Die Schmuggler-Braut. Barbara Cartland
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Читать онлайн книгу Die Schmuggler-Braut - Barbara Cartland страница 4
Sir Arthur hatte einen Moment überlegt.
„Unter den gegebenen Umständen“, hatte er schließlich hinzugefügt, „wäre es wohl ratsam, wenn Sie sich das Offizierspatent kaufen würden, Sergeant. Ich werde Sie in jeder Weise unterstützen. Daß Sie mit meinen uneingeschränkten Empfehlungen rechnen können, sei nur am Rande bemerkt.“
Es war Lord Cheriton nichts anders eingefallen, als zu salutieren und einige unverständliche Dankesworte zu murmeln.
„Ich werde Sie in meinen Stab berufen.“
Noch heute erinnerte sich Lord Cheriton genau daran, welches Gefühl des Stolzes sich seiner bemächtigt hatte.
Irgendwie hatte er instinktiv gespürt, daß er das Vertrauen eines Mannes genießen würde, der als Herzog von Wellington noch Geschichte machen sollte.
Der Anwalt des Vaters von Lord Cheriton hatte in einem Nebenraum auf ihn gewartet.
„Ich hatte größte Schwierigkeiten, Sie ausfindig zu machen, Mylord“, hatte ihn der grauhaarige Mann mit leicht vorwurfsvollem Ton begrüßt.
„War das denn so wichtig?“ hatte Lord Cheriton gefragt.
Der Anwalt hatte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen angesehen.
„Äußerst wichtig sogar“, hatte er erklärt. „Hier ist eine Liste der Besitzungen Ihres Vaters, einschließlich der auf der Bank deponierten Wertpapiere. Sie werden feststellen, Mylord, daß Sie ein beachtliches Vermögen geerbt haben.“
Es war Lord Cheriton plötzlich klar gewesen, daß er mit dem Tod seines Vaters zu einem sehr reichen Mann geworden war, aber im Moment hatte ihn diese Tatsache weder beeindruckt noch sonderlich gefreut.
Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er von seinem Vater nichts angenommen, nicht einmal den Adelstitel, aber er wußte natürlich, daß dies nicht möglich war.
Das Leben hatte ihn zu einem scharfsinnigen Menschen gemacht, zu einem Menschen von schnellem Entschluß.
So beauftragte er den Anwalt, sich um den Grundbesitz in London zu kümmern und die Mieten einzunehmen.
Weiterhin sollte das Cheriton House am Berkeley Square abgeschlossen und in tadellosem Zustand gehalten werden, bis er selbst es benötige.
Die Pächter der kleinen Bauernhöfe in der Grafschaft Sussex sollten gefragt werden, ob sie kaufen wollen. Wenn sie ablehnten, sollten ihnen Gebäude und Grund weiterhin zum bisherigen Pachtpreis überlassen werden.
„Und das Haus?“ hatte der Anwalt gefragt. „Was soll mit Larks Hall geschehen?“
Lord Cheriton antwortete spontan und ohne zu überlegen.
„Es soll zerfallen“, hatte er mit seltsam tonloser Stimme gesagt.
Als er sich nun jenem Hause näherte, sah er, daß es zwar noch nicht zerfallen war, aber die neun Jahre der Vernachlässigung hatten ihren Tribut gefordert.
Lord Cheriton ritt am See vorbei. Er erinnerte sich an die wenigen fröhlichen Stunden, die er als Kind hier beim Angeln oder Baden verbracht hatte.
Daß die Eingangstür des Hauses offen stand, erstaunte ihn.
Umso besser, dachte er. Wenn Regen und Wind hinein peitschten, würde der Fußboden der großen Halle umso schneller verfaulen.
Er sprang von seinem Pferd, das ihn bereits über die Schlachtfelder Europas getragen hatte und mit ihm zurück nach England gekommen war, legte ihm die Zügel über den Hals und ließ es freilaufen. Ein Pfiff würde genügen, und es war wieder an Ort und Stelle.
Fast widerwillig betrat er das Haus.
Er traute seinen Augen nicht. Ganz entgegen seiner Erwartung war keine Spur von Schmutz und Zerfall zu entdecken.
Keine Spinnweben, keine von den Wänden gefallenen Bilder, kein Staub auf den Teppichen. Alles war tadellos sauber.
Lord Cheriton sah erstaunt um sich.
Die Eichenmöbel schienen sogar gewachst zu sein. Auf dem Tisch am Fuß der Treppe, wo die wenigen Besucher, die früher in dieses Haus gekommen waren, ihre Visitenkarten in eine Silberschale gelegt hatten, stand sogar ein Rosenstrauß.
Nachdenklich ging Lord Cheriton auf das Zimmer zu, das früher der Salon seiner Mutter gewesen war.
Es war der einzige Raum im ganzen Haus, an den er sich gern erinnerte. Die Bibliothek, in der sein Vater ihn auszupeitschen pflegte, war für ihn wie eine finstere Folterkammer. Das Eßzimmer, in dem sein Vater bei jeder Mahlzeit getobt hatte, hatte ihn stets mit Angst und Schrecken erfüllt.
Lord Cheriton öffnete die Tür zum Salon und starrte fassungslos hinein.
In den Raum schien die Sonne und nichts schien sich seit Lord Cheritons Kindertagen geändert zu haben. Lediglich die Farbe der Vorhänge war etwas verschossen und der Stoff an mehreren Stellen mit geschickter Hand ausgebessert.
Auch der Bezug der Sitzmöbel war ausgebleicht, doch das Holz glänzte, und überall standen Blumen: Rosen, Rittersporn, Buschnelken und sogar Lilien, wie sie seine Mutter im Gewächshaus für den Altar der kleinen grauen Kapelle gezogen hatte.
„Das ist unglaublich“, murmelte Lord Cheriton vor sich hin. „Einfach nicht zu fassen.“
Damit hatte er weiß Gott nicht gerechnet.
Lord Cheriton stand noch wie angewurzelt auf der Schwelle, als durch die offene Tür, die in den Park hinausführte, eine Gestalt in den Salon kam. In dem gleißenden Sonnenlicht sah es so aus, als sei ihr Kopf von einem Heiligenschein umgeben.
Lord Cheriton rührte sich nicht von der Stelle.
Es war ein junges Mädchen, das von draußen hereingekommen war. Es hatte den Arm voll weißer Rosen. Sie hielt das Gesicht gesenkt.
Doch plötzlich, als spüre sie die Anwesenheit eines anderen, sah sie hoch. Sie hatte wunderschöne große Augen. Plötzlich schlug sie vor Schreck die Hand vor den Mund.
„Verzeihen Sie“, sagte Lord Cheriton, „aber die Haustür stand auf, und ich dachte, daß niemand hier wohnt.“
„Wer... wer hat denn behauptet, daß niemand hier wohnt?“ stammelte das junge Mädchen.
Ihre Stimme zitterte vor Angst.
„Niemand“, antwortete Lord Cheriton. „Ich dachte bloß, daß das Haus leer steht.“
„Wieso?“
„Das ist doch Larks Hall, oder?“
„Ja.“
„Wenn ich mich nicht irre, gehört das Haus doch Lord Cheriton, oder?“
„Ja, das stimmt, aber er kommt nie hierher. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber wir haben gehört, daß er das Haus zerfallen lassen will.“
Nachdenkliches