen. Sebastian Roden lauschte ein paar Sekunden.
»Unterbrich mich jetzt nicht, Katja«, bat er. »Niemand soll einmal sagen, dass du mich beeinflusst hättest.«
Katja wollte etwas fragen, aber eine Handbewegung brachte sie zum Schweigen.
Wie gebannt blickte sie auf den schmalen Mund des Kranken.
»Ich werde meinen Sohn Sebastian als Alleinerben einsetzen«, begann er. »Aus folgenden Gründen: Mein Sohn Heinz hat eine beträchtliche Summe, die noch genau festzustellen sein wird, für seine privaten Ambitionen verbraucht, ohne mir darüber Rechenschaft abzulegen. Ich, Sebastian Roden, habe während der letzten zwei Monate ungedeckte Schecks im Wert von zweihunderttausend Euro für ihn beglichen. Meine Zweifel an seiner Lauterkeit wurden dadurch bestätigt. Ich muss annehmen, dass noch weitere Gläubiger meines Sohnes Heinz an mich herantreten, und erkläre mich bereit, ein Limit von fünfhunderttausend Euro zu setzen. Sollte die Summe seiner Schulden unter diesem Limit liegen, kann er über den Rest verfügen.«
»Onkel Sebastian, muss ich das wissen?«, fragte Katja nun doch dazwischen.
»Pst!«, machte er. »Ich fahre fort: Mein Sohn Sebastian hat nie einen Cent von mir beansprucht. Ich war enttäuscht, als er seine eigenen Wege ging. Heute verstehe ich ihn und kenne die Gründe. Ich …« Erschöpft hielt er inne und griff nach seinem Herzen. »Ich kann nicht mehr«, flüsterte er.
»Onkel Sebastian!«, rief Katja erschrocken. Und als er erschöpft zurücksank, rannte sie zur Tür und rief laut und angstvoll: »Lalli, bitte, komm!«
Dann stürzte sie wieder zu dem Kranken.
»Nicht aufregen«, murmelte er. »Es wird schon vorübergehen.«
Malwine kam, und ihr folgte der jüngere Sebastian Roden. Katja nahm ihn gar nicht wahr. Sie streichelte die Hände des Kranken und dann seine fahlen Wangen.
»Mein Kleinchen«, flüsterte er, »mein liebes Kleinchen!«
Das Tonband lief weiter. Niemand nahm Notiz davon, so wenig Katja Notiz von Sebastians Anwesenheit nahm, der jetzt zum Telefon ging und den Arzt anrief.
Erst die tiefe ruhige Stimme drang in ihr Bewusstsein, und sie wandte den Kopf nach ihm um.
Er war etwas mehr als mittelgroß, breitschultrig und dunkelhaarig. Er drehte ihr den Rücken zu.
Als er den Hörer aufgelegt hatte und sich umdrehte, bemühte sich Katja schon wieder um seinen Vater, dem Malwine Tropfen einflößte.
Und plötzlich stand Sebastian neben Katja und ergriff die schmale Hand seines Vaters.
»Der Arzt wird gleich kommen, Vater«, sagte er beruhigend.
Katja schaute auf und sah in zwei nachtdunkle Augen, die über sie hinwegzublicken schienen. Sie sah dann auch die schmale sehnige Hand, die sich an die Wange des alten Herrn legte.
»Ich bin nur müde, entsetzlich müde«, flüsterte Sebastian Roden. »Jan?«
»Ja, Vater, ich bin da.«
»Sprich mit Katja«, kam es fast unhörbar über die blassen Lippen des Kranken. »Ihr kennt euch zu wenig.«
Es war seltsam, aber die Worte tönten in Katjas Ohren fort, als die dann in dem düster wirkenden Zimmer wartete.
Der Arzt war gekommen und hatte Sebastian Roden eine Spritze gegeben. Dann hatten sie ihn zu Bett gebracht. Katja war allein zurückgeblieben.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, bis Jan erschien. Sie hatte unentwegt auf die Tür gestarrt. Dann stand Jan im Rahmen, in den nicht gerade eleganten Hosen und dem grauen Pullover.
»Vater schläft jetzt«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Wir haben uns lange nicht gesehen, Katja. Du warst noch ein Kind, als ich mein Elternhaus verließ, jetzt bist du eine junge Dame. Es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen wiedertreffen.«
»Er wird doch gesund werden?«, fragte Katja bebend. »Ich liebe ihn so sehr, Jan. Darf ich Jan sagen, weil Onkel Sebastian dich so nennt?«
Sie kam gar nicht auf den Gedanken, Sie zu ihm zu sagen.
Er gehörte auch zu ihrem Onkel Sebastian, und wie sie unbewusst fühlte, mehr als Heinz.
Jan lehnte am Türpfosten. Noch keinen Schritt war er näher gekommen, und sein Gesicht war überschattet.
»Dich liebt Vater wohl am meisten, Katja«, bemerkte er leise. »Er hat sich immer eine Tochter gewünscht. Schade, dass ihm dieser Wunsch nicht erfüllt wurde. Mit seinen Söhnen hat er nicht viel Glück.«
»Das darfst du nicht sagen«, entfuhr es ihr ungewollt. »Ich meine …« Sie geriet ins Stocken, und ihre Lippen zitterten. »Ich meine, dass du ihm noch näher stehst als ich.«
Jetzt durchbohrte sie sein Blick förmlich, und Katja war es, als stünde sie auf schwankendem Boden.
»Vater bedeutet mir sehr viel«, erklärte Sebastian. »Er wünscht, dass wir uns besser kennenlernen. Worüber wollen wir uns unterhalten, Katja?«
»Sag mir, ob er gesund werden wird«, stieß Katja hervor.
Er sah sie nachdenklich an.
»Du willst ein Ja hören, aber das kann ich nicht sagen. Sein Herz ist müde, sein Verstand ist noch wach. Klingt das zu sachlich? Ich wünschte, Vater würde noch hundert Jahre leben, uns überleben, verstehst du? Aber solche Wünsche gehen nicht in Erfüllung. Wir müssen uns damit abfinden, dass wir die Menschen verlieren, die uns viel bedeuten. Du hast deinen Vater auch verloren.«
»Ja, und ich vermisse ihn«, schluchzte Katja auf. »Onkel Sebastian war sein bester Freund. Er ist der einzige Mensch, mit dem ich auch so offen sprechen kann wie mit Papa.«
»Und dann kommt