Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 8
»Nicht nur, dass Leon eineinhalb Stunden zu spät gekommen ist. Er geht nächste Woche auch noch nach Australien«, platzte sie gleich darauf mit den entsetzlichen Neuigkeiten heraus.
Ein Glück, dass die Vorräte an Tränen inzwischen verbraucht waren. So konnte sie wenigstens halbwegs flüssig erzählen, was in dem Café vorgefallen war.
Tatjana wirkte entrüstet, aber nicht ganz so, wie Anneka es insgeheim erwartet hatte. Die empörten Schimpftiraden blieben aus.
»Na ja, du wusstest von Anfang an, dass ihm sein Sport wahnsinnig wichtig ist«, gab sie, vernünftig wie sie war, zu bedenken. »So hast du ihn kennen und lieben gelernt. Ohne sein Tennis wäre er nicht der Mann, der er ist.«
»Ja, schon!«, gestand Anneka kleinlaut und zupfte eine Rosine aus einem Rosinenbrötchen. »Die Leidenschaft für seinen Sport hat ihn schon zu was Besonderem gemacht. Aber ich dachte irgendwie, dass er nach der Bandscheibengeschichte ein neues Leben anfangen will.«
»Ach, Süße!«, seufzte Tatjana. Sie drückte Anneka an sich. »Ich weiß, es ist kein Trost. Aber vielleicht solltest du es nicht zu schwer nehmen. Manchmal tut es einer Beziehung auch ganz gut, wenn man sich nicht so oft sieht.«
Über diese Bemerkung musste Anneka dann doch lachen, auch wenn es ein freudloses Lachen war.
»Das mag ja gut und schön sein, wenn man schon länger zusammen ist wie Danny und du. Aber Leon und ich haben uns ja erst vor ein paar Wochen nach Jahren wiedergetroffen. Es wäre wirklich schön, ihn ein bisschen besser kennenzulernen«, stellte sie fest. Sie zupfte eine weitere Rosine aus dem süßen Gebäck und knabberte unglücklich daran.
»Da hast du natürlich auch wieder recht«, stimmte Tatjana dieser Ansicht zu und biss nachdenklich in eine Rosinenschnecke. Eine Weile kaute sie stumm. Dann huschte ein Leuchten über ihr Gesicht. »Vielleicht hat er einfach noch nicht gelernt, was es heißt, eine Bindung einzugehen. Schließlich ist er schon seit vielen Jahren von zu Hause weg und hatte kein Familienleben mehr. So was prägt natürlich.«
»Was meinst du damit?« Anneka legte den Kopf schief und sah Tatjana forschend an.
»Ich meine, dass du ihn mal ein bisschen aus der Reserve locken solltest. Vielleicht geht ihm dann auf, was ihm fehlen würde, wenn du plötzlich nicht mehr an seiner Seite bist. Geh mal nicht mehr bei jedem Telefonat ran. Steh nicht immer zur Verfügung, wenn er zufällig Zeit und Lust hat. Bleibe eine eigenständige Persönlichkeit«, machte sie einen vernünftigen Vorschlag.
Zu ihrer eigenen Überraschung musste Anneka plötzlich lachen.
»Dann habe ich ja instinktiv genau das Richtige getan«, grinste sie, schon wieder halbwegs getröstet, und erzählte Tatjana von ihrer kleinen Urlaubsschwindelei. »Ich war so sauer auf ihn, dass ich dachte, ich muss ihm zeigen, dass ich nicht auf ihn angewiesen bin.«
»Ich bin stolz auf dich!«, lobte Tatjana ihre jugendliche Freundin. »Und ich wette, dass das Ergebnis nicht lange auf sich war…" Ein dumpfes Klingeln unterbrach sie, und Anneka begann, in ihrer Tasche nach dem Mobiltelefon zu kramen. Als sie es herauszog, war der Anrufer auf die Mailbox umgeleitet worden. »Lass mich raten! Das war Leon.«
»Stimmt!«, frohlockte Anneka. »Dabei hat er vorhin noch behauptet, dass sein Akku leer ist.« Einen Moment lang war sie versucht, ihn zurückzurufen.
Doch sie tat es nicht. Stattdessen steckte sie tapfer das Handy zurück in die Tasche und brach gemeinsam mit Tatjana in belustigtes Gelächter aus.
*
Charlotte Beer verbrachte ein paar Stunden am Bett ihres Mannes, bis sie einsah, dass ihr Freund Daniel Norden recht hatte. Bernhard schlief tief und fest, und sie konnte nichts anderes für ihn tun als dazusitzen und seine Hand zu streicheln.
»Wollen Sie wirklich nicht heimgehen, Frau Beer?«, erkundigte sich die Intensivschwester Lisa, als sie sah, wie Charlotte zum wiederholten Male gähnte. »Ihr Mann ist gut versorgt bei uns. Und Sie werden Ihre Kraft noch brauchen für die Zeit, wenn er erst wieder zu Hause ist«, wiederholte sie, ohne es zu ahnen, Daniel Nordens Worte.
Charlotte sah ihren Mann fragend an. Dann nickte sie.
»Wahrscheinlich haben Sie recht. Vielleicht sollte ich wirklich nach Hause gehen und mich ein bisschen ausruhen.« Leise seufzend stand sie auf und zögerte noch einen Moment. Dann beugte sie sich übers Bett und küsste Bernhard auf die blasse, eingefallene Wange, ehe sie sich auf den Weg ins Reisebüromachte.
Dort wurde sie schon von ihrer Tochter Teresa erwartet. Die junge Tourismusmanagerin saß am Schreibtisch ihres Vaters und hob den Kopf, als Charlotte eintrat.
»Und? Wie geht es Papa?«, fragte sie.
Erschöpft ging Charlotte hinüber zur Anrichte, wo stets eine Kanne mit Kaffee und eine Karaffe mit frischem Wasser bereit stand. Bevor sie antwortete, schenkte sie sich ein Glas Wasser ein und trank in großen Schlucken. Als sie den ersten Durst gestillt hatte, drehte sie sich zu ihrer Tochter um.
»Bernhard kann ja nichts sagen. Er sieht aus, als würde er schlafen. Wenn die ganzen Kabel und Schläuche nicht wären …"
Teresa biss sich auf die Lippe und senkte den Kopf.
»Ich hab solche Angst um ihn.«
Auch Charlotte hatte Angst um ihren Mann. Doch diesen Gedanken wollte sie nicht zulassen und ging deshalb nicht auf die Worte ihrer Tochter ein.
»Alles glatt gegangen mit dem Auftrag?«, fragte sie stattdessen und ging hinüber zu ihrem Schreibtisch.
»Kein Problem!«, winkte Teresa ab. »Du hattest ja alles schon bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Wie immer.«
»Das ist eben der Service, den die Kunden besonders zu schätzen wissen. Deshalb kommen sie immer wieder in unser Reisebüro«, rechtfertigte sich Charlotte und setzte sich ihrer Tochter gegenüber auf ihren Stuhl.
Im ersten Augenblick war Teresa versucht, einen Kommentar zu den aufwändig aufbereiteten Reisen abzugeben. Doch dann überlegte sie es sich anders.
»Übrigens war da ein Anruf von einer Firma. Ein gewisser Herr Antonin hat angefragt, ob ihr das leer stehende Büro vermieten würdet.«
Empört blickte Charlotte auf.
»Wie kommt er denn auf die Idee? Und woher weiß er überhaupt, dass wir so einen Raum haben?«
Ratlos zuckte Teresa mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Aber ehrlich gesagt finde ich die Idee gar nicht so schlecht. Er hat ein richtig gutes Angebot gemacht.«
Doch davon wollte Charlotte nichts wissen.
»Kommt überhaupt nicht in Frage! Diese Räume hier sind unsere Existenzgrundlage. Die vermieten wir nicht.«
Teresa traute ihren Ohren kaum.
»Na