Die Wahrheit kann warten. Arthur Schopenhauer

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Die Wahrheit kann warten - Arthur  Schopenhauer Klassiker der Weltliteratur

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dass andere es nicht tun, woraus er im Allgemeinen abnimmt, dass es nicht rätlich sei, also wohl der eigenen Person, oder dem Eigentum, oder der Ehre Gefahr bringen müsse: Daran hält er sich und sieht sich gern eigener Untersuchung überhoben. Oder er sieht gar, dass ein anderer, der es getan hat, schlimme Folgen davonträgt: Dies ist das abschreckende Bespiel. Befördernd hingegen wirkt das Beispiel auf zweierlei Weise: nämlich entweder so, dass es den Menschen bewegt, zu tun, was er gern unterließe, jedoch ebenfalls besorgt, dass die Unterlassung ihm irgendwelche Gefahr bringen oder ihm in der Meinung anderer schaden könne; oder aber es wirkt so, dass es ihn ermutigt, zu tun, was er gern tut, jedoch bisher aus Furcht vor Gefahr oder Schande unterließ: Dies ist das verführerische Beispiel. Endlich kann auch noch das Beispiel ihn auf etwas bringen, das ihm sonst gar nicht eingefallen wäre. Offenbar wirkt es in diesem Fall zunächst nur auf den Intellekt. Die Wirkung auf den Willen ist dabei sekundär und wird, wenn sie eintritt, durch einen Akt eigener Urteilskraft oder durch Zutrauen auf den, der das Beispiel gibt, vermittelt werden. – Die gesamte, sehr starke Wirkung des Beispiels beruht darauf, dass der Mensch in der Regel zu wenig Urteilskraft, oft auch zu wenig Kenntnis hat, um seinen Weg selbst zu explorieren, daher er gern in die Fußstapfen anderer tritt. Demnach wird jeder dem Einfluss des Beispiels umso mehr offenstehen, je mehr es ihm an jenen beiden Befähigungen gebricht. Diesem gemäß ist der Leitstern der allermeisten Menschen das Beispiel anderer, und ihr ganzes Tun und Treiben, im Großen wie im Kleinen, läuft auf bloße Nachahmung zurück: Nicht das Geringste tun sie aus eigenem Ermessen. Die Ursache hiervon ist ihre Scheu vor allem und jedem Nachdenken und ihr gerechtes Misstrauen gegen das eigene Urteil. Zugleich zeugt dieser so auffallend starke Nachahmungstrieb im Menschen auch von seiner Verwandtschaft mit dem Affen. Nachahmung und Gewohnheit sind die Triebfedern des allermeisten Tuns der Menschen. Die Art der Wirkung des Beispiels aber wird durch den Charakter eines jeden bestimmt: Daher dasselbe Beispiel auf den einen verführerisch, auf den andern abschreckend wirken kann. Dies zu beobachten geben gewisse gesellschaftliche Unarten, welche, früher nicht vorhanden, allmählich einreißen, uns leicht Gelegenheit. Beim ersten Wahrnehmen einer solchen wird einer denken: „Pfui, wie lässt das! Wie egoistisch, wie rücksichtslos! Wahrlich, ich will mich hüten, je Dergleichen zu tun.“ Zwanzig andere aber werden denken: „Aha! Tut der das, darf ich‘s auch!“

      In moralischer Hinsicht kann das Beispiel, eben wie die Lehre, zwar eine zivile oder legale Besserung befördern, jedoch nicht die innerliche, welches die eigentliche moralische ist. Denn es wirkt stets nur als ein persönliches Motiv, folglich unter Voraussetzung der Empfänglichkeit für solche Art der Motive. Aber gerade dies, ob ein Charakter für diese oder für jene Art der Motive überwiegend empfänglich sei, ist für die eigentliche und wahre, jedoch stets nur angeborene Moralität desselben entscheidend. Überhaupt wirkt das Beispiel als ein Beförderungsmittel des Hervortretens der guten und schlechten Charaktereigenschaften, aber es schafft sie nicht; daher Senecas Ausspruch velle non discitur17 auch hier Stich hält. Dass das Angeborensein aller echten moralischen Eigenschaften, der guten wie der schlechten, besser zur Metempsychosenlehre18 der Brahmanisten und Buddhisten, derzufolge „dem Menschen seine guten und schlechten Taten aus einer Existenz in die andere, wie sein Schatten, nachfolgen“, als zum Judentum passt, welches vielmehr erfordert, dass der Mensch als moralische Null auf die Welt komme, um nun, vermöge eines undenkbaren liberum arbitrium indifferentiae19, sonach infolge vernünftiger Überlegung, sich zu entscheiden, ob er ein Engel oder ein Teufel oder was sonst etwa zwischen beiden liegt, sein wolle – das weiß ich sehr wohl, kehre mich aber durchaus nicht daran: Denn meine Standarte ist die Wahrheit. Bin ich doch eben kein Philosophieprofessor und erkenne daher nicht meinen Beruf darin, nur vor allen Dingen die Grundgedanken des Judentums sicherzustellen, selbst wenn solche aller und jeder philosophischen Erkenntnis auf immer den Weg verrennen sollten. Liberum arbitrium indifferentiae, unter dem Namen „die sittliche Freiheit“, ist eine allerliebste Spielpuppe für Philosophieprofessoren, die man ihnen lassen muss – den geistreichen, redlichen und aufrichtigen.

      12Über die menschlichen Rassen.

      13Das schlechterdings böse Tier.

      14Dass seine Augen größer sind als sein Magen.

      15Strafübel.

      16Schuldübel.

      17Das Wollen erlernt man nicht.

      18Lehre von der Seelenwanderung.

      19Absolute Wahlfreiheit und Willkür; Vermögen, sich frei, grundlos, undeterminiert entscheiden zu können.

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