Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер страница 163
An jenem Tage schlenderten zwei Männer an dem Ufer eines kleinen aber reißenden Stroms, ungefähr eine Tagreise von dem Lager Webbs, als harrten sie der Ankunft eines Dritten, oder der Annäherung eines erwarteten Ereignisses. Das weite Laubdach des Waldes dehnte sich an dem Rande des Flusses aus, indem es das Wasser überhing und seine dunkeln Fluten mit noch tieferem Dunkel überschattete. Die Strahlen der Sonne fingen bereits an schwächer zu werden, und die übermäßige Hitze des Tages sich zu mildern, während kühlere Dünste von Quellen aus ihren Laubbetten emporstiegen und sich mit der Atmosphäre vermischten. Immer noch herrschte in dieser Einsamkeit jene Stille, welche die drückende Schwüle einer amerikanischen Juli-Landschaft charakterisiert, und wurde nur von den leisen Stimmen der Männer, dem gelegentlichen, müden Picken eines Waldspechts, dem unharmonischen Schrei eines bunten Hehers, oder dem dumpfen Rauschen eines entfernten Wasserfalls unterbrochen.
Diese schwachen und abgebrochenen Laute waren jedoch den Waldbewohnern zu vertraut, als dass sie ihre Aufmerksamkeit von dem interessanteren Gegenstand ihrer Unterhaltung abgezogen hätten. Während einer dieser müßigen Wanderer die rote Haut und den wilden Aufzug eines Eingebornen der Wälder hatte, zeigte der andere unter der Hülle roher und fast wilder Bekleidung die hellere, wenn gleich sonnverbrannte und lang verwitterte Farbe Eines, der auf europäische Abstammung Anspruch machen durfte. Der eine saß auf dem Rand eines bemoosten Baumstammes in einer Stellung, die ihm vergönnte, die Wirkung seiner ernsten Rede durch die ruhigen und ausdrucksvollen Gebärden des in einem Streitgespräche begriffenen Indianers zu erhöhen. Sein beinahe nackter Leib bot ein schreckhaftes Sinnbild des Todes dar, durch die verschlungene Mischung weißer und schwarzer Farbenzüge. Sein kahl geschorner Kopf, auf dem kein andres Haar, als der wohlbekannte, ritterliche Skalpirschopf1 belassen worden, war ohne anderen Putz, als eine einzige Adlersfeder, die über seinen Scheitel lief und auf die linke Schulter herunter hing. Ein Tomahawk und ein Skalpirmesser von englischer Arbeit stacken in seinem Gürtel, während eine Büchse von der Art, womit die Politik der Weißen ihre wilden Verbündeten bewaffnete, nachlässig über seinen bloßen, sehnigen Knien lag. Die gewölbte Brust, die vollgeformten Glieder und die ernste Haltung dieses Kriegers schienen anzudeuten, dass er sich in der Vollkraft seines Lebens befinde, ohne noch Spuren der Abnahme seiner Mannheit zu fühlen.
Die Gestalt des Weißen glich, nach den Körperteilen zu schließen, welche er nicht mit dem Kleide bedeckte. Jemand, der seit seiner frühesten Jugend Mühseligkeiten zu ertragen und Anstrengungen zu machen gelernt hatte. Seine Person, obgleich muskulös, war eher mager, als voll; aber jeder Nerv und Muskel schien gedrungen und durch unausgesetzte Anstrengung und Arbeit abgehärtet. Er trug ein waldgrünes Jagdhemd2 mit verwittertem Gelb besetzt, und eine Sommermütze von geschornem Fell. Auch er trug ein Messer in einem Wampumgürtel, gleich dem, der die ärmliche Bekleidung des Indianers umschloss, aber keinen Tomahawk. Seine Moccasins3 waren nach der Weise der Eingebornen verziert, während der einzige Teil seiner untern Bekleidung, der unter dem Jagdrock sichtbar war, aus ein Paar bockledernen Kamaschen bestand, die, auf beiden Seiten verbrämt, über dem Knie mit Hirschsehnen befestigt waren. Eine Jagdtasche und ein Pulverhorn vollendeten seinen Anzug, und eine Büchse4 von großer Länge, welche die Theorie der erfahrneren Weißen die Waldbewohner als die gefährlichste Feuerwaffe betrachten ließ, lehnte an einem benachbarten Bäumchen. Das Auge des Jägers oder Kundschafters, was immer er sein mochte, war klein, lebhaft, scharf und unruhig, und rollte, während er sprach, in allen Richtungen umher, als ob er ein Jagdwild suchte oder die plötzliche Annäherung eines Feindes besorgte. Trotz tiefer Symptome gewohnten Misstrauens verriet sein Gesicht nicht nur keine Tücke, sondern trug in dem Augenblick, da er sprach, sogar das Gepräge offener Rechtlichkeit.
Selbst eure Überlieferungen sprechen für mich, Chingachgook, entgegnete er in einer Sprache, welche allen Eingebornen, die früher das Land zwischen dem Hudson und dem Potomak bewohnten, bekannt war, und von der wir zu Gunsten des Lesers eine freie Übersetzung geben, aber zugleich darauf Bedacht nehmen werden, einige Eigentümlichkeiten, sowohl des Individuums als des Ausdrucks beizubehalten. Eure Väter kamen von der untergehenden Sonne her, gingen über den großen Fluss,5 kämpften mit dem Volke des Landes und nahmen dieses weg; die Meinigen kamen vom roten Morgenhimmel über den Salzsee und taten ganz nach dem Beispiel, das die Eurigen ihnen gegeben hatten. So lass denn Gott unsere Sache entscheiden, und Freunde darüber keine Worte verlieren.
Meine Väter fochten mit dem nackten roten Mann, versetzte der Indianer ernst, in der nämlichen Sprache. Ist kein Unterschied, Hawk-eye (Falkenauge), zwischen dem steingespitzten Pfeil des Kriegers und der bleiernen Kugel, womit ihr tötet?
Ein Indianer hat Verstand, wenn ihm gleich die Natur eine rote Haut gegeben hat, sprach der Weiße, den Kopf schüttelnd, gleich einem, bei dem eine solche Berufung auf seine Gerechtigkeit nicht weggeworfen war. Einen Augenblick schien es ihm, als ob er im Nachteil wäre; dann aber nahm er sich zusammen und beantwortete den Einwurf seines Gegners so gut, als seine beschränkten Kenntnisse ihm gestatteten: Ich bin kein Schriftgelehrter und schere mich auch den Henker um ihre Weisheit; wenn ich aber nach dem urteile, was ich bei meinen Jagden auf die Hirsche und Eichhörnchen von den Burschen da unten gesehen habe, da sollt’ ich meinen, dass eine Büchse in den Händen ihrer Großväter nicht so gefährlich gewesen wäre, als ein Bogen von Nussbaumholz und eine gute Feuersteinspitze sein mochten, wenn jener mit indianischer Umsicht gespannt und diese mit einem Indianerauge entsendet wurde.
Dir wurde die Geschichte so von deinen Vätern erzählt, erwiderte der andere, mit der Hand eine verächtliche Bewegung machend. Was sagen eure alten Männer? Sagen sie den jungen Kriegern; dass die Blassgesichter den roten Männern entgegen getreten sind, die zum Krieg bemalt und mit der steinernen Streitaxt und dem hölzernen Geschoss bewaffnet waren?
Ich habe keine Vorurteile und bin nicht der Mann, der sich natürlicher Vorrechte rühmt, obgleich der schlimmste Feind, den ich habe, und der ist ein Irokese, nicht wagen darf, zu leugnen, dass ich von echt weißer Abstammung bin, sprach der Kundschafter, indem er mit geheimem Wohlgefallen die verwitterte Farbe seiner knöchernen und sehnigen Hand überblickte, und ich gestehe gerne, dass mein Volk manche Wege geht, die ich als ehrlicher Mann nicht gut heißen kann. Es ist eine ihrer übeln Gewohnheiten, dass sie in Bücher schreiben, was sie getan und gesehen haben, statt davon in ihren Dörfern zu erzählen, wo man einen feigen Prahlhans ins Gesicht Lügen strafen und der brave Soldat seine Kameraden zu Zeugen für die Wahrheit seiner Worte aufrufen kann. In Folge dieser schlechten Sitte kann ein Mensch, der zu gewissenhaft ist, um seine Tage unter Weibern und im Lernen der schwarzen Zeichen zu verschwenden, nie von den Taten seiner Väter hören, noch einen Stolz darein setzen, sie übertreffen zu wollen. Für meinen Teil glaube ich, dass alle Bumppo schießen konnten: denn ich habe ein natürliches Geschick für die Büchse, das sich von Geschlecht zu Geschlecht vererbt haben muss, da, wie unsre heiligen Gebote uns melden, alle guten und schlimmen Gaben von oben kommen, obgleich ich in solchen Dingen nicht gern für andere stehe. Aber jedes Ding hat seine zwei Seiten: so frage ich dich, Chingachgook, was begab sich nach den Überlieferungen der roten Männer, als unsre Väter sich zuerst getroffen haben?
Eine augenblickliche Stille erfolgte, während welcher der Indianer stumm da saß: dann fing er, von der Würde seines Amtes erfüllt, seine kurze Erzählung mit einer Feierlichkeit an, die dazu diente, ihre anscheinende Wahrheit zu verstärken.
Höre, Hawk-eye, und dein Ohr soll keine Lüge trinken. So haben meine Väter gesagt und die Mohikaner getan. Er zögerte einen Augenblick und heftete einen vorsichtigen Blick auf seinen Begleiter. Dann fuhr er auf eine Weise fort, die zwischen Frage und Behauptung geteilt war: Fließt nicht der Strom zu unsern Füßen dem Sommer zu, bis seine Wasser salzig werden und sein Lauf aufwärts geht?
Es kann nicht geläugnet werden, dass eure Überlieferungen in diesen beiden Stücken Wahrheit enthalten, sagte der weiße Mann: denn ich bin da gewesen und habe sie gesehen: warum aber das Wasser, das so süß im Schatten ist, in der Sonne bitter wird, weiß ich nicht und habe mir’s nie erklären können.
Und