Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер
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Fühlt Ihr Euch jetzt nicht besser, Vater? fragte Hetty, das Buch zumachend. Mutter fühlte sich immer besser, wenn sie in der Bibel gelesen.
Wasser! versetzte Hutter hierauf, gib mir Wasser, Judith. Ich bin nur begierig, ob meine Zunge immer so heiß bleiben wird! Hetty, steht nicht auch Etwas in der Bibel von dem Kühlen der Zunge eines Mannes, der in den Flammen der Hölle Pein litt?
Judith wandte sich entsetzt ab; Hetty aber suchte eifrig den Abschnitt, den sie dem von seinem Gewissen gequälten Opfer seiner habgierigen Anschläge laut vorlas.
Das ist es, arme Hetty; ja das ist es. Meine Zunge bedarf jetzt der Kühlung; wie wird es drüben sein?
Diese Frage machte selbst die vertrauensvolle Hetty stumm, denn sie hatte für eine so verzweiflungsschwere Frage keine Antwort bereit. Wasser, so lange es dem Leidenden Erleichterung gewährte, vermochten ihm allein die Schwestern zu geben; und von Zeit zu Zeit ward es dem Munde des Dulders gereicht, wenn er danach verlangte. Selbst Judith betete. Und Hetty, sobald sie fand, dass ihre Bemühungen, ihres Vaters Aufmerksamkeit für ihre Texte zu gewinnen, von keinem Erfolg mehr gekrönt waren, kniete neben ihm hin, und sagte andächtig die Worte her, welche der Erlöser als Muster für menschliche Bitten zu Gott hinterlassen hat. Damit fuhr sie, in Zwischenräumen, fort, so lange sie glaubte, dass dieser Akt dem Sterbenden wohltun könne. Aber Hutter’s Kräfte erhielten sich noch länger, als die Mädchen für möglich gehalten hätten, wie sie ihn zuerst fanden. Zu Zeiten sprach er vernehmlich, öfter aber bewegten sich seine Lippen nur, um Töne auszustoßen, welche dem Geist keine deutliche Vorstellung gaben. Judith lauschte gespannt, und sie hörte die Worte: ›Gatte‹, ›Tod‹, ›Seeräuber‹, ›Gesetz‹, ›Skalpe‹ und verschiedene andere von ähnlicher Wichtigkeit, obgleich kein Satz den eigentlichen Zusammenhang dessen erläuterte, was sie aussprechen sollten. Doch waren sie hinlänglich bedeutsam, um von einer Person verstanden zu werden, deren Ohr die Gerüchte nicht überhört hatte, welche gegen den guten Namen ihres vermeintlichen Vaters im Umlauf waren, und deren Kombinationskraft eben so rasch, als ihre Fassungskraft lebhaft und aufmerksam war.
Während der ganzen peinlichen Stunde, die nun folgte, dachte keine der beiden Schwestern so viel an die Huronen, um ihre Wiederkunft zu fürchten. Es schien, als hätte ihr Jammer und ihre Betrübnis sie über die Gefahr einer solchen Störung hinausgesetzt; und als endlich der Ton von Rudern gehört wurde, erschrack selbst Judith, welche allein Grund hatte, den Feind zu furchten, nicht, sondern begriff sogleich, dass die Arche in der Nähe sein müsse. Sie trat furchtlos auf die Plattform, denn wenn es sich auch zeigen sollte, dass Hurry nicht da, und die Huronen Meister der Fähre waren, war Flucht unmöglich. Dann besaß sie auch die Art von Zuversicht, welche der höchste Jammer einzuflößen pflegt. Aber es war kein Grund zu einer Unruhe vorhanden – Chingachgook, Hist und Hurry standen alle auf dem offenen Teil der Fähre, und besichtigten vorsichtig das Gebäude, um sich von der Abwesenheit des Feindes zu versichern. Auch sie hatten die Abfahrt der Huronen gesehen, so wie das Herankommen des Canoe’s der Mädchen an das Castell, und auf den letztern Umstand bauend, hatte March die Fähre auf die Plattform zugesteuert. Ein Wort genügte zu erklären, dass Nichts zu fürchten sei, und bald schwankte die Arche auf ihrem alten Ankerplatz.
Judith sagte kein Wort von dem Zustand ihres Vaters, aber Hurry kannte sie zu gut, um nicht zu merken, dass irgend etwas besonders Schlimmes vorgefallen. Er ging voran in das Haus, obwohl nicht ganz mit seinem gewöhnlichen, kecken und zuversichtlichen Wesen, und als er in das innere Gemach gelangte, fand er da Hutter auf dem Rücken liegend, und Hetty neben ihm sitzend, die ihm mit frommer Sorgfalt Kühlung zufächelte. Die Vorfälle des Morgens hatten eine merkliche Veränderung in Hurry’s Wesen zur Folge gehabt. Trotz seiner Geschicklichkeit als Schwimmer, und der Geistesgegenwart, mit welcher er das einzige Mittel, das ihn noch retten konnte, ergriffen, hatte doch sein hilfloser Zustand im Wasser, an Händen und Füßen gebunden, einen ähnlichen Eindruck auf ihn gemacht, wie nach der Erfahrung das drohende Herannahen der Strafe auf die meisten Verbrecher; hatte einen lebhaften Eindruck von den Schrecken des Todes in seinem Gemüte zurückgelassen, und dies dazu in Verbindung mit der Vorstellung von physischer Hilflosigkeit; – und die Kühnheit dieses Mannes war weit mehr die Folge ungeheurer physischer Kräfte, als von Willensstärke, oder auch von hitzigem Temperament. Solche Helden verlieren unausbleiblich einen großen Teil ihres Muts mit der Lähmung oder Beschämung ihrer Stärke, und obgleich Hurry jetzt ohne Bande, und so kräftig wie immer war, waren doch die Ereignisse noch zu frisch, als dass die Erinnerung an seinen kürzlich durchgemachten kläglichen Zustand schon irgend wäre geschwächt gewesen. Wäre er hundert Jahre alt geworden, die Begebnisse der wenigen gefahrvollen Minuten, die er im See zugebracht, würden einen dämpfenden Einfluss auf seinen Charakter, wenn auch nicht immer auf sein Benehmen geübt haben.
Hurry war nicht bloß entsetzt, als er seinen Genossen von Kurzem her in dieser verzweiflungsvollen Lage fand, sondern auch höchlich überrascht. Während des Kampfes in dem Gebäude war er selbst viel zu sehr in Anspruch genommen gewesen, als dass er sich hätte darum bekümmern sollen, was aus seinem Kameraden geworden, und da gegen ihn keine tödliche Waffe war gebraucht worden, man sich vielmehr alle Mühe gegeben hatte, ihn unversehrt zu fangen, glaubte er natürlich, Hutter sei überwältigt worden, während er sein Entkommen seiner gewaltigen Körperstärke und einem glücklichen Zusammentreffen außerordentlicher Umstände verdankte. Der Tod, in der Stille und in dem trüben Ernst eines Zimmers, war ihm etwas Neues. Obgleich an Szenen von Gewalttätigkeit gewöhnt, war es ihm doch ganz fremd, an einem Bette zu sitzen, und den matten Schlag des Pulses zu beobachten, wie er allmälig schwächer und schwächer wurde. Trotz des in seiner Gemütsstimmung vorgegangenen Wechsels konnte er doch die Angewöhnungen eines Lebens nicht in einem Augenblick ganz bei Seite werfen und in seinem Benehmen verleugnen, und die unerwartete Szene entlockte dem Grenzmann eine ganz charakteristische Rede.
Nun wie steht’s, alter Tom! sagte er, haben Euch die Vagabunden einen Vorteil abgewonnen, dass Ihr nicht nur unten zu liegen gekommen, sondern wohl auch liegen bleiben werdet! Ich vermutete Euch allerdings als Gefangenen, aber glaubte nicht, dass Ihr so hart mitgenommen wäret.
Hutter öffnete seine gläsernen Augen und stierte den Redenden wild an. Ein Strom verworrener Erinnerungen stürmte beim Anblick des Mannes, der so kurz noch sein Kamerade gewesen, auf seinen verstörten Geist ein. Es war unverkennbar, dass er mit seinen eigenen Fantasiebildern kämpfte, und das Wirkliche vom Eingebildeten nicht zu unterscheiden vermochte.
Wer seid Ihr? fragte er mit heiserem, hohlem Flüstern, denn seine ermattende Kraft weigerte sich, ihn zu einer lauteren Erhebung seiner Stimme zu unterstützen. Wer seid Ihr? – Ihr seht aus wie der Bootsmann von dem Schnee – er war auch ein Riese, und hätte uns beinahe überwältigt.
Ich bin Euer Bootsmann, Floating Tom, und Euer Kamerade, habe aber Nichts mit Schnee zu schaffen. Es ist jetzt Sommer, und Harry March verlässt immer die Berge sobald nach dem Eintreten des Frosts als irgend tunlich.
Ich kenne Euch – Hurry Skurry – ich will Euch einen Skalp verkaufen! – einen gesunden und von einem ausgewachsenen Mann – Was gebt Ihr dafür?
Armer Tom! Dies Geschäft mit Skalpen ist gar nicht gewinnreich ausgefallen, und ich bin ziemlich entschlossen, es aufzugeben, und einen minder blutigen Beruf zu ergreifen.
Habt Ihr einen Skalp? Meiner ist fort – Wie fühlt es sich, wenn man einen Skalp hat? – Ich weiß wie es sich