Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик страница 22
LUISE. O sprich nicht mehr davon, Ferdinand, – es ist geschehn, – wir können es nicht ändern, – und wollen es auch nicht andern.
RAMSTEIN. Nein, nein, wir wollen es nicht ändern. – O wie fremd bist du meiner Seele geworden, – das ist nicht Luise, die mich einst ihren Ferdinand nannte.
LUISE. Du bist mir fremd –
RAMSTEIN. Ja, denn ich gleiche dem Bilde dort nicht mehr, dies ist nicht mehr der Mann, der einst Luisens Blicke auf sich zog, – O was soll mir noch Gesundheit und Leben, da sie mich nicht mehr liebt.
LUISE. Ferdinand, es ist genug,
RAMSTEIN. O ja, ja; – O ich danke dir, Luise. Gottlob! ich fühle den Tod in meinem Innern, lange werd' ich 's nicht mehr machen, dafür hast du schon gesorgt.
LUISE. Ich? – ich? – Ferdinand, du thust mir sehr unrecht. – Ach Gott, ich habe viel um dich gelitten. – Grausamer, schon war ich aus dem Wege dich vergessen zu können, und nun kömmst du zurück, schadenfroh, wie ein boshafter Geist, mich an alles zu erinnern, was einst war und nicht mehr ist.
RAMSTEIN. O, daß es nicht mehr ist, Luise!
LUISE. Und du sagst das? – O Ferdinand, du solltest mir doch die Vorwürfe erlassen, die ich dir dann machen muß.
RAMSTEIN. Vorwürfe? Luise, mir Vorwürfe?
LUISE. Wenn ich an deinen zärtlichen Abschied denke, wenn ich daran denke, wie schmerzhaft unsre Seelen zuckten, als sie voneinander gerissen wurden, – deine ersten Briefe, alles so voll von der Sprache des Herzens, – so ganz die hingeströmte Empfindung, – und kurz nachher –
RAMSTEIN. Nun, Luise, und nachher? – O sprich, sprich weiter!
LUISE. Mich so bald zu vergessen! – Gar keine Briefe von dir, – bis ich nach einem halben Jahre durch das Gerücht erfuhr, du seist in der Schweiz verheiratet, – o Ferdinand, mein Herz war schwer verwundet, nur langsam fing es an zu genesen, – ich lernte meinen Karl kennen, und – ( eine Pause) warum antwortest du nicht?
RAMSTEIN ( mit starrem Blick, kalt). O, sprich nur weiter.
LUISE. Ich fand dich so sehr in ihm wieder, nur er noch etwas stürmischer, – meine Eltern waren indes gestorben, – sein Bitten, sein Flehn, – er liebte mich mit einer so heißen, so inbrünstigen Liebe, ach, ich war für diesen Kampf zu schwach, – ich gab ihm meine Liebe mit meiner Hand, – wir verließen meinen Geburtsort, ohne daß man wußte, wohin wir gingen, – wir zogen hieher, – und du weißt das Übrige.
RAMSTEIN. Ach, ich weiß von mir selbst nichts.
LUISE. Meinen Brief, den ich dir schrieb, vergib mir, er war kalt, – vielleicht noch etwas mehr, – ich wollte dir jede Kränkung ersparen, – darum meldete ich dir nur mit wenig Worten meine Heirat, – ich hatte von einem Fremden deinen Aufenthalt erfahren, – ich hätte dir nicht schreiben sollen, wenigstens nicht so, – dir nicht den Ort meines Aufenthalts nennen, – o wie gereute mich dieser Brief, als ich ihn abgeschickt hatte, – konnt' ich aber deinen seltsamen Entschluß auch nur ahnden! – Du kömmst zurück, mir Vorwürfe zu machen, mich zu kränken, da du selbst meine Liebe so grausam verschmäht hast; – o Ferdinand, so viel hätt' ich doch wohl um dich verdient, daß du dies nicht thatest?
RAMSTEIN. O meine Ahndungen; – ( Wehmütig lächelnd.) Luise, – ich war ja nicht verheiratet, – ach, als ich dir nicht schrieb – ( Mit einer Thräne im Auge.) da lag ich auf dem Sterbebette.
LUISE (zusammenfahrend). Sterbebette? – Krank? – krank, Ferdinand?
RAMSTEIN. O wär' ich doch gestorben, so hätt' ich deine Liebe mit ins Grab genommen. – Luise! – es sollte nicht sein.
LUISE. Krank war mein Ferdinand, nicht treulos? – O Gott, Gott! er war krank? – O vergib, vergib mir.
RAMSTEIN. Was hab' ich dir itzt zu vergeben, Luise? – Das Schicksal ist sehr grausam, – ich war so schwach, daß ich dir nicht einmal schreiben konnte, ein Brief von einer fremden Hand sollte dich nicht erschrecken, – meine überkluge Zärtlichkeit war es, die mich betrog.
LUISE. Ach, Ferdinand, warum hast du mir das gesagt? O, hättest du doch geschwiegen. – Ach, alles kömmt zurück, alles, was ich einst empfand, ach! mit boshafter Freude tritt die schöne Vergangenheit auf mich zu. Ferdinand! lieber Ferdinand, an diesem Irrtum hing mein Glück!
RAMSTEIN. Lieber Ferdinand, – o, das kömmt nicht aus deinem Herzen, es darf nicht aus deinem Herzen kommen, – kein Wunsch, kein Seufzer darf zu mir zurück über diesen furchtbaren Fels, den die Tugend zwischen uns wirft. – Du bist für mich verloren!
LUISE. Verloren bin ich, Ferdinand! – Auf dem Sterbebette war mein Ferdinand, als ich ihn verwünschte, als ich seufzte: warum hab' ich ihn je gesehn?
RAMSTEIN. Das Verhängnis spielt fürchterlich mit dem Glück der Menschen, Luise, – laß es, es ist nicht anders. (Mit Bitterkeit.) Und warum wollen wir denn auch glücklich sein, dazu wurden wir ja nicht geboren.
LUISE. O Ferdinand, hör' auf, du spaltest mein Herz –
RAMSTEIN. Von einer Woche hofft' ich zur andern, – endlich ward ich gesund, – ich schrieb – du hattest damals deinen Geburtsort schon verlassen, – mein Brief kam unerbrochen zurück.
LUISE. Gott!
RAMSTEIN. Ich stand da wie betäubt, – ich wollt' es lange nicht glauben; du hattest mich verwöhnt, Luise, ich glaubte noch an Glück in dieser Sterblichkeit, das hättest du nicht thun sollen, ich fuhr um so schrecklicher aus meinem Wahne auf.
LUISE. O Ferdinand, schone meiner!
RAMSTEIN. Nur ein fürchterlicher Trost blieb mir noch übrig, – denn daß du mich vergessen habest, daran dacht' ich nicht, – ich glaubte dich tot, – ich wollte zurückreisen, es erforschen, – dich finden, oder auf deinem Grabe sterben, – aber die Ungewißheit, die Furcht, – eine neue Krankheit warf mich aufs Lager hin.
LUISE. Ferdinand, ich war es nicht wert, ich Elende, – o Gott! du hast viel um mich gelitten.
RAMSTEIN. Viel? – O das war noch wenig. – Als ich wieder die erste Lebenskraft in meinem Körper fühlte, da erhielt ich deinen letzten Brief.
LUISE. O Himmel!
RAMSTEIN. Deinen letzten Brief. – Es waren meine letzten frohen Augenblicke, meine letzten Augenblicke der Hoffnung, – du unterschriebst dich Luise Waller. – O Luise, ich fluchte dir in den ersten Augenblicken. – Doch wem hätt' ich damals nicht geflucht: Ich verwünschte mich, die Welt, das Schicksal, deinen Brief zerriß ich mit den Zähnen. – Beschreiben kann ich dir meine Gefühle nicht, es waren die gräßlichsten Stunden meines Lebens. – Seitdem hab' ich viel erduldet, tausendfache Höllenqualen, – aber ich kann mich kaum dieses Zustandes