Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman. Marie Francoise
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»Ich muß nur noch den zuverlässigen Freund spielen, die arme Annemarie über den tragischen Tod ihres geliebten Freundes hinwegtrösten und mich in dieser Zeit unentbehrlich machen«, sagte Dieter zu sich selbst. »Und in ein paar Jahren gehört das Demel-Vermögen dann mir – dafür werde ich sorgen.«
*
Der Notruf erreichte die Waldsee-Klinik gegen elf Uhr abends. Der Oberarzt, Dr. Gerrit Scheibler, hatte Nachtschicht und nahm den Anruf entgegen. Aufgrund der Beschreibung des aufgeregten Mannes mußte es ein schlimmer Unfall sein, so daß sich der Oberarzt entschloß, im Krankenwagen mitzufahren. Er informierte nur noch den Chefarzt, der heute Bereitschaftsdienst hatte, dann stieg er mit den beiden Sanitätern in den bereitstehenden Wagen.
Keine fünf Minuten später hatten sie die Unfallstelle erreicht, und Dr. Scheibler kümmerte sich sofort um den blutüberströmten Mann, der besinnungslos hinter dem Steuer saß. Er wurde auf eine fahrbare Trage gelegt und im Laufschritt zum Krankenwagen gebracht. Dr. Scheibler stieg hinten mit ein, die Türen wurden zugeschlagen, dann brauste der Wagen zur Klinik zurück.
Währenddessen verschaffte sich Dr. Scheibler schon einen ersten Überblick über die Verletzungen des jungen Mannes und stellte erstaunt fest, daß der enorme Blutverlust von heftigem Nasenbluten verursacht worden war und offensichtlich gar nichts mit dem Unfall an sich zu tun hatte.
In der Klinik bestätigte sich Dr. Scheiblers Verdacht. Die Verletzungen, die durch den Unfall entstanden waren, beschränkten sich auf Hautabschürfungen und eine kleine Platzwunde am Kopf, die zwar genäht werden mußte, aber eigentlich nicht weiter schlimm war.
»Blutgruppenbestimmung und Kreuzprobe«, ordnete er an, und die OP-Schwester Petra Dölling, die von der Nachtschwester alarmiert worden war, kam seiner Aufforderung sofort nach.
Der junge Mann bekam Bluttransfusionen und wurde auf die Intensivstation gebracht. Hier wurden ein Katheder und ein Temperaturfühler gelegt, und als Dr. Scheibler diesen kontrollierte, stellte er fest, daß sein Patient leichtes Fieber hatte.
»Er kommt zu sich, Herr Oberarzt«, erklärte Schwester Petra.
Dr. Scheibler beugte sich über den jungen Mann, dessen Lider sich jetzt langsam öffneten.
»Nicht erschrecken«, bat der Oberarzt mit ruhiger Stimme. »Sie sind im Krankenhaus. Wissen Sie, was passiert ist?«
Der junge Mann nickte schwach. »Das Auto… ich wollte bremsen… bin abgerutscht und auf das Gaspedal…« Er stockte. »Annemie… sie weiß nicht…«
»Ihre Frau?« hakte Dr. Scheibler nach.
»Meine… Verlobte…«
»Ich werde mich darum kümmern«, versprach Dr. Scheibler. »Können Sie mir Ihren Namen sagen?«
»Baumgartner«, flüsterte er. »Franz Baumgartner.« Mühsam hob er eine Hand und griff nach Dr. Scheiblers weißem Kittel. »Ich… ich muß… auf die Toilette.«
Der Oberarzt schüttelte den Kopf. »Der Reiz wird von dem Katheder verursacht, und der Druck des Temperaturfühlers ist sicher auch nicht angenehm.« Er wandte sich der Schwester zu und gab eine kurze Anweisung. Wenig später bekam er eine vorbereitete Spritze gereicht und injizierte sie Franz direkt in die Vene.
»Das Medikament wird Ihre unangenehme Situation ein bißchen erträglicher machen«, versprach er, dann setzte er sich auf die Bettkante. »Ich weiß, daß Sie sehr müde sind, aber ein paar Fragen müssen Sie mir schon noch beantworten. Seit wann haben Sie dieses heftige Nasenbluten?«
»Seit ein paar Tagen«, antwortete Franz. Jedes Wort fiel ihm schwer. Er hatte das Gefühl, als würden ihm Lippen und Zunge nicht mehr gehorchen.
»Haben Sie auch noch andere Beschwerden?« hakte Dr. Scheib-ler nach.
Franz hatte Mühe, die Augen offenzuhalten. »Gliederschmerzen… Müdigkeit… ich könnte immerzu schlafen…«
»Das dürfen Sie jetzt auch«, meinte Dr. Scheibler und stand auf. »Sagen Sie mir nur noch den Namen Ihrer Verlobten, damit ich sie benachrichtigen kann.«
»Annemie…«, flüsterte er. »Annemie…« Mit dem letzten Wort auf den Lippen schlief er ein.
»Das ist nicht viel«, meinte Schwester Petra.
Dr. Scheibler nickte seufzend. »Ich hätte ihn gleich nach Namen und Adresse seiner Verlobten fragen sollen, aber das andere war mir noch wichtiger.«
Mitleidig betrachtete Schwester Petra den jungen Mann, dann sah sie den Oberarzt an.
»Er ist sehr krank, nicht wahr?«
Dr. Scheibler nickte. »Ich fürchte, ja.«
Spontan zog die Schwester einen Stuhl an das Bett. »Ich bleibe bei ihm, bis er wieder aufwacht. Vielleicht kann er mir dann ja den Namen seiner Verlobten sagen. Sie wird sich wahrscheinlich schon Sorgen machen.«
»Wenn er auf dem Weg zu ihr war, mit Sicherheit«, stimmte Dr. Scheibler zu, überlegte kurz und fuhr dann fort: »Ich werde mir seine persönlichen Sachen ansehen. Möglicherweise finde ich einen Anhaltspunkt.«
Doch die Durchsicht von Brieftasche und Geldbörse ergab nichts. Dr. Scheibler fand zwar das Foto einer hübschen jungen Frau mit langen, dunkelblonden Haaren, und er war sicher, daß es sich bei dieser Frau um besagte Annemie handeln müsse, doch ein vollständiger Name oder gar eine Adresse waren nicht enthalten.
»Wozu auch?« murmelte sich der Oberarzt zu. »Er weiß das ja alles, und einen anderen gehen diese Dinge normalerweise nichts an.«
»Er ist kurz aufgewacht.«
Dr. Scheibler drehte sich um und sah sich Schwester Petra gegenüber.
»Annemarie Demel heißt seine Verlobte«, fuhr die junge Krankenschwester fort. »Sie wohnt in Geising drüben. Soll ich sie anrufen, oder möchten Sie das lieber selbst machen?«
Dr. Scheibler nickte. »Das wird wohl das Beste sein.« Er überlegte kurz. »Nehmen Sie dem Patienten in der Zwischenzeit Blut ab, und bringen Sie es gleich ins Labor. Ebenso eine Urinprobe.« Wieder zögerte er, dann fügte er hinzu: »Und bereiten Sie alles für eine Knochenmarkbiopsie vor.«
Schwester Petra erschrak. »Leukämie?«
Dr. Scheibler nickte. »Es spricht leider alles dafür.«
Dabei mußte er unwillkürlich daran denken, wie er selbst damals von dieser schrecklichen Krankheit heimgesucht worden war. Daß er überlebt hatte, war nur dem Mut und der Risikobereitschaft seines Freundes und Schwagers Dr. Wolfgang Metzler, dem hiesigen Chefarzt, zu verdanken gewesen.
Dr. Scheibler versuchte, diese Gedanken abzuschütteln, doch wie immer, wenn er mit Leukämie konfrontiert wurde, stand die Erinnerung an die Todesangst, die er durchlitten hatte, und an die schmerzvolle Behandlung