Butler Parker 184 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Kompliment, Parker«, lobte der Anwalt. »Von Ihnen kann selbst noch ein Schlosser lernen.«
»Die Basis-Konstruktion dieser Türschlösser ist gefährlich simpel, Sir«, sagte Parker. »Man geniert sich fast, solche Zylinderschlösser zu öffnen.«
»Ich brauchte dazu eine Stange Dynamit«, erwiderte Rander ironisch und drückte die Tür vollends auf. Er blickte in einen Vorraum, an den sich eine Art Lichthof anschloß.
In diesem Lichthof standen zwei Schreibtische und waren Wandregale befestigt. Es gab zwei Glasvitrinen, in denen die Werbeartikel der Firma ausgestellt waren. Personal war weit und breit nicht zu sehen.
Die beiden Männer erreichten den Lichthof und bogen danach in einen zweiten Korridor ein, an dessen Ende eine Tür weit geöffnet war. Man hörte Stimmen, Lachen und leise Musik.
Zwei junge Männer hatten sich in einer Ecke breitgemacht und tranken Bier aus Dosen. Als sie Rander und Parker erblickten, erstarrten sie erst mal. Als sie dann aufsprangen, zeigte der Anwalt ihnen die Automatic des Ford-Fahrers.
Daraufhin nahmen die beiden jungen Männer sofort wieder Platz und hoben blitzschnell die Arme.
»Wo steckt denn der gute Hazelman?« wollte Mike Rander wissen.
»Wer ... Wer sind Sie?« fragte einer der beiden Männer mit leicht belegter Stimme.
»Geschäftsfreunde«, gab Rander zurück. »Also, wo steckt Hazelman?«
»Der is’ oben in seiner Wohnung«, lautete die Antwort. »Soll ich mal kurz anrufen und ihm Bescheid sagen?«
»Tun Sie’s, falls Sie einen Notarzt beschäftigen wollen«, schlug der Anwalt vor. Er bediente sich des Slangs, wie er in der Unterwelt-Szene gesprochen wurde.
»Auf welche Art und Weise ist die erwähnte Privatwohnung zu erreichen?« schaltete Josuah Parker sich ein.
»Treppenhaus«, lautete die Antwort. »Da drüben vom Korridor aus.«
»Der Chef wird sauer sein, wenn Sie da so einfach reinplatzen«, warnte der Gangster nervös und wartete auf seine Chance, die beiden Besucher attackieren zu können. Allein sein Blick verriet ihn. Der junge Mann schielte immer wieder hinunter zum Seitenteil seines Schreibtisches. In einem der Fächer lag mit Sicherheit eine Schußwaffe, die er liebend gern an sich genommen hätte.
Parker gab ihm eine Chance und sah zur Seite. In diesem Augenblick warf der Mann sich vor und langte gleichzeitig in das Seitenfach. Dann jaulte er allerdings getroffen auf, als der bleigefüllte Bambusgriff Parkers seinen Unterarm traf. Der Gangster bekam steife Muskeln und Finger und war nicht mehr in der Lage, nach der Schußwaffe zu greifen.
»Sie dürfen versichert sein, daß meiner Wenigkeit dies außerordentlich peinlich ist«, entschuldigte sich der Butler. »Im Grund sollte man auf Gewaltakte jeder Art voll und ganz verzichten.«
Der Gangster hörte nicht recht zu, blickte auf seinen geprellten Arm und stöhnte. Er bekam deshalb nicht mit, daß Parker einen kleinen Sprayzylinder in der Hand hielt und sprühte.
»Die sicher vorhandenen Schmerzen werden bald einem Gefühl der Entspanntheit weichen«, prophezeite der Butler und spritzte dann auch noch wie beiläufig den zweiten Gangster an. »Auch Sie sollen selbstverständlich nicht zu kurz kommen.«
*
Das Spezialbesteck des Butlers trat noch mal in Aktion.
Rander und Parker hatten die Treppe hinter sich gelassen und standen vor einer Wohnungstür. Nach wenigen Sekunden leistete das Türschloß keinen Widerstand mehr.
Parker drückte die Tür auf, übernahm die Führung und folgte einer Stimme, die laut und deutlich zu vernehmen war. In einem großen Wohnraum stand ein schlanker, sportlich aussehender Mann, der etwa vierzig Jahre alt war. Er telefonierte gerade, erblickte den Butler und staunte nur noch.
»Man wünscht einen ausgesprochen geruhsamen Abend, Mister Hazelman«, grüßte Josuah Parker und hob seine Melone kurz an. »man schickte Mister Rander und meine Wenigkeit nach oben.«
Butch Hazelman ließ den Hörer in die Gabel fallen und kam mit schnellen Schritten auf die beiden Besucher zu.
»Wie sind Sie hereingekommen?« fragte er barsch und funkelte Rander und Parker an.
»Logischerweise durch die Wohnungstür«, erklärte der Butler gemessen. »Sind Sie wirklich daran interessiert, dies unwesentliche Thema zu vertiefen?«
»Aber ich darf doch wohl erfahren, wer Sie sind, oder?« Butch Hazelman schaltete auf leise Ironie um. Er trug einen Bademantel und hatte mit Sicherheit keine Waffe versteckt. Er war also erst mal vorsichtig.
»Mister Rander«, stellte der Butler vor. »Mein Name ist Parker, Josuah Parker. Aus Gründen, die noch unerfindlich sind, schickten Sie einen Mann hinter Mister Rander und meiner Wenigkeit her, der einen dunkelgrünen Ford dazu benutzte.«
»Wer behauptet denn das?« Hazelman schien verblüfft zu sein.
»Haben die Golden-Boys sich bei Ihnen eingeklinkt?« fragte Mike Rander lässig.
»Wer... Wer soll denn das sein? Und wieso Ford-Fahrer? Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon Sie eigentlich reden.«
»Wie Norman Wilcox«, stellte der Anwalt sarkastisch fest. »Auch der ist ahnungslos.«
»Hören Sie, wollen Sie mir was anhängen? Wer sind Sie eigentlich?«
»Man stellte sich bereits vor«, erinnerte der Butler. »Wie Mister Rander bereits auszuführen beliebte, geht es um die sogenannten Golden-Boys, die in der Kunst-Szene außerordentlich bequeme und schnelle Gewinne zu machen gedenken.«
»Jetzt kapiere ich überhaupt nichts mehr.« Hazelman schüttelte verständnislos den Kopf. »Was habe ich mit der Kunst-Szene zu tun? Sie sind bei mir auf dem falschen Dampfer.«
»Ihre Verkaufsmethoden sollen sich ebenfalls durch eindeutige Härte auszeichnen.«
»Moment mal, was wollen Sie damit sagen?« Hazelman wandte sich ab und ging zu einer kleinen Hausbar, die in der rechten Zimmerecke eingerichtet war. Er schien plötzlich Durst bekommen zu haben.
»Wer von Ihnen nicht kauft, soll wenig später viel Ärger haben«, faßte Mike Rander zusammen. Er folgte Hazelman, der die Hausbar inzwischen erreicht hatte. Der Wohnungsinhaber ging um den kleinen Tresen herum und langte nach einem Glas. Er tat sehr harmlos.
»Wollen Sie mir etwa Erpressungen unterstellen?« fragte Hazelman aufgeregt.
»Richtig«, bestätigte der junge Anwalt. »Und da liegt es doch verdammt nahe, daß Sie Ihre Masche auch innerhalb der Kunst-Szene abziehen wollen, Hazelman.«
»Jetzt langt’s mir aber«, brüllte der Werbeartikel-Verkäufer und griff blitzschnell unter den Tresen. Er zerrte einen Revolver hervor, doch er kam nicht mehr dazu, ihn auf Rander oder Parker zu richten.
Der