Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Unwillig und ohne ihre Tochter eines Blickes zu würdigen, schüttelte Charlotte die Hand ab. Unverwandt starrte sie Daniel an, der sichtlich erschrocken war.
»Bernhard ringt mit dem Tod? Davon weiß ich ja gar nichts«, gab er zurück und wollte an Mutter und Tochter vorbei in die Intensivstation stürzen, um sich Gewissheit über Bernhards Zustand zu verschaffen.
Teresa hinderte ihn daran.
»Halt. Meine Mutter übertreibt mal wieder schamlos«, hielt sie ihn ab. »Sie macht sich Sorgen, weil er immer noch nicht reagiert.«
Erleichtert atmete Daniel auf.
»Aber ich hab dir doch gestern schon gesagt, dass es uns gelungen ist, die Blutung auszuräumen. Danach haben wir Bernhard in ein künstliches Koma versetzt, damit sich der Körper erholen kann.« Er winkte die beiden Frauen mit sich. Dieses Thema wollte er nicht unbedingt auf dem Klinikflur diskutieren und zog die geschützte Atmosphäre des Schwesternzimmers vor.
»Und wie lange dauert das?«, fragte Charlotte und sah hinüber zur Oberschwester, die über den Dienstplan gebeugt am Tisch saß.
»Mama!«, ermahnte Teresa ihre Mutter erneut und diesmal deutlich ungeduldiger, bevor sie sich wieder an Daniel wandte. »Es ist egal, wie lange es dauert. Hauptsache, mein Vater wird wieder ganz gesund«, versicherte sie mit Nachdruck.
So gern Daniel ihr dieses Versprechen gegeben hätte, so wenig konnte er es.
»Ehrlich gesagt ist eine Prognose schwierig.« Sein Blick wanderte durch die Scheibe, die die Intensivstation vom Schwesternzimmer trennte. Er blickte direkt auf Bernhard Beer, der schlafend im Bett lag. Die Kabel und Schläuche, mit denen sein Körper verbunden war, wirkten beängstigend. »Wir müssen auf jeden Fall mit einem langwierigen Heilungsprozess und einem längeren Aufenthalt in einer Reha-Klinik rechnen.«
Teresas Augen wurden schmal.
»Sie glauben also, dass etwas zurückbleibt?«, fragte sie und bemühte sich, ihre tiefe Sorge so gut es ging zu unterdrücken.
Daniel zögerte. Nachdenklich wiegte er den Kopf.
»Zunächst einmal sollten wir nicht mit dem Schlimmsten rechnen«, versuchte er dann, wenigstens ein bisschen Optimismus zu verbreiten.
Diese Worte erreichten auch Charlotte Beer, die stumm neben den beiden stand. Sie blickte auf, und in ihren Augen lag ein Hauch von Hoffnung.
»Können wir zu Bernhard? Ich möchte ihn so gerne sehen.«
»Natürlich könnt ihr zu ihm«, erwiderte Daniel, obwohl er nicht sicher war, ob Charlottes Besuch dazu angetan war, Bernhard zu beruhigen. Auch wenn er weit weg schien, war es möglich, dass Teile seines Unterbewusstseins die schlechte Stimmung aufnahmen. Trotzdem brachte er es nicht über sich, Charlotte direkt abzuweisen. »Aber da ihr sowieso nicht mit ihm reden könnte wäre es vielleicht besser, wenn ihr nach Hause fahren und euch ausruhen würdet. Die nächste Zeit wird mit Sicherheit anstrengend genug werden«, versuchte er es auf diplomatische Art und Weise.
Doch wenn Dr. Norden gedacht hatte, die gestresste Freundin mit vernünftigen Argumenten überzeugen zu können, so hatte er sich geirrt.
»Kommt nicht in Frage«, lehnte Charlotte entschieden ab. »Ich bleibe auf jeden Fall bei ihm.«
»Gut«, stimmte Daniel nach kurzer Bedenkzeit schließlich zu. »Aber zuerst würde ich gern nach ihm sehen.«
Damit waren sowohl Charlotte als auch Teresa einverstanden und verabschiedeten sich von dem engagierten Arzt.
Während sie im Schwesternzimmer auf die Erlaubnis warteten, Bernhard zu besuchen, sah Charlotte versonnen auf die Uhr.
»Ach, du Schande!« Ihr kam plötzlich ein Gedanke in den Sinn. »Ich hab ja ganz vergessen, dass in einer halben Stunde ein paar Kunden kommen, um eine Reise zu buchen.«
»Dann ruf sie an und sag ab«, empfahl Teresa ihrer Mutter spontan.
Doch die Reisefachfrau schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Wir brauche jeden Auftrag.« Dabei wagte sie kaum, ihrer Tochter in die Augen zu sehen.
Teresa war sichtlich entsetzt.
»Spielt das denn im Augenblick eine Rolle?«, fragte sie schroff. »Da drüben liegt Papa im Koma, und du denkst an Geld?«
Diesen Einwand ihrer Tochter verstand Charlotte ausnahmsweise einmal.
»Ich weiß, dass das dumm klingt. Aber gerade jetzt können wir es uns nicht erlauben, einen Auftrag zu verlieren. Ich will, dass Papa die beste Reha bekommt, die es gibt«, erklärte sie leidenschaftlich und blickte durch das Fenster auf ihren schlafenden Mann. Mit dem Kopfverband, verbunden mit Kabeln und Schläuchen, wirkte er viel kleiner und verletzlicher als sonst. Ihr Herz zog sich zusammen vor Angst. »Selbst wenn ich sie aus eigener Tasche bezahlen muss.«
Auch Teresas Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
»So viele Reisen kannst du in deinem Leben nicht mehr verkaufen, dass du Papa wirklich helfen kannst!«, entfuhr es ihr bitter.
Charlotte bekam diese Anspielung in den falschen Hals und lächelte sarkastisch.
»Das würde wahrhaft anders aussehen, wenn uns unsere einzige Tochter nicht im Stich gelassen hätte.«
Teresa zögerte. Ihr lag ein weiterer bissiger Kommentar auf den Lippen, den sie sich aber wohlweislich verkniff. Auf keinen Fall wollte sie einen Streit vom Zaun brechen. Nicht in dieser Situation. Und schon gar nicht in der Klinik.
»Ich fahr in den Laden und kümmere mich um die Kundschaft«, bot sie daher friedfertig an.
Einen Moment lang war Charlotte überrascht. Dann lächelte sie und nickte.
»Danke!« Mehr sagte sie nicht.
*
»Anneka, was ist denn mit dir los?« Als die Schwester ihres Freundes mit verweinten Augen in der Bäckerei Bärwald auftauchte, legte Tatjana Bohde sofort das Geschirrtuch zur Seite, mit dem sie die noch warmen Kaffeetassen aus der Spülmaschine abtrocknete. Zum Glück war das kleine Café im Augenblick leer. Tatjana eilte um den Tresen herum und legte fürsorglich den Arm um die schmalen Schultern der jungen Frau. »Du siehst ja aus wie ein Gespenst.«
»Vielen Dank für die Blumen«, lächelte Anneka schief und wischte sich mit dem Jackenärmel über die feuchten Wangen. »Aber wahrscheinlich hast du sogar recht. Genauso fühl ich mich nämlich auch.« Vom Weinen waren ihre Augen feuerrot, und die Wimperntusche war verschmiert.
Tatjana hingegen sah wie immer makellos aus. Ihre bestechend blauen Augen strahlten mit ihrer Haut um die Wette, sodass sich Anneka noch mehr fühlte wie ein hässliches Entlein.
»Das war wohl nichts mit dem neuen Oberteil und Leons faszinierten Blicken. Er hat es noch nicht mal bemerkt«, erklärte sie bitter und atmete den verführerischen Kaffeeduft ein, der durch die kleine Bäckerei zog.
Tatjana bemerkte es und deutete hinüber ins Café.
»Setz dich schon mal da hinten an den kleinen